Wirtschaft

Sparkurs bei Globalfoundries

Reinraumbrücke bei Globalfoundries Dresden. Foto: Globalfoundries

Reinraumbrücke bei Globalfoundries Dresden. Foto: Globalfoundries

Zu wenig Aufträge: Auch Dresdner Fabrik setzt Rotstift an

Dresden, 16. September 2015. Wegen schwacher Auftragslage aus der Halbleiter-Branche zieht Globalfoundries die Kostenbremse – sowohl in Amerika wie auch am deutschen Standort in Dresden. In den USA hat der Chip-Auftragsfertiger (Foundry) nun ein Abfindungsprogramm gestartet, damit Mitarbeiter freiwillig das Unternehmen verlassen und um so Personal einzusparen. Auch im Chipwerk Dresden ist ein Sparprogramm in Kraft getreten, darunter Dienstreise-Beschränkungen, auch sollen Material- und andere Einkaufskosten eingedampft werden. Ein Abfindungs- oder anderes Personalabbau-Programm wie in den USA gebe es in Dresden aber nicht, betonte der Dresdner Globalfoundries-Sprecher Jens Drews auf Oiger-Anfrage. Es bleibe abzuwarten, die bisher beschlossenen Maßnahmen ausreichen, um die Sparvorgaben der Konzernleitung erfüllen.

Chipwerk in Dresden nicht ausgelastet

„Die makroökonomische Lage hat sich für uns als Foundry eingetrübt“, begründete Jens Drews das Sparprogramm. „Wir stehen unter steigendem Kostendruck.“ Die Dresdner Chip-Fabrik sei nicht ausgelastet. Ein Hintergrund: Mit AMD kämpft einer der wichtigsten Kunden von Globalfoundries mit anhaltenden wirtschaftlichen Problemen. Für die ehemalige Muttergesellschaft AMD produziert der Auftragsfertiger vor allem Prozessoren für PCs und Notebooks. Die aber finden seit dem Smartphone- und Tablet-Boom nicht mehr soviel Absatz wie früher.

Aufträge von Schlüsselkunden verloren

Laut dem Oiger vorliegenden Informationen hat Globalfoundries aber auch Aufträge eines wichtigen Schlüsselkunden verloren, der wiederum Tablet- und Smartphone-Hersteller beliefert. Hier macht sich offensichtlich bemerkbar, dass auch die Nachfrage für besonders hochwertige Computertelefone und Tablettrechner nicht mehr so stark steigt wie noch vor zwei, drei Jahren, auch durch die Konkurrenz billigerer Geräte.

Vor allem die modernen 300-mm-Fabriken von TSMC sind stark ausgelastet. Foto: TSMC

Auch bei den großen Auftragsfertigern (Foundries) in Taiwan hangeln nicht mehr von einem Umsatzrekord zum nächsten wie noch vor zwei Jahren. Foto: TSMC

Talfahrt für gesamte Branche bahnt sich an

Insofern ist in der typischen steilen Tal- und Bergfahrt der Mikroelektronik-Branche derzeit anscheinend eine weitere Talfahrt in Sicht: Nach der PC-Krise rutschen nun auch die bisherigen Umsatzbringer Smartphone und Tablet ab. Dies bekommen neben Globalfoundries momentan auch andere große Chip-Auftragsfertiger wie TSMC und UMC in Taiwan zu spüren. Den nächsten Boom erwarten Branchenbeobachter vom „Internet der Dinge“ (Internet-Vernetzung von Telefonen, Autos, „intelligenten“ Uhren, Fitnessarmbändern und ähnlichen mobilen Geräten) und vom Start der nächsten Mobilfunk-Generation 5G, an der auch in Dresden geforscht wird. Hier werden sich die ersten Impulse aber wohl erst im Jahr 2017 bemerkbar machen.

Glofo will mit FD-SOI-Technologie vom „Internet der Dinge“ profitieren

Von diesen nächsten großen Trend-Wellen hofft auch Globalfoundries zu profitieren, von daher erklären sich auch die kürzlich verkündeten Millionen-Investitionen in die Einführung der sogenannte FD-SOI-Technologie im Dresdner Werk. Diese Technologie soll besonders billige, leistungsfähige und stromgenügsame Chips ermöglichen, die für neue mobile Geräteklassen benötigt werden. „Wir sehen hier die Chance, uns für das Internet der Dinge zu positionieren und eine tragfähige Perspektive für die Dresdner Fabrik aufzubauen“, betonte Jens Drews.

Zum Spionage-Werkzeug umfunktionierbar: Smart Watch "Gear 2". Foto: SamsungZum Spionage-Werkzeug umfunktionierbar: Smart Watch "Gear 2". Foto: Samsung

Große Hoffnungen setzt die Mikroelektronik-Branche auf neuen Impulse durch „Smart Watches“ und andere neue Geräteklassen, die sich im „Internet der DInge“ vernetzen sollen. Foto: Samsung

Rasches Ende für Sparkurs nicht absehbar

Bis dahin muss Globalfoundries aber wohl eine längere Durststrecke überbrücken. „Der harte Sparkurs wird sich nicht in den nächsten ein oder zwei Quartalen erledigen“, betonte Drews. Auch die Gewerkschaften schauen besorgt auf den Chip-Leuchtturm im Dresdner Norden, befürchten, dass Globalfoundries doch noch einen großen Personalabbau in Sachsen verkündet, über den bereits seit einiger Zeit gemunkelt wird: „Wir stehen im ständigen Kontakt mit dem Betriebsrat“, betonte Gewerkschaftssekretär Stephan Ullrich von der „Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie“ (BCE). In Dresden beschäftigt Globalfoundries rund 3700 Mitarbeiter. Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt