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Die Abfallflotten von Krebs sichtbar machen

Am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf beschäftigen sich Biologen, Chemiker, Physiker und Mediziner mit der Erforschung und Behandlung von Krebskrankheiten. Sie forschen an radioaktiven Substanzen und Medikamenten, entwickeln bildgebende Verfahren weiter und untersuchen neue Möglichkeiten hochpräziser Bestrahlungstechniken sowie neuartige Strahlungsarten wie laserbeschleunigte Protonenstrahlen. Foto: HZDR/Frank Bierstedt

In PET/MRT-Geräten machen Radiotracer Krebswucherungen sichtbar. Foto: HZDR/Frank Bierstedt

HZDR bringt mit strahlenden „Wanzen“ die Transportproteine von Tumoren ans Tageslicht

Dresden, 6. April 2020. Um Hirnkrebs und andere Tumore besser analysieren und behandeln zu können, haben Forscher aus dem Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) radiochemische Markierungen („Radiotracer“) entwickelt, die die Entsorgungsflüsse von solchen Geschwüren leichter sichtbar machen. Das geht aus einer Mitteilung des HZDR-Instituts für Radiopharmazeutische Krebsforschung hervor.

Monocarboxylat karren die Milchsäure-Reste weg

Denn wo Krebs wuchert, setzen sich bald eigene Stoffwechsel-Transportströme in Bewegung. Der Tumor agiert dabei wie eine Fabrik, die mit einer eigenen Lkw-Flotte Rohstoffe herankarrt und Abfälle wegschafft. So entsorgen beispielsweise „Monocarboxylat“ genannte Transportproteine das Stoffwechsel-Zwischenprodukt „Laktat“ aus den Krebszellen, die andernfalls übersäuern und absterben würden. „Dieser Zusammenhang wurde bei einer Vielzahl von Tumortypen beobachtet“, berichtet Prof. Peter Brust. „Deshalb gelten sogenannte Monocarboxylat-Transporter hinsichtlich der Behandlung eines breiten Spektrums verschiedener Krebsarten als Schlüsselproteine, deren Manipulation zum Therapieerfolg führen kann“, erläutert der Abteilungsleiter für Neuroradiopharmaka an der HZDR-Forschungsstelle Leipzig.

Strahlendes Fluor heftet sich an die Transport-Proteine

Die HZDR-Forscher haben deshalb einen auf diese Monocarboxylate geeichten Radiotracer synthetisiert, der mit dem strahlenden Fluor-Isotop 18F verbunden ist. Auch haben sie eine Methode entwickelt, um schnell große Mengen dieser „Radiotracer“ zu produzieren.

Diese kleinen Sender heften sich an die Transport-„Laster“ des Tumors wie eine elektronische Wanze an. Dabei ist es immer wichtig, die Balance zwischen einer zuverlässigen Diagnostik und einer geringen Strahlenbelastung für den Patienten zu finden. In „Positronen-Emissions-Tomographen“ (PET) können die Peilsender dann sichtbar gemacht werden. Medizinern können damit sehen, wo sich Gewebe krankhaft verändert und dann eine geeignete Therapie dagegen heraussuchen.

Autor: Oiger

Quelle: HZDR

Die wissenschaftliche Publikation darüber:

„One-step radiosynthesis of the MCTs imaging agent [18F]FACH by aliphatic 18F-labelling of a methylsulfonate precursor containing an unprotected carboxylic acid group“ Scientific Reports (DOI: 10.1038/s41598-019-55354-w)

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt