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Älteste „Gefriertruhe“ der Erde entdeckt

Uralter Permafrost nahe der ostsibirischen Gemeinde Batagai. Foto: Julian Murton/University of Sussex

Uralter Permafrost nahe der ostsibirischen Gemeinde Batagai. Foto: Julian Murton/University of Sussex

Permafrost-Boden in Sibieren kühlt seit 650.000 Jahre Mammuts und Wollnashörner

Dresden, 15. Juni 2021. Eine internationale Wissenschafts-Expedition um Prof. Julian Murton von der Uni Sussex hat in Sibirien den bisher ältesten bekannten Permafrost-Boden entdeckt: Wie Messungen des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR) ergeben haben, ist dieser Boden nahe der Gemeinde Batagai schon seit mindestens 650.000 Jahren vereist, teilte das HZDR mit.

Schon mehrere Warmzeiten überstanden

„Das bedeutet, dass diese Permafrostschicht bereits mehrere Kalt- und Warmzeiten überdauert hat“, erklärte der Geograph Dr. Thomas Opel vom Alfred-Wegener-Institut in Potsdam. So habe der Permafrostboden von Batagai beispielsweise besonders warme Phasen vor rund 130.000 Jahren überstanden, als es in der Arktis im Sommer rund vier bis fünf Grad wärmer war als heute.

Gefriertruhe der Erde sollte besser nicht auftauen

Diese Erkenntnis ist besonders wichtig mit Blick auf das Erdklima. Denn die tiefgefrosteten Böden von Sibirien, Skandinavien und Nordamerika sind eine Art gigantische Gefriertruhe der Erde: Sie haben großen Mengen von Biomasse eingeschlossen, also zum Beispiel längst verwelkte Pflanzen, aber auch ausgestorbene Tiere wie die Mammuts und Wollnashörner. Würden all diese Permafrost-Böden auftauen, würde dies mit hoher Wahrscheinlichkeit Bakterien aktivieren, die diese organische Masse abbauen und dabei große Mengen Kohlendioxid und Methan freisetzen würden.

In Sowjetzeiten entwaldet und aufgewühlt

Allerdings ist dieser Permafrost-Boden auch empfindlich gegen menschliche Eingriffe: Der untersuchte Permafrostboden bei Batagai lag ursprünglich rund 50 Meter unter der Erdoberfläche und konnte stabil eine Temperatur von -10 Grad halten. „Ein Teil des Hangs aber war zwischen den 1940er und 1960er Jahren teilweise entwaldet und außerdem mit schweren Kettenfahrzeugen einer nahe gelegen Mine befahren worden“, berichten die Forscher. „Dadurch ging die schützende und isolierende Pflanzendecke verloren. In der Folge taute der jüngere Permafrost an der Oberfläche im Sommer auf, bis der Boden schließlich ins Rutschen geriet und den alten Permafrost freilegte. Seit Jahren trägt das Schmelzwasser das aufgetaute Material hangabwärts, sodass ein großer Krater entstanden ist. Inzwischen ist die Abbruchkante bis zu 50 Meter tief. Zudem erodiert der Hang weiter um bis zu 30 Meter pro Jahr.“

Autor: hw

Quelle: HZDR

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt