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Erneut Warnstreik bei Globalfoundries Dresden

Globalfoundries Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Globalfoundries Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Chemiegewerkschaft will endlich Tarifvertrag erzwingen

Dresden, 28. Mai 2020. Um doch noch einen Tarifvertrag bei Globalfoundries (GF) zu erzwingen, bestreiken die Gewerkschaften morgen (29. Mai 2020) erneut die Dresdner Fabrik des US-Chipherstellers. Das geht aus einer Ankündigung der „Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie“ (IG BCE) hervor. Der Streik soll 14 Uhr vor dem Werktor starten und 24 Stunden dauern. GF-Sprecher Jens Drews kritisierte die Gewerkschaftsaktion derweil in einer ersten Reaktion als „verantwortunsglos“ mitten „in der größten Wirtschaftskrise unseres Landes“.

Gewerkschaftler: Chipwerkspitze behandelt seine Leute wie Sklaven

Der Ton im Tarifkonflikt hat sich auf beiden Seiten verschärft: IG-BCE-Verhandlungsführer Oliver Heinrich warf dem Unternehmen vor, seine Mitarbeiter wie „Sklaven“ zu behandeln. Er will heute einen neuen Versuch unternehmen, die Chipproduktion im Dresdner Werk der Streik stillzulegen – der Schaden für den Halbleiterkonzern würde dann binnen Stunden in die Millionen gehen. Bei einem früheren Warnstreik im März war er allerdings damit gescheitert.

Glofo-Sprecher: Funktionäre diskreditieren sich selbst

Nach Ansicht von Globalfoundries wiederum haben die Gewerkschaftsführer jeden Realitätssinn verloren. „Mit der heutigen Aktion haben sich die führenden Gewerkschaftsfunktionäre als ernsthafte Gesprächspartner diskreditiert“, kritisierte Drews. „Der inszenierte Wutausbruch des Landesbezirksleiters der IG BCE bedarf keiner weiteren Kommentierung.“ Das Dresdner Management habe eine Verantwortung für die Zukunft des Standortes mit sicheren Arbeitsplätzen für alle 3200 Mitarbeiter“, argumentierte Drews, „und nicht nur für die 17 Prozent der Belegschaft, die der IG BCE angehören“.

Alter Streit geht bis auf AMD-Zeiten zurück

Gewerkschaften und Konzern liegen sich bereits in den Haaren, seitdem der damalige US-Prozessorhersteller seine erste Chipfabrik in Dresden baute – und dafür Sondergenehmigungen für ein 12-Stunden-Schichtmodell bekam, das damals nur schwer mit dem deutschen Arbeitsrecht vereinbar war. Die US-Amerikaner sperrten sich von Anfang an gegen einen Tarifvertrag. Inzwischen gehört die Fabrik dem ausgegründeten Chip-Auftragsfertiger „Globalfoundries“, der allerdings auch keinen Tarifvertrag will.

Autor: Oiger

Quellen: IG BCE, Glofo, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt