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IDTechEx: Flugtaxi-Entwickler sollten vor dem Abheben erst mal gehen lernen

So stellt sich das US-Unternehmen Zunum seine künftige Modellpalette elektrischer Flugzeuge vor. Visualisierung: Zunum

So stellt sich das US-Unternehmen Zunum seine Modellpalette elektrischer Flugzeuge vor. Visualisierung: Zunum

Analysten sehen gute Marktchancen für Mini-Senkrechtstarter – aber zunächst lange Durststrecken

Cambridge, 5. August 2019. Elektrische Senkrechtstarter-Flugtaxis haben gute Marktchancen. Aber bis sie wirklich massenhaft durch die Städte fliegen, sind noch viele technische und rechtliche Probleme zu lösen. Das hat das britische Marktforschungs-Unternehmen „IDTechEx“ aus Cambridge eingeschätzt.

Über 100 Firmen und Institute werkeln an elektrischen Flugvehikeln

Während heutige Flugzeuge, Hubschrauber und Groß-Drohnen größtenteils mit Kerosin und anderen Brennstoffen angetrieben werden, arbeiten zahlreiche Firmen, Institute und Regierungsagenturen weltweit auch an elektrisch angetriebenen Fluggefährten. Eine ganz neue Vehikel-Klasse könnte mit den sogenannten „Vertical takeoff and landing“-Fluggeräten (VTOL) ergeben, auch Flugtaxis genannt: Anders als etwa traditionelle Helikopter sollen sie ohne Umweltverschmutzung und mit wenig Raumverbrauch auch auf kleinen Plätzen in Städten senkrecht starten und landen können. Gedacht sind sie als Alternative zum Beispiel für jene, die sich den Staustress in klassischen Straßentaxis ersparen wollen.

Schwergewichte wie Uber haben tiefe Taschen

„Wir glauben, dass rein elektrische VTOLs irgendwann ein großer Erfolg sein werden“, meint IDTechEx-Chef Raghu Das. Mobilitäts-Unternehmen wie „Uber“, die sich für diese Technologie interessieren, hätten große Kriegskassen, um die Durststrecke bis zur Marktreife der VTOLs durchzustehen.

Besser Batterien und neue Flug-Vorschriften nötig

Bis dahin seien aber viele Hürden zu überwinden, betonte Raghu Das. Zum Beispiel brauchen elektrische Flugtaxis weit bessere Batterien als heute verfügbar sind. Auch müssten die Flugsicherungs-Vorschriften radikal verändert werden, bevor die VTOLs in den Serienbetrieb gehen könnten.

Hoffnungsträger ringen um Kapital

An der VTOL-Technologie – teils auch in hybrider Ausführung mit Elektro- und Verbrennungsmotoren – arbeiten weltweit rund 100 Entwickler, schätzen die britischen Analysten. Dazu gehört das Dresdner Unternehmen „Flügelnautics“, aber auch Schwergewichte wie Airbus, BMW oder die Nasa. Hoffnungsträger wie Zunum Aero haben aber inzwischen laut IDTechEx ernste Probleme, genug Risikokapital für die Ausentwicklung ihrer Projekte einzusammeln.

Ratschlag der Analysten: Erst mal klein anfangen – mit Cessnas zum Beispiel

„Womöglich ist es für die Unternehmen besser, erst mal laufen zu lernen, bevor sie versuchen zu rennen“, warnt IDTechEx-Chef Das. Er verweist auf junge Firmen wie Bye Aerospace, die mit kleinen Zweisitzern anfangen und dann zu Viersitzer mit zunächst noch festen Flügeln übergehen. Ein weiteres Beispiel sei Ampaire, die zum Beispiel erst mal versuchsweise an bewährten Kleinflugzeugen wie einer Cessna die Verbrenner durch Elektromotoren ersetzen. In beiden Fällen sei es den Firmen gelungen, nennenswerte Aufträge und Kapitalgeber zu finden.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: IDTEchEx, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt