Alle Artikel mit dem Schlagwort: Japan

Gedruckte organische Leiterbahnen, die sich an bleibige Oberflächenkurven anpassen. Foto: Fabian Kayatz, Fraunhofer IVV

Werbeposter wird zum Energiesammler

Japaner und Sachsen arbeiten gemeinsam an druckbaren Werbe-Solarzellen und organischer 3D-Elektronik Tokio/Dresden, 12. Februar 2017. Ingenieure aus Japan und Sachsen entwickeln gemeinsam hauchdünne organische Solarzellen und Bildschirme, die sich direkt auf Werbeposter, Kartons und Papier drucken lassen. Außerdem arbeiten sie zusammen an dreidimensionaler (3D) organischer Elektronik, die sich auf runde und andere beliebig geformte Objekte aufbringen lässt. Derzeit tauschen sich Vertreter aus Sachsen und Nippon in Tokio über die Chancen und den stand dieser und weiterer Projekte aus, teilte das Technologienetzwerk „Organic Electronics Saxony“ aus Dresden mit. Beteiligt sind über 30 Partner.

Viel ist nicht geblieben von der aten Welt der Menschen und eigentlich kann man längst alles durch die Galaxis beamen - Roboterbotin ID 722 Yoko Suzuki (Megumi Kagurazaka, rechts) liefert dennoch die Pakete an die Alten aus. Abb.: REM

„Whispering Star“: Die Menschheit hat sich abgeschafft

Sion Sono reflektiert in Sci-Fi-Groteske Verlust und Erinnerung nach Fukushima Die Hölle ist ein einsamer Ort. Über Jahrzehnte hinweg gleicht ein Tag dem anderen. Die Unterschiede sind kaum wahrnehmbar: Von Samstag bis Montag tropft der Wasserhahn. Am Dienstag werden die Geräusche der Motten, die gegen die Lampenabdeckung fliegen, unüberhörbar. Am Mittwoch tropft der Hahn wieder. Am Donnerstag wird klar, dass der Bordcomputer innen und außen verwechselt, das Innere der Lampe für das ganze Weltall hält. Freitag: eine der Motten stirbt… Solch infernalisches Einerlei kann nur ein Ort wie das Paket-Raumschiff der Roboterin ID 722 Yoko Suzuki (Megumi Kagurazaka) in der japanischen Science-Fiction-Groteske „The Whispering Star“ ausbrüten.

Prof. Stefan Kaskel. Foto: Fraunhofer IWS

Superbatterien auf der Spur

Japaner ehren Energiespeicher-Forscher Stefan Kaskel von der TU Dresden mit Wissenschaftspreis Dresden, 26. Januar 2016. Der Chemiker Professor Stefan Kaskel von der Technischen Universität Dresden (TUD) erhält für seine wissenschaftlichen Arbeiten an neuen Energiespeicher-Materialien einen Preis der „Japan Society for the Promotion of Science” (JSPS). Die Auszeichnung ist mit einer vierwöchigen Forschungsreise nach Osaka in Japan dotiert. Stefan Kaskel wird diese Reise im Frühjahr 2016 antreten. Am „National Institute of Advanced Industrial Science and Technology” (AIST) in Osaka will er dabei den Experten Prof. Qiang Xu treffen. Er freue sich bereits darauf, sich mit Prof. Qiang Xu über neue Forschungsergebnisse in der chemischen Materialforschung auszutauschen, um Kooperationen mit Japan in der Batterieforschung zu intensivieren, sagte der Dresdner Wissenschaftler.

Hat jetzt viel zu spielen und zu forschen: Juniorprofessor Dr. Martin Roth Foto: Swen Reichhold, Uni Leipzig

Japaner spielen sozial, Europäer zocken Ego-Shooter

Professor Roth von Uni Leipzig untersucht Spezifika japanischer Videospielkulturen – und hat nun 4500 Spiele geschenkt bekommen Leipzig, 30. Juni 2015. „Crysis“, „Battlefield“, „Wolfenstein“ – Computerspiele, die in Deutschland richtig gut ankommen, sind oft Egoshooter, in denen fleißig drauflos geballert wird. Anders in Japan, dessen Hardware- und Spieleindustrie bis in die 1980er Jahre hinein noch das ganze Genre weltweit entscheidend mitgeprägt hatte, inzwischen aber eher eigene Wege geht: Spiele nämlich, die dort für den einheimischen Markt produziert werden, sind oft eher an sozialer Interaktion zwischen den Nutzern ausgerichtet, Dating-Spiele zum Beispiel. Außerdem haben im Land der aufgehenden Sonne auch Fantasie-Rollenspiele und auf die erzählerische Dimension ausgerichtete Titel eine viel größere Bedeutung als im Westen. Das hat Junior-Professor Martin Roth von der Uni Leipzig eingeschätzt. Der Japanologe hat jetzt von der „Computer Entertainment Rating Organization“ (CERO) aus Tokyo rund 4500 Videospiele japanische Herkunft geschenkt bekommen, die er in den nun gemeinsam mit seinen Studenten durchspielen und erforschen will.

Grafix (Helix): Ude, Wikipedia, Montage: h, gemeinfrei

Extinction: Globales Ränkespiel nach Evolutionssprung

Kazuaki Takano haut in seinem Thriller kaum verkappt auf die Folter-Regierung Bush drauf Den Weltuntergang zeichnen Romanautoren gern in den brennendsten Farben: als Atomkrieg, Meteoriten-Einschlag, Pandemie oder Umweltkatastrophe. In „Extinction“ spielt der Japaner Kazuaki Takano ein sonst eher selten diskutiertes Szenario durch: Was passiert, wenn die Evolution einen Sprung macht und ein Wesen geboren wird, das in seiner Intelligenz und seinen Fähigkeiten normalen Menschen weit voraus ist? Das potenziell im Stande wäre, die menschliche Spezies auszurotten? Zumindest US-Präsident Burns reagiert in Takanos Thriller ziemlich allergisch: Er schickt ein Söldner-Kommando um den erfahrenen Veteranen Jonathan Yeager los, um diesen Übermenschen im afrikanischen Busch auszulöschen – samt der ganzen Sippschaft. Doch Burns ist offensichtlich nicht der einzige, der in diesem globalen Schachspiel seine Figuren zieht. Denn zeitgleich bekommt im fernen Japan der Nachwuchsforscher Kento Kago den Auftrag, ein Heilmittel für eine extrem seltene Krankheit zu entwickeln. Dieses Forschungsprojekt hat, wie Kento schließlich erkennt, über drei Ecken mit jenem Überwesen in Afrika zu tun. Und wie es scheint, zieht da eine weitere unbekannte Instanz im Hintergrund ihre Strippen…

Lieferte im TÜV-Test Spitzenwerte: PV-Modul von Solarwatt Dresden. Abb.: Solarwatt

Sachsen entwickeln mit Korea und Japan neue Recycling-Verfahren

Gemeinschafts-Unternehmen mit Loser Chemie geplant Tokio/Langenweißbach, 12. April 2015: Das sächsische Umweltunternehmen „Loser Chemie“ aus Langenweißbach und die japanische Aufbereitungs-Firma „Asaka Riken“ wollen ein Gemeinschafts-Unternehmen gründen, das sich mit der Wasserreinigung und der Rohstoffgewinnung aus besonderen Abfallströmen beschäftigt. Das hat heute die Wirtschaftsförderung Sachsen mitgeteilt.

Aus dem Sieg des Sozialismus ist zwar nichts geworden, aber an die Leuchtpropaganda in Dresden 1984/85 erinnert sich Fotograf Seiichi Furuya noch gut. "Ich bin jetzt noch mal dahin gegangen", erzählt er. "Da konnte man noch gut die Umrisse der Leuchtbuchstaben erahnen." Foto: Heiko Weckbrodt

Wie ein Japaner zu DDR-Zeiten Dresden sah

„Was wir sehen“: Kunsthaus zeigt Alltagsaufnahmen von Seiichi Furuya Dresden, 31. März 2015: Das Alltagsleben im sozialistischen Dresden der 1980er Jahre aus Sicht eines Japaners reflektiert eine Fotoausstellung, die ab 2. April im Kunsthaus Dresden zu sehen ist. Der in Österreich lebende Seiichi Furuya zeigt dort bis zum 31. Mai 2015 ausgewählte Fotos, die er während seiner Zeit als Dolmetscher auf der „Bellevue“-Hotelbaustelle in den Jahren 1984 /85 geschossen hat. „Nicht als Künstler“, wie er selbst betont, sondern um das Leben in einer fremden Stadt, in einem fremden System zu dokumentieren. Entstanden sind dabei Schwarzweiß- und Farb-Aufnahmen, die oft erst beim genaueren Blick das Besondere des festgehaltenen Moments, die kleinen und großen Seltsamkeiten im DDR-Alltag enthüllen.

Autosensorfabrik „Jade“ geht in Dresden an den Start

Dresden, 23. März 2015: In Dresden hat heute ein neuer Sensor-Hersteller offiziell seine Fertigungsstätte eröffnet: Die „Jade Sensortechnik GmbH“ wird künftig im Dresdner Norden Drucksensoren für Automobile fertigen und wird mittelfristig rund 50 Mitarbeiter anheuern. Jade ist ein Gemeinschafts-Unternehmen (Joint Venture) der Dresdner Sensorfirma „Intelligente Sensorsysteme Dresden“ (i2s) und der japanischen „Nagano Keiki“. Beide Partner wollen etwa zehn Millionen Euro in das neue Unternehmen investieren.

Killer Nomura verarbeitet ein Schwester-Trauma ausgerechnet, indem er junge Frauen meuchelt. Foto: Tiberius

Bluray „Killers“: Wer einmal Blut leckt

Im japanischen Horrorthriller wird Folter-Groupie selbst zum Mörder Wer einmal Blut geleckt hat, kommt von diesem Geschmack nie wieder los – ist jedenfalls der sadistische Serienmörder Nomura (Kazuki Kitamura) überzeugt. Tagsüber mimt er den anständigen Banker, nachts aber foltert er junge Frauen zu Tode, filmt sie dabei und stellt die Videos dann ins Netz. Kameramann Bayu (Oka Antara) findet diese Aufnahmen erst abartig, dann daran Gefallen. Im pessimistisch-blutigen Horror-Thriller „Killers“ lassen die Regisseure Kimo Stamboel und Timo Tjahjanto die Beiden bald fleißig um die Wette morden.

David Mitchells „Number 9 Dream“: Ein Träumer im Moloch Tokio

Literarische Gratwanderung zwischen Yakuza-Gangstern, Huren und Anwälten Einen weiten Weg ist Eiji Miyake gegangen, von seiner Insel in den Moloch Tokio. Wenige Tage vor seinem 18. Geburtstag sitzt er in einem Café in der Innenstadt und raucht eine nach der anderen. Durch das Fenster kann er die Festung der Anwälte sehen, das „Panoptikum“. Darin sitzt die wohl einzige Frau, die ihm sagen kann, wer sein Vater ist – seiner und der seiner ertrunkenen Zwillingsschwester Anju. In seinen Tagträumen am Café-Tisch spielt er unzählige Mal durch, wie er Anwältin Akiko Kato den Namen des Vaters entringt, mal als rasender Superheld, mal als gedemütigter Knirps, mal kehrt er verzagt um: „Number 9 Dream“.

„Empire of War“: Erschütternder Katastrophenfilm aus China

Heute wird China als Großmacht mit Atomraketen und Dumping-Fabriken gesehen – doch im 19. und 20. Jahrhundert hatte das Reich der Mitte schwere Durchhänger. Die kumulierten im II. Weltkrieg, als die Japaner einmarschierten, sich derweil Chang Kai Tschecks Kuomintang und Maos Kommunisten beharkten und die Erstarrung und Ineffizienz der alten chinesischen Bürokratie voll zu Tage trat – und letztlich Millionen Leben kostete. Anhand der großen Hungersnot von 1942 in der Provinz Henan, bei der schätzungsweise drei Millionen Menschen starben, arbeitet Chinas Starregisseur Feng Xiaogang („Aftershock“) in seinem neuen Katastrophenfilm „Empire of War“, der jetzt in Deutschland auf DVD und Bluray erschienen ist, dieses düstere Kapitel der chinesischen Geschichte auf.

Mitchell spannt in „Ghostwritten“ Weltnetz aus Mao, KI und mongolischer Stasi

Ein köperloses Wesen erwacht Mitte des 20. Jahrhunderts am Fuße des heiligen Berges im Westen Chinas. „Wer bin ich?“, fragt sich der Geist. „Bin ich allein auf der Welt?“ Und: „Warum steckte ich in einem Menschen fest?“ Das Wesen erkennt, dass es von Mensch zu Mensch springen, deren Erinnerungen sehen, deren Wege leiten kann. Der „Non-Corpus“ nistet in einer alten Teeverkäuferin, in Pilgermönchen, in einem mongolischen KGB-Killer, in einem neugeborenen Mädchen. Eine Suche über Jahre, tausende Kilometer und Hunderte Wirte beginnt, nach der Wurzeln der frühesten und einzigen Erinnerung des Geistes, der „Geschichte von den Dreien, die über das Schicksal der Welt sinnieren“…

„Ace Attorney“: Hirnrissige Schrei-Prozesse

In naher Zukunft führt Japan das Eilprozessrecht ein: Jedes Strafverfahren muss in höchstens drei Tagen durchgepeitscht werden. Doch statt die Kriminalität zu senken, beendet das neue „Recht“ jede systematische Ermittlung und treibt Anwälte wie Ankläger dazu, im Gerichtssaal überhastete Schlüsse zu ziehen und wie wild alle zehn Sekunden sinnlos „Einspruch“ zu schreien. Auch wenn „Ace Phoenix Wright – Ace Attorney“ sonst zu nichts gut ist: Zumindest diese Konsequenz von Stammtisch-Parolen führt uns diese japanische Videospielverfilmung vor Augen.

„Die Tausend Herbste…“: Ehre und Schrecken im Gefängnis Japan

Raffiniertes Intrigenspiel der Edo-Zeit von „Wolkematlas“-Autor David Mitchell Orito Aibagawa: „Der menschliche Verstand ist ein Webstuhl, der unterschiedliche Fäden aus Glauben, Erinnerung und Erzählungen in ein Ganzes verknüpft, das wir gewöhnlich ,Ich’ nennen.“ (in: David Mitchell: „Die Tausend Herbste des Jacob de Zoet“) Der Brite David Mitchell ist ein Virtuose dieses Individualität kreierenden Webstuhls, wie wir erst jüngst in der Verfilmung seines „Wolkenatlas“ auf der Kinoleinwand sehen konnten, wo das das Webschiffchen seiner Fabulierlust rasant zwischen Epochen und Erzählebenen hin und her flog und sie zu einer Weltgeschichte verflochten hat. Auf solche Zeitreisen verzichtet Mitchell in seinem jüngsten Roman „Die Tausend Herbste des Jacob de Zoet“ zwar, verschachtelt darin aber wieder nach dem Matroschka-Prinzip Story in Story, um das zu spiegeln, was menschliche Entscheidungen, was Leben ausmacht: Komplexität.