News, Wirtschaft, zAufi

Plastic Logic Dresden stoppt Produktion von e-Papier

Die Dresdner Fabrik von Plastic Logic. Abb.: hw

Die Dresdner Fabrik von Plastic Logic. Abb.: hw

Schon alle Aufträge bis 2019 abgearbeitet – Fabrik hat Auslastungsprobleme

Dresden/Cambridge, 3. Oktober 2018. Die Fabrik von „Plastic Logic“ (PL) im Dresdner Norden hat ihre Produktion von elektronischem Papier wegen mangelnder Auslastung gestoppt. „Wir haben das getan, weil wir bereits soviel Material für unseren Hauptkunden gefertigt haben, dass es bis ins Jahr 2019 hinein reicht“, teilte Plastic-Logic-Chef Tim Burne auf Oiger-Anfrage schriftlich mit. Das Unternehmen bespreche derzeit mit diesem Hauptkunden dessen Nachfrage-Pläne.

PL-Chef gibt sich wortkarg

Weitere Fragen wie die, welche konkreten Auswirkungen der Produktionsstopp kurz- und langfristig auf die Belegschaft hat, beantworte Tim Burne nicht. Zeitweise hatte das Technologie-Unternehmen in Dresden bis zu 200 Mitarbeiter beschäftigt. Seit geraumer Zeit hält sich PL allerdings mit konkreten Angaben über die Belegschaft und Produktionszahlen sehr zurück. Für Branchenbeobachter ist indes schon seit längerer Zeit sichtbar, dass PL ernste Probleme mit seiner Auslastung und seinen wechselnden Geschäftsmodellen hat.

Der Que-Reader kam nie auf dem Markt - nun steht anscheinend der Nachfolger in den startlöchern. Abb.: PL

Der Que-Reader kam nie auf dem Marktn. Abb.: PL

Mit hochfliegenden Plänen gestartet

„Plastic Logic“ wurde ursprünglich im Jahr 2000 durch Forscher der britischen Universität Cambridge gegründet. 2007/08 errichteten die Engländer mit deutschen Beihilfen in Dresden für rund 100 Millionen Euro eine Fabrik für elektronisches Papier – auch „elektrophoretische Displays“ (EPD) genannt – auf Basis von Kunststoffelektronik. Ursprünglich wollten die Briten dort massenhaft großformatige „Que Reader“-Lesegeräte für digitale Dokumente herstellen. Spätestens als Apple mit dem iPad ab 2010 den Tablet-Markt aufrollte, war dieser Plan gestorben.

Russen eingestiegen, Geschäftsmodell umgekrempelt

Kurz darauf übernahm das russische Staatsunternehmen „Rusnano“ „Plastic Logic“. Unter dem neuen Chef Indro Mukerjee gab 2012 PL das alte Geschäftsmodell auf und wurde zum Zulieferer. Seither sucht das Unternehmen nach einem Großabnehmer für sein elektronisches Papier – zum Beispiel für digitale Etiketten, Fahrplan-Aushänge, Zweitbildschirme auf Smartphones oder elektronisch aufgerüsteten Kleider. 2015 spalteten die Besitzer das Unternehmen auf: Die Dresdner Fabrik agierte weiter als „Plastic Logic“, die Entwicklungsabteilung in Cambridge trennte sich als „FlexEnable“ ab. Seither ist es aber offensichtlich immer noch nicht gelungen, die Fabrik auszulasten, wie der Produktionsstopp offenbart, der bereits vor einer Woche in Kraft trat.

Autor: hw

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt