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Mit Hirn-Videospielen geistige Unfallfolgen überwinden

Elektroden, die am Kopf angeheftet werden, messen die Hirnaktivitäten der jungen Patienten, die Aufmerksamkeits-Störungen haben. Wenn sie sich richtig konzentrieren, können sie das hirnstrom-gesteuerte Autorennspiel gewinnen. Foto: Uniklinik Dresden

Elektroden, die am Kopf angeheftet werden, messen die Hirnaktivitäten der jungen Patienten, die Aufmerksamkeits-Störungen haben. Wenn sie sich richtig konzentrieren, können sie das hirnstrom-gesteuerte Autorennspiel gewinnen. Foto: Uniklinik Dresden

Uniklinik Dresden setzt auf unterhaltsames Neuro-Feedback, um bei Schülern Lernschwächen nach Schädel-Hirn-Trauma zu mindern

Dresden, 18. Juni 2019. Mit gehirnstrom-gesteuerten Videospielen wollen Ärzte in Dresden verunfallten Kindern helfen, die Langzeitfolgen von Schädel-Hirn-Traumata zu überwinden. Sie haben dafür ein Neuro-Feedback-Programm aufgelegt, an dem Patienten im Alter von acht bis 15 Jahre teilnehmen können. Das geht aus einer Mittelung des Uniklinikums Dresden hervor. Allein in Dresden diagnostizieren Chirurgen und Kinderärzte im Jahr 2018 genau 554 Schädel-Hirn-Traumata.

Schwer diagnostizierbar: Sturz kann Mikrostrukturen im Hirn schädigen

Hintergrund: Wenn Kinder durch Fahrradstürze oder andere Unfälle ein Schädel-Hirn-Trauma erleiden, verheilen die sichtbaren Wunden oft schnell. Aber etwa jeder fünfte junge Patient kämpft danach mit Langzeit-Folgen: Ihr Verhalten ändert sich sie sind geistig nicht mehr so leistungsfähig. „Früher so aufmerksame Schüler schaffen es auch Monate nach dem Unfall plötzlich nicht mehr, sich eine Schulstunde lang zu konzentrieren, sie sind häufiger müde oder haben wiederkehrende Kopfschmerzen“, skizzieren die Ärzte mögliche Probleme. „Klar zu diagnostizierende Schädigungen des Gehirns, die zum Beispiel auf einem MRT*-Bild erkennbar sind, haben diese Patienten in der Regel nicht. Und doch kann es sein, dass das Schädel-Hirn-Trauma Mikrostrukturen im Gehirn in Mitleidenschaft gezogen hat – etwa lange Nervenfasern, die Areale des Gehirns verbinden. Auch die Weiße Substanz, die einzelne Hirnregionen voneinander isoliert, kann durch den Unfall oder Sturz Schaden genommen haben und zu Problemen in den Denkvorgängen führen.“

Autorennspiel durch Konzentration steuern

Behandelbar sind die Folgen solche Kleindefekte aber sehr wohl. Die Dresdner Mediziner setzen dabei auf eine unterhaltsame Variante des Neuro-Feddbacks. Dabei messen fünf Elektroden am Kopf die Gehirnaktivitäten des jungen Patienten. Diese Elektroden sind mit einem Autorenn-Videospiel gekoppelt. Entwickelt das Kind starke Aktivitäten in bestimmten Hirn-Arealen, kann es die Autos besser steuern, wird also für Konzentration belohnt.

„Der Patient kann so lernen, seine Konzentration bewusster zu steuern“ betonen die Ärzte. Zudem erarbeite ein Therapeut mit dem Patienten Konzentrationsstrategien, die auch im Alltag nutzbar seien. Das Training werde durch psychotherapeutische Elemente unterstützt. Der Patient soll acht Wochen lang je zweimal wöchentlich zum Neurofeedback-Spiel antreten.

Kontakt für Patienten, die mitmachen wollen:

Familien mit Kindern oder Jugendlichen, die an einer Teilnahme interessiert sind, können sich an: folgenden Kontakt wenden: Universitätsklinikum „Carl Gustav Carus“ Dresden, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie Telefon: 0351/ 4 58 7168, E-Mail: KJPForschung@uniklinikum-dresden.de

Autor: hw

Quelle: Uniklinik Dresden

 

* MRT = Magnet-Resonanz-Tomografie

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt