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Mikroelektronik: Nur 5 % Anteil für China

Die in Shanghai beheimatete SMIC gehört inzwischen zu den größten Chip-Foundries weltweit und ist auch technologisch nicht mehr weit vom Weltstand entfernt. Abb.: SMIC

Die in Shanghai beheimatete SMIC gehört inzwischen zu den größten Chip-Foundries weltweit. Abb.: SMIC

„IC Insights“ zeigt Verschiebungen im Weltmarkt seit 1990 bis heute

Scottsdale, 14. April 2021. Während sich China in anderen Industriesektoren weltweit auf Spitzenpositionen vorgearbeitet hat, kommt das Reich der Mitte im globalen Halbleiter-Markt auf nur fünf Prozent Anteil. Das geht aus einer Analyse des US-Marktforschungsunternehmens „IC Insights“ aus Scottsdale hervor.

China kommt derzeit nur auf 5 % Weltmarktanteil in der Mikroelektronik. Trotz der Anlagen-Embargos, die noch Donald Trump durchgedrückt hatte, werden die Chinesen wahrscheinlich aber bald aufholen. Grafik: IC Insights

China kommt derzeit nur auf 5 % Weltmarktanteil in der Mikroelektronik. Trotz der Anlagen-Embargos, die noch Donald Trump durchgedrückt hatte, werden die Chinesen wahrscheinlich aber bald aufholen. Grafik: IC Insights

Chinesische Aufholjagd zu erwarten

Auch technologisch sind die Chinesen noch nicht ganz auf dem Stand der Zeit: Ihre führende Foundry SMIC kann Chips mit Strukturen bis hinab zu 14 Nanometern (nm = Millionstel Millimeter) herstellen. Das ist okay, kommt aber nicht die weltweit führenden Unternehmen heran, die bereits 7-nm-Halbleiter beherschen und bereits die 3-nm-Generation vorbereiten. Allerdings ist davon auszugehen, dass China hier in etwa einer Dekade technologisch und quantitativ den Anschluss ans Weltniveau schaffen wird. Gerade die Erfahrungen mit der Boykott- und Embargopolitik von US-Präsident Donald Trump (Republikaner) gegen Huawei, SMIC und andere chinesische „Champions“ dürften mit hoher Sicherheit dazu führen, dass die kommunistischen Wirtschaftslenker in Peking ihren Autarkiekurs verstärken und die eigene Chipindustrie als Schlüsselbranche für die gesamte chinesische Wirtschaft technologisch hochpäppeln werden.

Nur 6 % aller Computer-Chips kommen aus Europa

Ob das den Europäern auch gelingen wird – beziehungsweise mit welcher Energie sie solche strategischen Ziele überhaupt verfolgen – steht da auf einem ganz anderen Blatt. In der Praxis ist nämlich der europäische Mikroelektronik-Marktanteil über die Jahre hinweg immer weiter gesunken: Lag er 1990 noch bei neun Prozent, ist er inzwischen auf sechs Prozent abgesackt – statt auf 20 Prozent zu steigen, wie es sich die EU-Kommission gewünscht hatte.

Besonders ins Auge fällt der steile Abstieg Japans als einst führende Halbleiter-Nation. Aber auch Europa hat sich hier nicht mit Ruhm bekleckert: Statt bis 2020 auf 20 % Marktanteil zu kommen, wie 2013 von EU-Kommissarin Neelie Kroes verkündet, ist Europas Halbleiteranteil auf 6 % gesunken. Grafik: IC Insights

Besonders ins Auge fällt der steile Abstieg Japans (rote Linie) als einst führende Halbleiter-Nation. Aber auch Europa hat sich hier nicht mit Ruhm bekleckert: Statt bis 2020 auf 20 % Marktanteil zu kommen, wie 2013 von EU-Kommissarin Neelie Kroes verkündet, ist Europas Halbleiteranteil (grüne Linie) auf 6 % gesunken. Grafik: IC Insights

Einst Führungsmacht, nun nur noch auf Europa-Niveau: Japan hat stark an Boden verloren

Noch drastischer ist allerdings der Abstieg Japans als einst führende Halbleiternation anzusehen: Erwirtschaftete Nippon 1990 noch die Hälfte aller Umsätze, die damals weltweit mit Mikroelektronik realisiert wurden, ist das Land inzwischen auf europäisches Niveau abgesackt und kommt nur noch auf sechs Prozent Weltmarktanteil.

USA vorneweg

Nordamerika mit der USA vorneweg, dass von Anfang an stark in der Halbleiterei war, konnte seine Positionen weiter ausbauen: Mittlerweile kommen die Nordamerikaner auf 55 Prozent Weltmarktanteil. Südkorea und Taiwan kommen in dieser Statistik zusammen auf 28 Prozent Anteil.

Die richtig großen Foundries stehen in Asien

Diese Platzierungen sind allerdings zum Teil auch dem Umstand geschuldet, dass „IC Insights“ diesmal reine Auftragsfertiger („Foundries“) nicht mitgezählt hat, sondern nur Unternehmen, die Chips auch selbst entwerfen. Dies verdeckt insofern etwas eine Entwicklung, die in jüngerer Zeit an Dynamik gewonnen hat: Intel in den USA zum Beispiel mag immer noch auf dem Papier der Branchenprimus sein, verliert in der Praxis aber an Innovationskraft in den Fertigungstechnologien und auch in einigen Segmenten an Marktpositionen. Dafür profilieren sich TSMC in Taiwan als reine Foundry und Samsung als Mischkonzern in Südkorea als die dominanten Auftragsfertiger für das wachsende Heer fabrikloser Chipfirmen. Zwar hat der neue Intel-Konzernboss Pat Gelsinger erst vor wenigen Tagen angekündigt, 20 Milliarden Dollar in neue Fabriken, in Prozesstechnologien und damit auch in die eigenen Foundry-Aktivitäten zu investieren. Aber der Vorsprung von TSMC und Samsung bei der Fertigung von neuesten Chips ist inzwischen schon deutlich sichtbar.

Die Lithografie-Abteilung im X-Fab-Chipwerk in Dresden. Foto: X-Fab

Die Lithografie-Abteilung im X-Fab-Chipwerk in Dresden. Foto: X-Fab

Zu beachten ist in dieser Übersicht auch, dass die Analysten hier alle Chipfabriken immer dem Hauptsitz des Mutterunternehmens zugeordnet haben. Das führt zum Beispiel im Falle von Globalfoundries dazu, dass dessen Megafab in Dresden nicht Europa, sondern den USA zugerechnet wird. Ähnliches gilt für die Intel-Fabriken in Irland. Wie andere Analysen in der Vergangenheit gezeigt haben, ändert diese Berechnung aber nicht viel am europäischen Weltmarktanteil, der gelegentlich auch auf sieben oder acht Prozent veranschlagt wird.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quelle: IC Insights

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt