Digitalisierung, News, zAufi

Umfrage: EU-Datenschutz ist zu kompliziert und eine Innovationsbremse

Tritt am 25. Mai 2018 auch in Deutschland in Kraft: die neue Datenschutz-Grundverordnung der EU. Fotos: hw, EU, Montage: Heiko Weckbrodt

Trat 2018 auch in Deutschland in Kraft: die Datenschutz-Grundverordnung der EU. Fotos: hw, EU, Montage: Heiko Weckbrodt

Unternehmen sehen in Bitkom-Analyse Nach 5 Jahren DS-GVO mehr Schatten als Licht

Berlin, 6. Oktober 2023. Die aktuellen Datenschutz-Regeln in der EU sind kompliziert, praxisfern und behindern Innovationen. Das hat eine Umfrage im Auftrag des deutschen Digitalverbands „Bitkom“ unter 503 Unternehmen in Deutschland ergeben. Anlass: Vor fünf Jahren waren die Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO) in Kraft getreten.

Dauerkampf mit Datenschutz-Regeln

„Auch nach fünf Jahren gibt es bei der DS-GVO leider mehr Schatten als Licht“, kommentiert Susanne Dehmel von der Bitkom-Geschäftsleitung die Befunde. „Das Ziel, einen einheitlichen Datenschutzrahmen mit hohen Standards für Europa zu schaffen, war und ist richtig. Doch Umsetzung und Auslegung in der Praxis führen dazu, dass dieses Ziel noch nicht erreicht wurde. Die Unternehmen haben mit der Daueraufgabe Datenschutz zu kämpfen.“

In der Unternehmensumfrage des Bitkom überwiegen fünf Jahre nach dem Start der DS-GVO in Deutschland die Nachteile die Vorteile durch die strengen Datenschutz-Regeln der EU. Grafik: Bitkom

In der Unternehmensumfrage des Bitkom überwiegen fünf Jahre nach dem Start der DS-GVO in Deutschland die Nachteile die Vorteile durch die strengen Datenschutz-Regeln der EU. Grafik: Bitkom

Neuerungen gescheitert oder abgeblasen

Die befragten Unternehmen haben vor allem beklagt, dass die DS-GVO Geschäftsprozesse komplizierter macht (78 Prozent) und zu praxisfern ist (77 Prozent). 56 Prozent erleben, dass durch die DS-GVO die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen verzögert wird. In allen Unternehmen (100 Prozent) hat die DS-GVO in den vergangenen zwölf Monaten dazu geführt, dass innovative Projekte gescheitert sind oder gar nicht erst angegangen wurden. In 86 Prozent der Unternehmen waren dabei konkrete Vorgaben der DS-GVO die Ursache, in 92 Prozent Unklarheiten in ihrer Anwendung.

„Datenschutz ist so kompliziert geworden, dass selbst die Profis kaum noch hinterherkommen“

59 Prozent haben den Eindruck, dass die Aufsichtsbehörden die DS-GVO nutzen, um ihr Weltbild durchzusetzen. 69 Prozent sehen in der Verordnung einen Nachteil im internationalen Wettbewerb gegenüber anderen Unternehmen, die nicht der DS-GVO unterliegen. Und 74 Prozent der Datenschutzbeauftragten in den Betrieben meinen, dass Datenschutz in Deutschland so kompliziert geworden ist, dass es ihnen schwerfällt, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über Datenschutz aufzuklären. „Datenschutz ist in Deutschland so kompliziert geworden, dass selbst die Profis kaum noch hinterherkommen. Zugleich betrifft Datenschutz immer mehr Bereiche unserer Wirtschaft, aber auch unseres Alltags in einer digitalen Welt“, meint Dehmel. „Wir brauchen einen Datenschutz, der verständlich und praxistauglich ist.“

Allerdings sehen die Unternehmen auch Vorteile: Die Datensicherheit im Unternehmen habe sich verbessert und die DS-GVO setze weltweit Maßstäbe (jeweils 61 Prozent), zudem sei das Vertrauen in digitale Prozesse gestärkt worden (51 Prozent).

Quelle: Bitkom

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt