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Sachsen plädiert bei EU für aktivere Mikroelektronik-Förderung

In Dresden gefertigter Wafer mit AMD-Vierkernprozessoren. Abb.: GF

Prozessor-Wafer. Abb.: GF

Wirtschaftsminister: Bund sollte sich an New York ein Beispiel nehmen

Dresden/Brüssel, 29. Mai 2013: Für eine zeitgemäßere staatliche Förderpolitik Schlüsseltechnologie „Mikroelektronik“ hat Sachsens Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP) heute Abend bei EU-Kommissarin Neelie Kroes (niederländische Volkspartei VVD) in Brüssel geworben. Um im globalen Maßstab wettbewerbsfähig mit den USA und Asien zu bleiben, bedürfe es staatlicher Strukturfonds, um Projekte von „gemeinsamem europäischen Interesse“ mitzufinanzieren, erklärte er mit Blick auf die EU- und deutschen Bundeskassen.

Auch Pilotlinien und Fabriken fördern

Sven Morlok. Abb.: sachsen.de

Sven Morlok. Abb.: sachsen.de

Wichtig sei es insbesondere, nicht „nur“ Forschungsprojekte zu subventionieren, sondern auch Pilotlinien und Produktionsstätten von besonderer Bedeutung. Sachsen habe mittlerweile vier solcher Schlüsseltechnologie-Pilotlinien von europäischem Rang vorgeschlagen. Daneben habe der Freistaat in seinem Haushalt einen Schlüsseltechnologie-Etat für Pilotlinien auf regionaler Ebene reserviert.

Vorbild New York: Ansiedlungspolitik zieht Chipriesen an

Blick in den Reinraum der New Yorker Fab beim Einräumen des Equipments. Sie soll nun erweitert werden. Abb.: GF

Blick in den Reinraum der Fab 8 – die Globalfoundries nicht in Dresden, sondern nahe New York gebaut hat. Abb.: GF

Der Minister verwies auf die aktive Elektronik-Förderpolitik in den USA und in Asien. Speziell der deutschen Bundesregierung legte er einen Besuch im rasch wachsenden Elektronik-Standort Albany bei New York nahe: Dank einer aktiven staatlichen Ansiedlungspolitik inklusive hoher Beihilfen investieren dort derzeit Branchengrößen wie Intel, TSMC, Globalfoundries und IBM Milliardenbeträge in neue Elektroniktechnologien und Chipwerke.

Unter anderem will ein Konsortium dort den Umstieg der Halbleiterindustrie von 300 auf 450 Millimeter große Siliziumscheiben (Wafer) zur Serienreife führen, was den teilnehmenden Firmen einen enormen Produktivitätssprung verschaffen dürfte.

Schub für Autoindustrie durch Elektronik-Intitiative erwartet

In das gleiche Horn blies heute Morloks Chef, der als Folge der jüngsten milliardenschweren EU-Elektronikinitiative auch einen kräftigen Schub für den Automobilstandort Sachsen erwartet. „Nicht nur Silicon Saxony als größter Mikroelektronik-Standort in Europa wird davon profitieren, sondern auch die Automobilindustrie im Freistaat“, erklärte Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) beim Baubeginn für ein neues Entwicklungszentrums des Automobilkomponentenentwicklers IAV im sächsischen Stollberg.

Gerangel um Milliarden-Kuchen

Die EU hatte dieser Tage eine neue Förderstrategie für die europäische Nano- und Mikroelektronik angekündigt. Angesichts der strukturbestimmenden Bedeutung dieser Schlüsseltechnologie für fast alle Wirtschaftszweige will die EU-Kommission in den kommenden Jahren rund 100 Milliarden Euro private und öffentliche Investitionen in diesen Sektor anstoßen. Vorrangig sollen die führenden Elektronikzentren Dresden, Grenoble und Löwen/Eindhoven ausgebaut werden. Nähere Details gab die EU allerdings noch nicht bekannt. Deshalb rühren die sächsischen Politiker nun fleißig die Werbetrommel, damit das „Silicon Saxony“ ein ordentliches Stück von diesem Kuchen abbekommt. Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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