Drama über Hurenalltag und Dominanz in Berlin
Stechen oder gestochen werden, das ist für die Prostituierte und alleinerziehende Mutter Helena jeden Tag aufs Neue die Frage: Entweder sie gibt den bizarren Lüsten ihrer Kunden nach oder sie inszeniert selbst deviante Orgien mit anderen Mädchen, wird ergo von der Beherrschten zur Herrscherin. Im Drama „Top Girl“, das nun auf DVD erschienen ist, reflektiert Regisseurin und Drehbuchautorin Tatjana Turanskyj insofern vor allem eines: die Mechanismen sexueller Ausbeutung.
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TOP GIRL oder la déformation professionnelle | Trailer from Drop-Out Cinema on Vimeo.
Schrubben, schminken, ficken
Das klingt nach erhobenem Zeigefinger, ist aber glücklicherweise nicht belehrend, sondern schauspielerisch und szenisch interessant, hat gelegentlich auch Züge von Brechtschem Theater. Besonders zu überzeugen vermag Julia Hummer als Helena, die den Berliner Hurenalltag in all seinen Niederungen und Glanzfacetten zeigt: beim Waschen, schminken, schrubben, ficken. Mal soll sie den Kunden Texte mit perversen Schuldmädchen-Phantasien vorlesen, mal selbst mit der Peitsche in der Hand und geschnalltem Dildo die Domina spielen.
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Top Girl oder la déformation professionnelle
Herrschen oder beherrscht werden, dieses Grundmotiv taucht in „Top Girl“ immer wieder auf, zwingt zur binären Entscheidung. Als Helena selbst schließlich Menschenjagd-Phantasien mit nackten Kolleginnen für Betriebsfeiern inszeniert, hat sie ihren Weg gewählt, ist selbst zur Zuhälterin geworden.
Fazit:
Ein aufregender, teils bizarrer Film über die Facetten weiblicher Prostitution. Autor: Heiko Weckbrodt
„Top Girl oder La Deformation Professionelle“ (good!movies), Regie: Tatjana Turanskyj, mit Julia Hummer, RP Kahl, Sandra Bredehöft, FSK 16, 95 Minuten DVD 17 Euro
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