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Chemnitzer rüsten Museums-Strickmaschine für Industrie 4.0 auf

Retrofit einer Rundstrickmaschine. Abb.: Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum/ TU Chemnitz

Retrofit einer Rundstrickmaschine. Abb.: Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum/ TU Chemnitz

Ingenieure demonstrieren mit Uralt-Exponaten die Chancen der „Retrofit“-Aufwertung

Chemnitz, 4. September 2020. Sächsische Ingenieure haben eine museale Rundstrickmaschine nachträglich digitalisiert und beispielhaft für die „Industrie 4.0“ fit gemacht. Sie wollen das fast 100 Jahre alte Exponat aus dem Industriemuseum Chemnitz zwar nicht ernsthaft für die hochautomatisierte Textilproduktion einsetzen. Aber sie wollen damit zeigen, dass viele ältere Maschinen, die mechanisch noch gut funktionieren, nicht ausgemustert werden müssen, sondern per „Retrofit“ rückwirkend („retro“) für moderne Industrieanforderungen „fit“ gemacht werden können. Darüber hat jetzt das „Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum“ der TU Chemnitz berichtet, zu dem die Aufrüster gehören.

Martin Folz von der Professur Fabrikplanung und Fabrikbetrieb testet die mit Retrofit aufgerüstete Bandsäge. Foto: Jacob Müller für die TU Chemnitz

Martin Folz von der Professur Fabrikplanung und Fabrikbetrieb testet die mit Retrofit aufgerüstete Bandsäge. Foto: Jacob Müller für die TU Chemnitz

Mechanik altern meist langsamer als Steuerung

„Die Mechanik einer Maschine altert im Vergleich zu der Kommunikations-, Steuerungs- oder Automatisierungstechnik nämlich deutlich langsamer“, erklärte Martin Folz vom „Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum“. Die Nutzungsdauer der Maschine könne sich durch eine „Retrofit“-Aufrüstung veralteter Komponenten enorm verlängern. „Denn durch die Ergänzung moderner Sensorik und Kommunikationsfähigkeit erhöht sich die Produktivität der Maschine und Ausfallzeiten werden reduziert. Zudem sinken die Produktionskosten, indem Energieeffizienz und Produktqualität steigen.“

Sensoren und Steuerelektronik nachgerüstet

Für ihr Beispiel-„Retrofit“ rüsteteten die Chemnitzer Ingenieure die 1925 gebaute Rundstrickmaschine mit Sensoren und Steuerungen nach. Erfasst werden damit unter anderem Daten über die produzierte Menge, Spulengewicht, Raumtemperatur, Luftfeuchtigkeit, Rundenzahl bei den Nadeln und die Strick-Dauer einer Socke. Zu erleben ist das Ergebnis derzeit in der Sonderausstellung „Maschinen-Boom.“ der 4. Sächsischen Landesausstellung im Industriemuseum Chemnitz.

Hendrik Unger von der Professur Fabrikplanung und Fabrikbetrieb kontrolliert die Steuerung des Demonstrators einer digitalisierten Dampfmaschine. Foto: Jacob Müller für die TU Chemnitz

Hendrik Unger von der Professur Fabrikplanung und Fabrikbetrieb kontrolliert die Steuerung des Demonstrators einer digitalisierten Dampfmaschine. Foto: Jacob Müller für die TU Chemnitz

Selbst alte Dampfmaschine kann nun „digital“

Daneben haben die Ingenieure weitere alte Maschinen beispielhaft digital nachgerüstet, um das Potenzial des Retrofit-Trends zu verdeutlichen. Dazu gehörten eine alte Dampfmaschine und eine Bandsäge. Letztere bekam neben Sensoren auch eine speicherprogrammierbare Steuerung und einen Einplatinenrechner des Typs „Raspberry Pi“, der zudem eine Visualisierung auf einem Tablet-Rechner möglich macht.

Daten sind das A und O

Retrofit sei gerade für den Mittelstand eine gute Methode, um wettbewerbsfähig zu bleiben und preiswert den Maschinenpark zu modernisieren, schätzten die Experten vom Kompetenzzentrum ein. „Gerade im gegenwärtigen Zeitalter von Industrie 4.0 und beim Thema Künstliche Intelligenz ist es wichtig, Daten von Bestandsanlagen zu erfassen und zu übertragen“, betonte Martin Folz. „Hierbei kann insbesondere Retrofit unterstützen.“

Autor: hw

Quelle: TUC

Zum Weiterlesen:

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt