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Automatisierungs-Trend beschert Xenon Dresden Auftragsschub

Xenon-Praktikantin Kristin Hofestädt justiert den Lasersensor einer Anlage in der Endmontage. Foto: Heiko Weckbrodt

Xenon-Praktikantin Kristin Hofestädt justiert den Lasersensor einer Anlage in der Endmontage. Foto: Heiko Weckbrodt

Ein Fünftel mehr Umsatz für Sondermaschinenbauer

Dresden, 19. Februar 2015. Das wachsende Interesse deutscher Automobil-Zulieferer, Chipwerke und anderer technologie-orientierten Industrien, ihre Fabriken stärker zu automatisieren, sorgt beim Dresdner Sondermaschinenbauer „Xenon“ für kräftiges Wachstum. Das Unternehmen hat proppenvolle Auftragsbücher, im vergangenen Jahr kletterte der Umsatz um 19 Prozent auf 25 Millionen Euro. Für dieses Jahr rechnet Geschäftsführer Hartmut Freitag, der das Unternehmen gemeinsam mit Tobias Reißmann leitet, mit weiteren Nachfrageschüben – vor allem aus dem Automobilsektor.

Immer mehr Branchen wollen mit sächsischem Know-How Automatisierungslücken schließen

„Wir sehen deutlich zwei Trends bei den Kunden“, erklärte Freitag im Oiger-Gespräch. „Zum Einen besteht der Wunsch nach wandlungsfähigen Anlagen, die man mit wenig Investitions- und Zeitaufwand auf neue Produkte umstellen kann. Zum Anderen gibt es in vielen Unternehmen den Bedarf, Automatisierungslücken zu schließen.“

Hartmut Freitag. Foto: Heiko Weckbrodt

Hartmut Freitag. Foto: Heiko Weckbrodt

Produktivitäts-Upgrades à la Chipindustrie machen Schule

Und diese Lücken füllen die Dresdner Ingenieure mit trickreichen Sonderanlagen, die Roboter, Lasersensoren, Kameras, maßgeschneiderte Saugarme, Schweißautomaten und andere Technik kombinieren. Dabei nutzen sie gemeinsam mit Partnern aus dem Hightech-Cluster Erfahrungen, die Dresdner Technologieunternehmen zum Beispiel bei der Nachautomatisierung von Chipfabriken gesammelt haben: Dieses besondere Know-How aus den sächsischen Reinraum-Werken von Infineon & Co. soll künftig auch andere Branchen produktiver und schlagkräftiger gegen die Konkurrenz aus den USA und Asien machen. Um dafür auch komplexe Großaufträge im Verbund akquirieren zu können, haben sich die Mittelständler AIS, HAP, Ortner, Systema und Xenon mittlerweile zu einem Kooperationsnetzwerk, zu einem „Automation Network Dresden“ zusammengeschlossen.

Bosch, Infineon und andere Technologiekonzerne gehören zum Kundenkreis

Aber auch jenseits solcher Verbundprojekte laufen die Geschäfte für Xenon gut: Namhafte Unternehmen wie Infineon, Sennheiser, Bosch und Continental gehören zu ihren Kunden, für die sie in zunehmenden Maße nicht mehr nur einzelne Sondermaschinen, sondern ganze Anlagenlinien liefern. Dazu gehören beispielsweise hochautomatisierte Montage-, Prüf-, Transport- und Fertigungsstraßen für Fahrerassistenzsysteme, Leistungselektronik oder Kartuschen, die ein ganzes Labor auf einem Chip enthalten und zum Beispiel HIV-Diagnosen beschleunigen.

Xenon-Monteur Andreas Donath prüft einen Roboter für eine Widerstands-Schweißanlage. Foto: Heiko Weckbrodt

Xenon-Monteur Andreas Donath prüft einen Roboter für eine Widerstands-Schweißanlage. Foto: Heiko Weckbrodt

Neue Jobs geplant

Angesichts der guten Auftragslage werde das Unternehmen nun mehr in das Personal investieren, kündigte Hartmut Freitag an. So werde man bei Xenon in diesem Jahr zehn bis 20 neue Entwickler, Konstrukteure, Monteure, Software-Ingenieure und andere Mitarbeiter einstellen. „Außerdem werden wir wohl mehr Aufträge an Ingenieurbüros, Teilefertiger und andere Kooperationspartner vergeben, um die Auftragsvolumina zu bewältigen“, sagte der Geschäftsführer. „Insofern profitiert auch die regionale Wirtschaft.“

Unternehmen wurzelte in Robotron

Das neue Maskottchen des Unternehmens ist eine Roboterin. Zwar arbeitet das Dresdner Unternehmen nicht wirklich mit humanoiden Robotern, rechnet aber damit, das solche künstlichen Arbeitskollegen in vielen Fabriken Einzug halten werden. Visualisierung: Xenon

Das neue Maskottchen des Unternehmens ist eine Roboterin. Zwar arbeitet das Dresdner Unternehmen nicht wirklich mit humanoiden Robotern, rechnet aber damit, das solche künstlichen Arbeitskollegen in vielen Fabriken Einzug halten werden. Visualisierung: Xenon

Denn das Unternehmen ist selbst tief verwurzelt im Hochtechnologie-Cluster Dresden: Kurz nach der politischen Wende, im Juni 1990, gründeten ehemalige Ingenieure des DDR-Computerkombinats Robotron die Firma „Xenon“. Unter der Führung von Gründer und Inhaber Eberhard Reißmann spezialisierte sich die Elf-Mann-Firma auf die Konstruktion und Einzelanfertigung von Sondermaschinen zum Beispiel für die Elektronikindustrie, für Kopfhörer-Hersteller, CD-Fabriken und andere Technologieunternehmen.

Hohe Risiken im Sondermaschinenbau

„Das war ein durchaus riskanter Ansatz, denn im Sondermaschinenbau kann man sich wegen des großen Konstruktionsaufwandes für jede einzelne Anlage ganz schnell ganz gewaltig verkalkulieren“, räumt Hartmut Freitag ein, der auch zur robotronischen „Ursprungsgarde“ bei Xenon gehört. „Aber Eberhard Reißmann hat immer wieder die richtigen Visionen entwickelt und uns Mut gemacht, neue Wege zu gehen.“

Firma gilt als sächsische Erfolgs-Story

Und das Risiko hat sich ausgezahlt: Gestützt auf sächsische Ingenieurskunst und fähige Mitarbeiter, gehört Xenon heute in seiner Nische zu den Technologieführern in Deutschland und Europa, kann in wachsendem Maße auch international ganze Serien seiner besonderen Automatisierungs-Linien verkaufen und beschäftigt nun 170 Mitarbeiter. Mittlerweile hat Eberhard Reißmanns Sohn Tobias dessen Stelle in der Geschäftsführung übernommen. Gerne und oft wird das Unternehmen von Wirtschaftspolitikern als sächsische Erfolgs-Story präsentiert. Selbst Bundespräsident Joachim Gauck hat die Firma im Dresdner Gewerbegebiet Coschütz-Gittersee – das übrigens auf einer sanierten Wismut-Altlast entstand – deshalb schon besucht. Im Sommer 2015 feiert Xenon sein 25. Jubiläum und Hartmut Freitag ist überzeugt: „Wir haben noch viel Potenzial.“

Autor: Heiko Weckbrodt

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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