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Gurgeln gegen Corona

Forscher Stephan Riesenberg (links) und Lukas Bokelmann (rechts) im Labor am  Klinikum St. Georg in Leipzig. Foto: MPI f. evolutionäre Anthropologie

Die Forscher Stephan Riesenberg (links) und Lukas Bokelmann (rechts) arbeiten im Labor am Klinikum St. Georg in Leipzig an ihrem Corona-Gurgeltest. Foto: MPI f. evolutionäre Anthropologie

Neuer Seuchentest aus Leipzig für die ganze Familie oder Schicht

Leipzig, 5. März 2021. Um Familien oder sogar die ganze Sicht-Belegschaft eines kleineren Altenheims auf einen Schlag auf Corona testen zu können, haben das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie (Eva) und das Krankenhaus „St. Georg“ in Leipzig einen neuen Gurgel-Massentest entwickelt. Damit können bis zu 25 Menschen auf einen Schlag getestet werden. Das geht aus einer Eva-Mitteilung hervor.

Weniger Laborausrüstung notwendig

Die Forscher und Forscherinnen setzen dabei nicht auf die quantitative Polymerase-Kettenreaktion (qPCR), die eine teure Laborausrüstung erfordert, sondern eine verbesserte Variante der „Reversen Transkriptionsschleifen-vermittelten isothermen Amplifikation“ (RT-LAMP). Die funktioniert bei konstanten Temperaturen und braucht keine aufwendigen Temperaturzyklen. „Anstelle eines Abstrichs, den viele Menschen als unangenehm empfinden, kann dieser Test auch an Gurgelproben durchgeführt werden“, betonen die Entwickler.

App zeigt Ergebnis nach einer Stunde an

Binnen einer knappen Stunde liegen die Testergebnisse visuell beziehungsweise mithilfe einer frei verfügbaren Smartphone-App vor: Orange oder rot bedeuten, dass in der Probe kein Erbgut von Sars-CoV-2-Viren auffindbar war, intensiv gelb steht für einen Virenfund. Dann kann durch weitere Untersuchungen ermittelt werden, welcher der 25 Gurgler der Virenwirt ist.

Ein Euro Netto-Testkosten pro Person

Stephan Riesenberg, Lukas Bokelmann und die anderen beteiligten Forscher nennen ihr modifiziertes Verfahren „Cap-iLAMP“. Es reduziere die Fehlerquote deutlich, betont Stephan Riesenberg. „Mit dieser Methode kann eine einzelne infizierte Probe in einem Pool mit 25 nicht infizierten Proben nachgewiesen werden, was die technischen Kosten pro Test auf nur etwa einen Euro pro Person reduziert.“ Die Technologie lasse sich auch auf andere Krankheitserreger übertragen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quelle: MPI-Eva

Wissenschaftliche Publikation:

Lukas Bokelmann, Olaf Nickel, Tomislav Maricic, Svante Pääbo, Matthias Meyer, Stephan Borte, and Stephan Riesenberg: „Point-of-care bulk testing for SARS-CoV-2 by combining hybridization capture with improved colorimetric LAMP“, Nature Communications, 5 March 2021, DOI: 10.1038/s41467-021-21627-0

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt