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Wettlauf um Nanometer-Krone abgesagt

Ein Wafer-Test im Globalfoundries-Werk Dresden, das schon heute als hochautomatisiert gilt. Der Chip-Auftrasgfertiger will diesen Automatisierungsgrad noch erhöhen. Foto: Globalfoundries

Foto: Globalfoundries

Nach Fabrik-Verkauf in USA: Globalfoundries Dresden sieht sich in seinem Kurs bestätigt

Santa Clara/New York/Dresden, 24. April 2019. Um wirtschaftlich zu gesunden und ein klares Profil im internationalen Wettbewerb zu entwickeln, verkauft der angeschlagene US-amerikanische Chip-Auftragsfertiger Globalfoundries (GF) ein weiteres Halbleiterwerk: Bis 2022 soll die einstiger Motorola-Tochter „ON Semiconductor“ schrittweise für 430 Millionen Dollar die GF-Fabrik 10 in East Fishkill bei New York übernehmen. Zuvor hatte GF bereits seine Fabrik 3E in Singapur verkauft.

ON Semiconductor stellt unter anderem Leistungselektronik-Bauelemente wie diesen Siliziumkarbid-basierten MOSFET-Transistor her, aber auch Sensoren, Analogelektronik und andere Halbleiter beispielsweise für den Einsatz in alklgemeiner Industrie und im Autobau. Foto: ON

ON Semiconductor stellt unter anderem Leistungselektronik-Bauelemente wie diesen Siliziumkarbid-basierten MOSFET-Transistor her, aber auch Sensoren, Analogelektronik und andere Halbleiter beispielsweise für den Einsatz in alklgemeiner Industrie und im Autobau. Foto: ON

Teil eines Transformationsprozesses?

In der GF-Fabrik 1 in Dresden sieht das Management den neuen Deal als indirekte Unterstützung für eigene Weichenstellungen in Sachsen: „Das bestätigt den Kurs, den wir in Dresden eingeschlagen haben: Weg von einem More-Moore-Unternehmen zu einem More-than-Moore-Unternehmen“, kommentierte Sprecher Jens Drews. „Wir beteiligen uns nicht mehr am Wettbewerb um die Nanometer-Krone, sondern setzen auf diversifizierte Produkte“, betonte Drews.

Jens Drews. Foto: Silicon Saxony

Jens Drews. Foto: Silicon Saxony

Auftragsfertiger klinkt sich aus direktem Wettbewerb mit TSMC aus

Moore“ steht dabei für den kapitalintensiven Kurs auf immer kleinere Halbleiterstrukturen, benannt nach dem Intel-Mitgründer Gordon Moore. Hintergrund der Kurskorrekturen bei GF sind letztlich auch die hohen Kosten, die der Wettbewerb um die schnellsten Chips mit den kleinsten Strukturbreiten verursacht. In diesem Wettlauf kann mittlerweile nur noch eine Handvoll Konzerne weltweit vorne mitmischen, darunter vor allem TSMC aus Taiwan, Samsung aus Südkorea und Intel aus den USA. Nachdem sich GF zunächst im speziellen Marktsegment der Chip-Auftragsfertiger näher an TSMC herangearbeitet hatte, wird es für das – von arabischen Investoren finanzierte – US-Unternehmen aber inzwischen immer schwieriger, genug Geld für weitere Highend-Chipfabriken aufzutreiben.

Dresden setzt auf Spezialtechnologie FDX

In Dresden hat der Konzern auch deshalb auf die Spezialtechnologie FDX gesetzt, die aber bisher Mühe hat, sich am Markt durchzusetzen. Der neue GF-Konzernchef Tom Caulfield gedenkt diesen Spezialisierungskurs anscheinend fortzusetzen – und durch Fabrikverkäufe finanzielle Spielräume zurückzugewinnen. So war die jetzt zum Verkauf bestimmte Fab 10 ursprünglich eine IBM-Fabrik, die auf kleine Chipstrukturen und auf die Massenproduktion mit 300-Millimeter-Schreiben (Wafer) ausgelegt war.

Globalfoundries-Chef Tom Caulfield. Foto. Globalfoundries

Globalfoundries-Chef Tom Caulfield. Foto: Globalfoundries

Werke in Dresden und Malta nicht ausgelastet

GF will die Aufträge nun auf die verbleibenden, nicht ausgelasteten 300-mm-Werke 1, 7 und 8 in Dresden, Singapur und Malta bei New York aufteilen. Laut Angaben des Branchenportals „EE Times“, das sich auf ein Caulfield-Interview stützt, ist in der Fab 1 Dresden nur die Hälfte der Reinraumflächen derzeit mit Maschinen belegt. In der Fab 8 werden demnach ab 2019 etwa 40 Prozent der Flächen frei sein, weil GF aus der Entwicklung der neuesten 7-Nanometer-Technologie ganz aussteigt. „Wir können auf das 1,4-fache unserer für 2019 erwarteten Umsätze wachsen, ohne eine Schaufel in den Boden zu stoßen“, zitiert EE Times den GF-Konzernchef Caulfield. Dieser habe den GF-Umsatz für 2019 auf etwa sechs Milliarden Dollar geschätzt.

Die Globalfoundries-Fabrik im Dresdner Norden aus der Luft betrachtet. Foto: Globalfoundries Dresden

Die Globalfoundries-Fabrik im Dresdner Norden aus der Luft betrachtet. Foto: Globalfoundries Dresden

Auswirkungen in Sachsen noch nicht sicher

Wie sich der Fab10-Verkauf konkret auf Dresden auswirke, ob und welche Aufträge beispielsweise von den USA nach Sachsen transferiert werden, sei noch nicht abzuschätzen, erklärte Jens Drews von GF Deutschland auf Anfrage. „Dieser Prozess wird sich über mehrere Jahre hinstrecken. Für solche Aussagen ist es noch zu früh.“

Spekulationen um möglichen GF-Verkauf zirkulieren

Allerdings gibt es seit geraumer Zeit auch Spekulationen, dass die arabischen Globalfoundries-Eigentümer von „Mubadala Technology“ das Tochterunternehmen mit all diesen Umstrukturierungen nur „hübsch“ für einen Verkauf machen wollen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt