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Nur 14 % gehen nach Cyberangriffen zur Polizei

Passwort-Klau und Betrügereien beim Online-Kauf gehören zu den häufigsten Cyberattacken. Grafik: Bitkom

Passwort-Klau und Betrügereien beim Online-Kauf gehören zu den häufigsten Cyberattacken. Grafik: Bitkom

Im Schnitt 262 Euro Schaden bei privaten Opfern

Berlin, 18. Januar 2024. Rund zwei Drittel der Deutschen sind im Jahr 2023 nach eigenem Bekunden das Ziel von Cyberkriminellen geworden. Das hat eine Bitkom-Umfrage ergeben. Bei einem Drittel ist zwar kein finanzieller Schaden entstanden, 14 Prozent können oder wollen dazu keine Aussagen machen. Bei den Übrigen ist aber im Schnitt ein Schaden von 262 Euro entstanden.

Oft auch ideeller Schaden

„Ein erfolgreicher Angriff von Cyberkriminellen kann im Einzelfall teuer für die Opfer werden“, meint Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. „Aber oft ist es nicht nur der materielle Schaden, der schmerzt, etwa bei persönlichen Angriffen oder Bedrohungen.“

Beleidigt, sexuell belästigt oder ausgenutzt

Ohnehin ist bei Privatanwendern meist weniger zu holen als zum Beispiel bei systematischen Erpresserangriffen auf großen Unternehmen, Behörden oder Organisationen. Und so ist der Schaden im Privatsegment oft auch eher ideeller Art. Laut der Umfrage wurde rund ein Viertel im Internet verbal massiv angegriffen oder schwer beleidigt, fünf Prozent wurden sexuell belästigt. Vier Prozent geben an, dass eine Person sich im Internet unter dem eigenen Namen ausgegeben hat. Bei zwei Prozent wurden E-Mails in ihrem Namen versendet.

Wohl auch aus Scham zeigen viele Opfer solche Attacken gar nicht erst an. 3 von 10 Betroffenen haben nach einem kriminellen Vorfall nichts unternommen. Rund die Hälfte hat das Gespräch mit Familie oder Freunden gesucht. Vier Prozent haben einen Rechtsanwalt aufgesucht. Ein Prozent ist auf die Forderungen der Kriminellen eingegangen und hat zum Beispiel Lösegeld bezahlt.

Negative Erfahrungen dominieren nach Anzeige

Eine Anzeige bei der Polizei haben nur 14 Prozent erstattet. Und die Erfahrungen mit der Polizei waren bei denjenigen, die Anzeige erstattet haben, überwiegend negativ. So wurde nach Angaben der Befragten in keinem Fall ein Täter ermittelt oder verurteilt. 15 Prozent mussten sich an verschiedene Stellen wenden, bevor ihnen geholfen werden konnte, 43 Prozent bewerten den Aufwand durch die Anzeige im Nachhinein als zu hoch. 46 Prozent geben an, sie würden beim nächsten Mal auf eine Anzeige verzichten.

„Cyberkriminalität wird häufig aus dem Ausland verübt, teilweise mit Wissen oder zumindest Duldung der dortigen Behörden. Das erschwert eine Verfolgung und Bestrafung der Täterinnen und Täter. Dennoch sollten Opfer nicht auf eine Anzeige verzichten, denn durch Öffentlichkeit und den Verfolgungsdruck können zumindest weitere Taten verhindert werden“, meint Wintergerst. „Wir müssen Polizei und Sicherheitsbehörden aber personell und technisch so ausstatten, dass sie gegen Kriminelle auch in der Online-Welt mit Nachdruck erfolgreich vorgehen können.“

Quelle: Bitkom

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt