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Gewerkschaften richten Halbleiter-Konferenz in Dresden aus

Siliziumkarbid-Wafer von Bosch. Die Leistungselektronik aus diesem Material hat weniger Energieverluste als eine Silizium-Lösung und ist daher zum Beispiel für besonders effiziente Elektroautos und Ladesysteme interessant. Foto: Bosch

Siliziumkarbid-Wafer von Bosch. Foto: Bosch

IG Metall & Co. profilieren sich angesichts des Wachstums in der deutschen Chipbranche als Digitalgewerkschaften

Dresden, 11. März 2024. Angesichts des dynamischen – und staatlich gestützten – Wachstums in der deutschen Mikroelektronik-Branche richtet die Gewerkschaften im April 2024 eine bundesweite Halbleiter-Konferenz in Dresden aus. Das hat die Industriegewerkschaft (IG) Metall angekündigt. Sie wollen dort gemeinsam mit Politikern und Forschern die Auswirkungen dieser industriellen Trends debattieren – und zweifellos auch für mehr Tarifverträge in Chipwerken die Werbetrommel rühren.

„Halbleiterindustrie in Deutschland entwickelt sich in rasantem Tempo“

„Die Halbleiterindustrie in Deutschland entwickelt sich in einem rasanten Tempo“, betonen die IG-Metall-Vertreter. „In Ostdeutschland entstehen momentan neue Fertigungskapazitäten in Höhe von 40 Milliarden Euro. Unterstützt mit hohen Subventionen hat sich Deutschland europaweit, aber auch international einen Namen als starker Halbleiter-Standort gemacht, der zu immer weiteren Investitionen und damit auch tausenden neuer Arbeitsplätzen führt.“ Ein wichtiger Wachstumskern der deutschen Mikroelektronik sei Dresden mit namhaften Unternehmen wie Infineon, Bosch Halbleiter, und der neuen TSMC-Tochter ESMC.

IG Metall verweist auf Tarifbeispiel ASML in Berlin

Aber auch in Berlin ist mit der deutschen Tochter des niederländischen Lithografieanlagen-Herstellers ASML ein Branchenschwergewicht vertreten – und gerade dieses Unternehmen sieht die IG Metall als ein Beispiel dafür, wie schnell man auch in der Hochtechnologie-Wirtschaft zu Tariufverträgen kommen könne. Dort habe die Industriegewerkschaft gezeigt, „dass sie ein Unternehmen der Halbleiterindustrie mit inzwischen mehr als 1800 Beschäftigten, sehr effektiv und in kürzester Zeit tarifieren kann“. Und daran will die IG Metall anknüpfen und sich ähnlich wir jüngst erst die „Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie“ (IGBCE) eine neue Ausrichtung als Halbleiter- und Digital-Gewerkschaft profilieren. „Die IG Metall ist längst in der Digitalwirtschaft, der IT-Branche und auch der Halbleiterindustrie dabei, Belegschaften auf dem Weg zum Tarifvertrag zu unterstützen“, heißt es dazu von den Arbeitnehmervertretern.

Außereuropäische Tech-Firmen fremdeln oft mit deutschen Gewerkschaften

Hintergrund: Vor allem Technologieunternehmen mit außereuropäischen Wurzeln taten und tun sich bei Ansiedlungen in Deutschland schwer, mit den hiesigen Gewerkschaften Tarifverträge einzugehen, weil sie fürchten, sich in ihren unternehmerischen Entscheidungen zu stark einzuschränken. Das galt für AMD in Dresden genauso wie für Tesla heute in Schweden. Allerdings wankt dieser Widerstand: Globalfoundries Dresden beispielsweise, das aus dem sächsischen AMD-Chipwerk hervorgegangen war, hat sich inzwischen doch auf Verträge mit den Gewerkschaften eingelassen.

Auch Politiker und Forscher zur Tagung im Gewerkschaftshaus erwartet

Diese und weitere Punkte werden sicher während der Halbleiterkonferenz eine wichtige Rolle spielen. Eingeladen sind unter anderem Christiane Benner als „Erste Vorsitzende“ der IG Metall, der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD), Prof. Andreas Boes vom Instiut für Sozialwissenschaftliche Forschung in München „und zahlreiche Kolleginnen und Kollegen aus der Halbleiter-Branche aus der Region und bundesweit“. Tagungsort ist am 10. April ab 10 Uhr das Dresdner Gewerkschaftshaus am Schützenplatz.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: IG Metall, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt