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„Werden einzelne Arten unwiederbringlich verlieren“

Wird es den Kolbenfinger-Laubfrosch (Boana faber) 2070 noch in der „Mata Atlântica“ geben? Foto: Paula Ribeiro Anunciação via Senckenberg Dresden

Wird es den Kolbenfinger-Laubfrosch (Boana faber) 2070 noch in der „Mata Atlântica“ geben? Foto: Paula Ribeiro Anunciação via Senckenberg Dresden

Senckenberg: Klimawandel und Wohnungsbau bedrohen Amphibien-Vielfalt im Regenwald

Dresden, 16. Oktober 2023. Dem Klimawandel und und Wohnungsbau in Brasilien fallen mehr und mehr Froscharten und andere Amphibien unwiederbringlich zum Opfer. Das berichtet Senckenberg Dresden und stützt sich dabei auf mehrjährige Untersuchungen eines deutsch-brasilianischen Forschungsteams in der „Mata Atlântica“ – dem Regenwald an der Ostküste Südamerikas.

Gesamtes Ökosystem wird sich verändern

„Wir sehen zukünftig einen signifikanten Rückgang sowohl der taxonomischen als auch der funktionalen Amphibienvielfalt“, schätzt Dr. Raffael Ernst von Senckenberg Dresden ein. „Das heißt wir werden nicht nur einzelne Arten unwiederbringlich verlieren, sondern auch das gesamte Ökosystem wird sich verändern.“

Nur noch 12% des ursprünglichen Ökosystems vorhanden

Seine Kollegin Dr. Paula Ribeiro Anunciação von der brasilianischen Universität „Federal de Lavras“ hatte zuvor zwei Jahre lang gemeinsam mit Ernst und weiteren Forschern die ökologischen, topografischen und klimatischen Veränderungen in der „Mata Atlântica“ beobachtet. Ursprünglich hatte dieser Regenwald-Abschnitt etwa 150 Millionen Hektar umfasst. Durch Waldbrände, ausgetrocknete Flüsse und extreme Wetter hat sich das geändert: „Gegenwärtig sind nur noch 12 bis 16 Prozent des ursprünglichen Ökosystems vorhanden, das zudem stark fragmentiert ist“, erklärt Anunciação. Wenn sich diese Entwicklung so fortsetze, werden vielen Amphienarten in dieser Region verschwinden, prognostiziert sie.

Begehrlichkeiten der Baubranche

Einzig in der östlichen Küstenregion und in hochgelegenen Lebensräumen sei davon auszugehen, dass die ursprüngliche Vielfalt bei Frosch und Co. – trotz Klimawandel – in großen Teilen erhalten bleibe. „Genau diese Gebiete stehen aber – aufgrund ihrer Nähe zu den am besten entwickelten städtischen und industriellen Standorten Brasiliens – im Zentrum aktueller Immobilienspekulationen“, warnt Ernst. Insofern seien Klimawandel wie auch Bauwirtschaft ernste Bedrohungen für die Artenvielfalt in der Mata Atlântica.

Quelle: Senckenberg-Gesellschaft

Wissenschaftliche Publikation:

„Climate-driven loss of taxonomic and functional richness in Brazilian Atlantic Forest anurans“ von Paula Ribeiro Anunciação, Raffael Ernst, Felipe Martello, Maurício Humberto Vancine, Luis Marcelo Tavares de Carvalho und Milton Cezar Ribeiro, in: „Perspectives in Ecology and Conservation“ (2023), DOI:  https://doi.org/10.1016/j.pecon.2023.09.001

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt