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Junge Chipfirma FMC wächst im Dresdner Norden

Das Team der Dresdner "Ferroelectric Memory Company“ (FMC) mit Schaltplänen ihrer innovativen Speicherchips. Foto: Katharina Grottker für FMC

Das Team der Dresdner „Ferroelectric Memory Company“ (FMC) mit Schaltplänen ihrer innovativen Speicherchips. Foto: Katharina Grottker für FMC

TU-Ausgründung zielt mit innovativen Speicherzellen auf eine kleine Revolution in der Mikroelektronik

Dresden, 24. April 2019. Damit Computeruhren, Smartphones und Chipkarten schneller arbeiten, gleichzeitig aber mit einer Akku-Ladung länger durchhalten, hat die Dresdner Uni-Ausgründung „Ferroelectric Memory Company“ (FMC) neuartige Speicherzellen für Computerchips entwickelt. Diese vielversprechende Chiptechnologie wollen die TU-Ingenieure nun im Nanocenter an der Maria-Reiche-Straße zur Praxisreife führen. Dafür hat das Team um Geschäftsführer Stefan Müller dort 344 Quadratmeter Entwicklungslabore und -büros angemietet und möchte jetzt weitere Spezialisten anheuern: In diesem Jahr soll die Belegschaft des noch jungen Speicherchipunternehmens um vier auf 17 Mitarbeiter steigen – und das ist wohl erst der Anfang.

„Großes internationales Interesse“

Noch wichtiger aber dürften die sich daraus ergebenden Technologiepartnerschaften für den Halbleiter-Standort Dresden sein. „Es gibt ein großes internationales Interesse an unserer Technologie“, berichtete Stefan Müller. Bekannt ist, dass dazu Globalfoundries gehört. Inzwischen haben sich weitere Chipkonzerne für die neuen Speicher aus Dresden erwärmt. In etwa vier bis fünf Jahren, also etwa 2023/24, könnten die ersten Hightech-Produkte auf den Markt kommen, in der die neue FMC-Technologie verbaut ist, schätzt Müller. Denkbare Pilot-Anwendungen seien Smartwatches, Smartcards und autonom fahrende Autos. Auch Mikrocontroller für „Künstliche Intelligenz“ (KI) und das „Internet der Dinge“ (IoT) könnten damit leistungsfähiger konstruiert werden.

1000 Mal schneller als Flash

An der Technologie dahinter forschen schon seit Jahren viele Unternehmen und Institute weltweit. Dabei handelt es sich um Speicher aus „Ferroelektrischen Feldeffekttransistoren“ (FeFET). Ähnlich wie heutige Flash-Speicher in Smartphones oder USB-Sticks können sie sich Informationen auch ohne dauernde Stromzufuhr merken, sind aber etwa 1000 Mal schneller und verbrauchen rund 1000 Mal weniger Strom. Gelänge es, diese winzigen Schalter massenhaft in Speicherschaltkreise einzubauen, könnten zum Beispiel Bordcomputer in Autos schneller auf drohende Gefahren reagieren, Mobiltelefone würden weniger Strom saugen und PCs viel schneller starten.

Elektronenmikroskopaufnahme eines fertigen ferroelektrischen Minischalters auf Hafnium-Basis. Abb.: NaMLab

Elektronenmikroskop-Aufnahme eines ferroelektrischen Minischalters auf Hafnium-Basis. Abb.: NaMLab

Risikokapitalisten hegen große Hoffnungen um Dresdner Technologie

Während die Konkurrenz immer noch an FeFETs herumdoktert, haben Elektronikexperten vom „Namlab“ der TU Dresden und von Globalfoundries inzwischen solche schnellen Stromspar-Transistoren aus Hafniumoxid konstruiert und zum Laufen gebracht. 2016 entstand aus diesem Forschungserfolg die FMC, die sich zunächst im Mietbüro-Zentrum „Impact Hub“ in der alten Post hinterm Hauptbahnhof einmietete. Bisher lebt die FMC von Fremdkapital: Nachdem zunächst im Herbst 2017 der Hightech-Gründerfonds (HTGF) reichlich 600 000 Euro zugebuttert hatte, schossen eCapital und HTGF im Juli 2018 noch einmal 4,6 Millionen Euro nach. „Mit FMC haben wir ein weiteres Technologie-Juwel in Dresden identifiziert, das ganze Branchen verändern kann“, schätzte eCapital-Chef Paul-Josef Patt damals ein. Die Erfindung aus Dresden habe das Zeug, die Spielregeln im Chipdesign grundlegend zu verändern. Die eCapital AG aus Münster hatte zuvor schon die Organikelektronik-Ausgründungen „Novaled“ und „Heliatek“ aus der TU Dresden mitfinanziert.

FMC-Geschäftsführer Stefan Müller. Foto. Heiko Weckbrodt

FMC-Geschäftsführer Stefan Müller. Foto. Heiko Weckbrodt

Umzug vom Coworking Space ins Nanocenter

Um weiter wachsen zu können, ist die FMC im Januar 2019 ins städtische Technologiezentrum „Nanocenter“ nach Klotzsche umgezogen. „Hier haben wir Zugang zu der Infrastruktur, die man der Mikroelektronik braucht wie spezielle Gase, Vakuum, Druckluft, Kühlung und Drehstrom“, sagte Geschäftsführer Müller. „Und was uns hier in Klotzsche auch sehr nutzt, ist das ganze Ökosystem aus Technologieunternehmen und Forschungseinrichtungen hier ringsum.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt