Wirtschaft

Bei Globalfoundries Dresden steht starker Stellenabbau zur Debatte

Reinraumbrücke bei Globalfoundries Dresden. Foto: Globalfoundries

Reinraumbrücke bei Globalfoundries Dresden. Foto: Globalfoundries

Fest steht schon: Leiharbeiter müssen Chipwerk verlassen

Dresden, 24. Juli 2015. Im Chipwerk von Globalfoundries Dresden steht – neben anderen Optionen, Kosten zu sparen – ein deutlicher Personalabbau zur Debatte. Fest steht bereits, dass die 170 Leiharbeiter, die derzeit noch in der Fab1 in Dresden beschäftigt sind, im Herbst beziehungsweise spätestens bis zum Jahresende vom Unternehmen abbestellt werden. Das hat Jens Drews, Sprecher von Globalfoundries Dresden, auf Oiger-Anfrage im Grundsatz bestätigt. Auslöser für die Spar-Überlegungen ist die sinkende Nachfrage für PC-, Tablet- und Smartphone-Chips. Nicht bestätigen könne er hingegen einen Bericht der Bild-Zeitung, laut dem geplant sei, dass bis zu 1300 der 3700 Mitarbeiter in der „Fab1“ ihre Jobs verlieren sollen, so Drews. Dies sei lediglich „ein Szenarien von mehreren“, die in der Unternehmensleitung diskutiert werde. „Es gibt weder solch eine Entscheidung noch einen Zeitplan dafür“, betonte er.

Nachfrage für PCs und Highend-Tablets und –Smartphones schwächelt

Allerdings machte Drews auch keinen Hehl daraus, dass sich die Nachfrage für die Halbleiter, auf die sich Globalfoundries spezialisiert hat, verschlechtert hat: Der PC-Markt schwächelt und auch der Markt für besonders hochwertige Smartphones (Computertelefone) und Tablett-Rechner entwickelt sich nicht mehr so dynamisch wie noch vor, ein, zwei Jahren. „In den vergangenen sechs Jahren sind wir hier ständig gewachsen. Jetzt hat uns die Zyklizität unserer Branche hart erwischt“, sagte der Globalfoundries-Sprecher. Mit Zylklizität ist gemeint: In der Mikroelektronik lösen sich die Innovationszyklen und die Berg- und Talfahrten viel schneller ab als in anderen Industriebranchen. Die Nachfrage-Schwäche hat zu einer Diskussion in der Unternehmensleitung geführt, wie man die Wettbewerbsfähigkeit der Dresdner Chipfabrik verbessern und Kosten sparen könne.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (3. v. l.) hat beim Besuch im Chipwerk von Globalfoundries in Dresden. Mit dabei: Globalfoundries-Konzernchef Sanjay Jha (links von Merkel), Forschungsministerin Johanna Wanka, Ministerpräsident Stanislaw Tillich und Fabrikchef Rutger Wijburg (halb hinter hinter Tillich versteckt). Foto: Heiko Weckbrodt

Bundeskanzlerin Angela Merkel (3. v. l.) hatte am 14. Juli 2015 das Chipwerk von Globalfoundries in Dresden besucht. Mit dabei: Globalfoundries-Konzernchef Sanjay Jha (links von Merkel), Forschungsministerin Johanna Wanka, Ministerpräsident Stanislaw Tillich und Fabrikchef Rutger Wijburg (halb hinter hinter Tillich versteckt). Foto: Heiko Weckbrodt

Sprecher: Jüngste FD-SOI-Entscheidung zeigt, dass Konzern zum Standort Dresden steht

Die jüngste Entscheidung der Konzernführung, in Sachsen eine Viertelmilliarde Dollar in die Einführung der neuen Chiptechnologie FD-SOI (Codename „22FDX“) zu investieren, zeige aber auch deutlich, dass das US-Unternehmen zum Standort Dresden stehe, sagte Drews. Erst kürzlich hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) das Dresdner Werk besucht, um sich über diese neue Technologie zu informieren und mit Spitzenvertretern der deutschen Mikroelektronik über die Perspektiven für die Branche in der Bundesrepublik zu diskutieren.

Chipfabrik in Sachsen ursprünglich von AMD gebaut

Die Chipfabrik im Dresdner Norden wurde ursprünglich 1996 vom amerikanischen Prozessor-Hersteller AMD gebaut. Seitdem wurden bis heute laut Unternehmens-Angaben rund elf Milliarden Dollar in Um- und Ausbauten am Standort investiert. Ab 2009 verkaufte AMD seine Fabriken als „Globalfoundries“ an das arabische Konsortium „Mubadala Development Company“ aus Abu Dhabi. Das ausgegründete Unternehmen spezialisierte sich auf die Auftragsfertigung von Highend-Chips für Elektronikunternehmen weltweit – und übernahm auch das Dresdner Werk als „Fab1“. Das ist mit einer Reinraumfläche von 52.000 m² das größte und modernste Halbleiterwerk in Europa und beschäftigt derzeit rund 3700 Mitarbeiter. Laut Karin Raths von Globalfoundries Dresden hatte die Fabrik zuletzt in den Jahren 2014 und 2015 knapp 200 Zeitarbeiter übernommen.

Mehr Roboter denkbar

Obwohl das Dresdner Werk bereits heute als Pionier für hochautomatisierte Chipfabriken gilt, wäre denkbar, dass die über einen stärkeren Einsatz von Robotern in Dresden erwägt. Andere europäische Halbleiter-Hersteller wie etwa Infineon hatten diesen Weg auch verfolgt, um gegen die harte asiatische Konkurrenz wettbewerbsfähig zu bleiben. Autor: Heiko Weckbrodt

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt