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Radeberger Bäckerei Eisold ist pleite

"Wir machen Slow Food, nicht Fast Food", betont Heller. "Bei uns kann der Teig eine ganze nacht reifen." Foto: Heiko Weckbrodt

Foto: Heiko Weckbrodt

Insolvenzverwalter sieht aber Sanierungs-Chancen für den Traditionsbetrieb

Radeberg, 24. April 2019. Die traditionsreiche Radeberger Bäckerei „Eisold“ ist pleite. Das Amtsgericht Dresden hat daher nun einen vorläufigen Insolvenzverwalter eingesetzt. Der hat sich inzwischen einen ersten Überblick verschafft und sieht Chancen, das Unternehmen zu retten: „Der Geschäftsbetrieb wird uneingeschränkt fortgeführt“, kündigte der Rechtsanwalt Christian Heintze von der Kanzlei BBL Bernsau Brockdorff an. „Die Bäckerei und Konditorei Eisold ist ein Traditionsunternehmen mit exzellentem Ruf und treuer Kundschaft. Das ist eine gute Ausgangsbasis für eine erfolgreiche Sanierung.“ Die Löhne und Gehälter für die 174 Mitarbeiter seien für die nächsten drei Monate durch das Insolvenzgeld der Arbeitsagentur gedeckt.

Bäckerei-Filialen büßen durch „hohen Wettbewerbsdruck“ Umsätze ein

Die Bäckereikette sei zahlungsunfähig geworden, weil es einerseits hohe Finanzierungs- und Mietkosten zu decken hatte, andererseits aber „Umsatzeinbußen infolge hohen Wettbewerbsdrucks an einzelnen Standorten“ verkraften musste, erklärte Insolvenzverwalter Heintze, ohne aber die konkreten Problem-Filialen zu benennen. Dadurch „konnte das Unternehmen zuletzt nicht mehr kostendeckend arbeiten und geriet in wirtschaftliche Schieflage“.

Wie die Großbäckerei Eisold entstand

Meister Helmut Eisold hatte die Bäckerei 1953 in Arnsdorf gegründet. 1973 übernahm sein Sohn Peter das Unternehmen und baute es aus. Seit 1992 leitet Jörg Eisold, der Enkel des Gründers, die Bäckerei. Er verlagerte den Hauptsitz nach Radeberg und errichte dort eine neue Produktionsstätte. Ein Jahr später reanimierte Jörg Eisold das traditionsreiche Café Toscana am Blauen Wunder in Dresden. In den Folgejahren baute der Bäckereimeister ein Netz aus 20 Filialen und Cafés in der Region auf. 2008 übernahm Eisold das beliebte Schwarzmarkt-Café in der Dresdner Neustadt. Vor zwei Jahren stieg mit Clemens Eisold die vierte Familiengeneration in den Betrieb ein. Der Junior fokussierte sich zunächst auf die Renovierung des Cafés Toscana. Derzeit betreibt die Bäckerei laut Insolvenzverwalter insgesamt 17 Filialen im Raum Dresden sowie vier Cafés, die vorerst alle weiter geöffnet bleiben.

Anwalt plant „Neuaufstellung des Unternehmens“

„In den kommenden Wochen werden wir Gespräche mit allen wesentlichen Beteiligten aufnehmen und einen Plan zur Neuaufstellung des Unternehmens erarbeiten“, kündigte Christian Heintze an. Wie diese Gesundungsstrategie für die Bäckerei-Kette aussehen wird, dazu machte der Insolvenzverwalter noch keine Angaben. Dazu sei es noch zu früh, sagte Regine Petzsch von der beauftragten Restrukturierungs-Kanzlei. Zu prüfen sei aber jeder Standort der Kette. Womöglich gelinge es auch durch Verhandlungen mit den Vermietern, zu Kosten-Entlastungen zu kommen. Bäckerei-Chef Jörg Eisold selbst äußerte sich auf Anfrage nicht zur Pleite seines Unternehmens.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt