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KI ist schon heute allgegenwärtig

Alexander Krock von Google. Foto: Claudius Pflug

Alexander Krock von Google. Foto: Claudius Pflug

„Silicon Saxony Day“ im Flughafen: Google-Experte Alexander Krock skizziert vorab die Trend

Dresden, 18. Juni 2019. Akteure aus der deutschen Hochtechnologie-Szene treffen sich heute zum „Silicon Saxony Day 2019“ im Dresdner Flughafen. Sie wollen sich unter dem Motto „Connect. Exchange. Grow“ über Künstliche Intelligenz, die Arbeit mit internetgestützten Rechenzentren („Clouds“) und Automatisierung, digitale Geschäftsmodelle austauschen. Zu Gast ist auch der Google-Manager und Cloud-Experte Alexander Krock. Oiger-Reporter Heiko Weckbrodt hat ihn im Vorfeld über die neuesten Trends in diesem Sektor schriftlich befragt.

Was sind die großen Cloud- und KI-Trends für 2019/20?

Künstliche Intelligenz (KI) wird sicherlich in den nächsten Jahren in den meisten, wenn nicht sogar in allen, Unternehmen ein wesentlicher Bestandteil sein. Sie übernimmt zunehmend komplexe Prozesse und Analysen, die manuell kaum möglich wären und unterstützt so als Werkzeug die tägliche Arbeit. Strategische Entscheidungen werden durch sie gestützt, es bleibt mehr Zeit für Kreativität, Forschung und die tatsächlichen Kernaufgaben.

Nicht jedes Unternehmen will oder kann die enormen Rechenleistungen, die für KI benötigt werden, vor Ort verwalten. Der Trend geht zur KI aus der Cloud.

Welche Rolle werden eigene europäische Lösungen spielen?

Für einen so rasant wachsenden Markt eine tragfähige Prognose zu treffen, ist kaum möglich. In Europa, sowie auf der ganzen Welt, ist das Potenzial für Entwicklung und Fortschritt enorm – jede Studie zum Thema ‘Zukunft der Cloud’ zeigt uns das immer wieder auf.

Google Cloud ist von Anfang an Bestandteil der Infrastruktur des Internets, Google ist in der Cloud geboren. Nehmen wir das Beispiel der Automobilhersteller: Diese haben ihre lang etablierten Stärken und einen enormen Wissensvorsprung in einem ganz anderen Sektor als ein Technologieunternehmen. Aus diesem Grund arbeiten wir bereits mit einigen Automobilherstellern intensiv zusammen – davon profitieren beide Seiten.

Ist der Vorsprung von Google, Amazon, Nvidia, Alibaba & Co. für die Europäer uneinholbar?

Das Spannende an diesem noch relativ jungen Forschungs- und Wirtschaftsbereich ist, dass wir hier alle voneinander lernen können und jeder seine Stärken so einsetzen kann, dass wir gemeinsam Großes erreichen.

Wie können auch kleine und mittelständische Unternehmen von KI-Technologien profitieren?

KI steckt bereits hinter viel mehr Dingen als den meisten Menschen bewusst ist. Gerade in kleinen Unternehmen, die im Vergleich zu Konzernen weniger Ressourcen für wartungsintensive eigene Rechenzentren vor Ort haben, gibt es viele Möglichkeiten. Künstliche Intelligenz kann Routine-Aufgaben übernehmen und Daten verknüpfen. Für diese Anwendungsfälle bieten wir AutoML an. Dies ermöglicht den Einsatz fortgeschrittener Technologie für maschinelles Lernen (ML), ohne dass dafür spezielles Fachwissen nötig ist.

Lösungen wie „Cloud Natural Language“ können beispielsweise Texte analysieren und verstehen. „Cloud Video Intelligence“, das KI-System hinter YouTube, analysiert Videos und verschlagwortet sie schnell. Aber auch Internet-Sicherheit kann durch KI gesteigert werden: Gmail wehrt bereits 99,9 Prozent aller Phishing-Mails ab, das sind etwa 100 Millionen pro Tag. All diese Anwendungsfälle können erste Schritte in die Welt der KI sein.

Viele Unternehmen und Institute hierzulande sind etwas zögerlich, ihre wichtigen Daten der Cloud anzuvertrauen. Was würden Sie denen sagen?

Nutzen Sie die Expertise der Unternehmen, die in der Cloud entstanden sind – Datensicherheit und -schutz wurden hier von Anfang an mitgedacht. Außerdem sind Cloud-Infrastrukturen heute nicht nur sicherer, sondern auch günstiger als eigene Server, was in wettbewerbsintensiven Industrien und Märkten der entscheidende Vorteil sein kann. Es wird allerdings wohl immer Daten geben, die ein Unternehmen nicht in die Cloud verlagern möchte.

Ist Google in irgendeiner Form direkt in Sachsen aktiv oder gibt es dafür Pläne?

Google äußert sich nicht zu zukünftigen Plänen. Was wir sagen können, ist, dass Deutschland als Markt für Google Cloud äußerst wichtig ist – nicht zuletzt wegen seines starken Mittelstandes.

Interview: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt