
Auf die Chassis-Plattform MEB baut die VW-Familie derzeit Dutzende Elektroautos auf, die auch in Zwickau und Dresden gebaut werden. Foto Volkswagen
Studie: Elektrische Transformation der Autoindustrie kostet Sachsen per Saldo 850 Jobs
Inhalt
- 1 Studie: Elektrische Transformation der Autoindustrie kostet Sachsen per Saldo 850 Jobs
- 2 Otto-Motor, Getriebe & Co.: 65 % der heutigen Antriebsbauteile entfallen
- 3 Chancen für Elektrik- und Elektronikfirmen
- 4 Sachsen wird zu Vorreiter der E-Mobilität
- 5 Minister: E-Auto braucht keinen Auspuff, aber mehr Sensoren
Dresden, 11. Oktober 2019. Durch den Schwenk der deutschen Autoindustrie hin zu Elektroautos werden in Sachsen etwa 5100 Menschen in der Zulieferindustrie ihre Arbeitsplätze verlieren oder müssen auf andere Tätigkeiten umsatteln. Parallel dazu entstehen etwa 4250 neue Jobs in der sächsischen Auto-Zulieferindustrie. Das prognostizieren das „Netzwerk Automobilzulieferer Sachsen“ (AMZ) und das „Chemnitz Automotive Institute“ (CATI) in der Studie „Transformationsprozess in der sächsischen Automobilzulieferindustrie aufgrund der Umstellung auf die Produktion von Elektrofahrzeugen“. Per Saldo würden also 850 Jobs ganz wegfallen. Auftraggeber der Studie waren die „Sächsische Energieagentur“ (SAENA) und das sächsische Wirtschaftsministerium.
Otto-Motor, Getriebe & Co.: 65 % der heutigen Antriebsbauteile entfallen
Demnach wird dieser Transformationsprozess die Zulieferbetriebe von VW, Porsche, BMW & Co. Im Freistaat recht unterschiedlich stark treffen. „Im Produktbereich Antrieb können beim Übergang von der Verbrenner-Technologie zu Elektroantrieben bis zu 65 % der heute im Fahrzeug verbauten Teile und Baugruppen entfallen“, warnen die Studienautoren. Dazu gehören zum Beispiel der Verbrennungsmotor selbst, aber auch Getriebe, Abgasanlage, Nebenaggregate und Kraftstoffsystem. Damit falle „ein erheblicher Anteil der heutigen Wertschöpfung“ weg.
Chancen für Elektrik- und Elektronikfirmen
Anders verhalte es für Betriebe, die sich mit Karosse/Exterieur, Interieur und Elektrik/Elektronik beschäftigen – dort werden wohl die positiven Beschäftigungseffekte überwiegen. „Im Produktbereich Karosse/Exterieur werden bei fortschreitender Elektrifizierung des Antriebsstrangs die heutigen Beschäftigtenzahlen voraussichtlich stabil bleiben“, hieß es vom Wirtschaftsministerium. „Die Produktbereiche Interieur und Elektrik/Elektronik werden laut der Studie einen Beschäftigungszuwachs verzeichnen, der in der Elektrik/Elektronik erwartungsgemäß besonders deutlich ausfällt.“
Sachsen wird zu Vorreiter der E-Mobilität
Zudem setzen die Wirtschaftspolitiker ihre Hoffnungen in zwei Punkte: Einerseits sind für die Elektroautos einige Innovationen zu erwarten, zum Beispiel für deren Vernetzung und Automatisierung – und hier könnten sächsische Technologie-Akteure Marktanteile gewinnen. Zudem wird sich Sachsen laut der Studie mit hoher Sicherheit zu einem Vorreiter-Standort der Elektromobilität entwickeln: „Die Automobilindustrie in Sachsen wird bis 2025 dank der Kapazitätserweiterungen bei VW, Porsche und BMW ihr Produktionsvolumen um zirka 15 % erhöhen“, heißt es in der Untersuchung. „Dabei wird der Anteil der vollelektrischen Autos sogar auf ca. 40 bis 45 % ansteigen. Sachsen wird damit zu einer der Top-Regionen für die Produktion von Elektrofahrzeugen in Deutschland und Europa.“

Blick in die Montage des neuen ID-Stromers im Werk Zwickau von Volkswagen Sachsen. Foto: Oliver Killig für VW Sachsen
Minister: E-Auto braucht keinen Auspuff, aber mehr Sensoren
Über diese Schlussfolgerung freute sich auch der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD). „Ich bin zuversichtlich, dass wir den Strukturwandel gemeinsam erfolgreich bewältigen werden“, erklärte er. Er sehe gute „Wachstumschancen für Betriebe und ihre Belegschaften, die mit der E-Mobilität gehen oder die sich mit Softwarelösungen rund um die Mobilität beschäftigen. Ein E-Auto braucht zwar keinen Auspuff, wird aber mehr Sensoren an Bord haben als ein Verbrenner“.
Autor: hw
Quelle: SMWA, Studie „Transformationsprozess in der sächsischen Automobilzulieferindustrie…“