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Jan Vogler & Co. richten virtuellen Konzertsaal „Dreamstage“ ein

Virtuelle Bühne nicht nur für pandemische Zeiten: Dreamstage. Abb.: Bildschirmfoto (hw) von Dreamstage

Virtuelle Bühne nicht nur für pandemische Zeiten: Dreamstage. Abb.: Bildschirmfoto (hw) von Dreamstage

Konzert-Streamingplattform aus New York und Dresden soll Musikern wie Musikfreunden nicht nur in Corona-Zeiten neue Chancen eröffnen.

Dresden/New York, 25. September 2020. Mit „Dreamstage“ haben Künstler und Informationstechnologen aus Dresden und New York ein neues, virtuelles Konzerthaus für Klassik, Rock, Jazz und andere Rhythmen gegründet. Der Dresdner Cellist Jan Vogler, der frühere Sony-Musikmanager Thomas Hesse und der Ingenieur Scott Chasin möchten damit für pandemische Zeiten eine „Traumbühne“ etablieren, auf der Musikern selbst in Zeiten von Corona, Ausgangssperren und eingeschränktem Kulturbetrieb Live-Konzerte vor einem weltweiten Publikum geben können.

„Wollen Musikern helfen, wieder mit ihrem Beruf Geld zu verdienen“

„Als im März das weltweite Konzertleben innerhalb von Tagen praktisch komplett zusammenbrach, habe ich mit ,Music Never Sleeps NYC’, einen 24-Stunden-Stream aus New York, die überraschende Erfahrung gemacht, dass Live Streams Emotionen übertragen und Musiker und Publikum auf neue Art verbinden können“, erklärte der Dresdner Cellist und „Dreamstage“-Mitgründer Jan Vogler die Hintergründe. „Im Kontakt mit Thomas Hesse und Scott Chasin präzisierte sich die Idee zur Gründung einer hochmodernen Premium-Plattform, einem neuen Treffpunkt für Musiker und Publikum. Wir wollen Musikern helfen, live Konzerte zu spielen und wieder mit ihrem Beruf Geld zu verdienen, und dem Publikum das Erlebnis des Live Konzertes in HD-Qualität ermöglichen.“

Wie funktioniert das

Ähnlich wie in einem Präsenz-Konzerthaus müssen die Besucher der „Dreamstage“ nach einer Registrierung ein Ticket per Internet kaufen – die Preise liegen oft zwischen 15 und 25 Dollar. Am Konzertabend können sie dann eine Videoübertragung verfolgen, die meist ein bis anderthalb Stunden dauert. Dabei können sie mit anderen Besuchern über Chat-Räume diskutieren und auch ihren Beifall an die Musiker übertragen. Bisher gab es auf der „Dreamstage“ bereits Konzerte zum Beispiel von der Violinistin Grace Park, die Liedermacherin Aoife O’Donovan, das Auftaktkonzert bestritten Jan Vogler und die französische Pianistin Hélène Grimaud. Auf der Agenda für die nächsten Wochen stehen unter anderen Ute Lemper und der der junge Violinist Nathan Meltzer.

Auch Grace Park gab schon ein Konzert auf Dreamstage. Abb.: Bildschirmfoto (hw) von Dreamstage

Auch Grace Park gab schon ein Konzert auf Dreamstage. Abb.: Bildschirmfoto (hw) von Dreamstage

Oiger-Test: Hohe Qualität, Konzertstrom stürzt aber auf Smartphones oft ab

Für unseren Test haben wir das Konzert von Grace Park per Android-Smartphone besucht. Die Darbietung selbst war musikalisch wie auch in der Video- und Audio-Übertragungsqualität vorzüglich. Was uns weniger gefallen hat: Der Konzert-Videostrom ist immer wieder zwischendurch eingefroren – und das auf einem Standardbrowser wie Chrome für Android. Kurios auch: Welche Lobpreisungen wir auch immer in den Chat einzugeben versuchten – die Texte kamen alle in spiegelverkehrter Buchstabenfolge an. Letzteres Problem hatten offensichtlich auch andere Nutzer, aber längst nicht alle. Da war viel Zustimmung zu finden: „Wunderschöner Klang“, hieß es beispielsweise im Chat, „Klatsch klatsch“ und „tolles Musikstück“, andere Zuhörer beklagten indes auch Streaming-Probleme. Derartige Schwierigkeiten sollten aber durch adaptive Stromqualität und andere Verbesserungen lösbar sein.

Künstler können vor einem weltweiten Publikum auftreten

Die Initiatoren sind jedenfalls überzeugt, damit ein Format geschaffen zu haben, das über die Corona-Zeit hinausweist: „Die Künstler treffen auf dieser Plattform auf äußerst vorteilhafte ökonomische Bedingungen: Sie sind mit einem hohen Anteil an den Einnahmen beteiligt. Die Zahl der Zuschauer ist darüber hinaus anders als im realen Konzertsaal unbegrenzt, die Produktionskosten sind indes deutlich niedriger“, argumentieren sie. „Zudem können Künstler ihre Beziehungen zu ihren Fans selbstbestimmt gestalten, weil kein Konzertveranstalter zwischen ihnen und dem Publikum steht. Somit eröffnet Dreamstage als neues Veranstaltungskonzept auch in Zukunft kreative Möglichkeiten für Künstler, die von jedem Ort der Welt aus vor einem weltweiten Publikum auftreten.“

Mehr Infos: dreamstage.live

Autor: Heiko Weckbrodt

 

 

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt