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Computer Vision: Die große Schwester KI schläft nie

Hat die KI per "Computer Vision" bald überall in Produktion und Logistik ihre Augen und trimmt Menschen wie Fertigung aufs Optimum? Visualisierung: Dall-E

Hat die KI per „Computer Vision“ bald überall in Produktion und Logistik ihre Augen und trimmt Menschen wie Fertigung aufs Optimum? Visualisierung: Dall-E

DHL sieht „Computer Vision“ als Megatrend in der Logistik, rechnet aber auch mit Widerstand

Bonn, 5. Oktober 2023. Eine durch „Künstliche Intelligenz“ (KI) erweiterte Weltsicht („AI-Driven Computer Vision“) ist einer der ganz großen Trends in der Logistik-Branche. Das hat der Paketdienst „DHL“ in einem Marktbericht eingeschätzt. „Alles deutet darauf hin, dass Computer Vision entlang der gesamten Lieferkette zu einer branchenprägenden vielversprechenden Technologie wird“, meint DHL-Vermarktungschefin Katja Busch.

Hat da etwa einer keine Warnweste an? KI-gestützte "Computer Vision" soll künftig auch als Arbeits- und Werkschutz-Beauftragte arbeiten. Visualisierung: DHL

Hat da etwa einer keine Warnweste an? KI-gestützte „Computer Vision“ soll künftig auch als Arbeits- und Werkschutz-Beauftragte arbeiten. Visualisierung: DHL

Rasche Fortschritte bei Echtzeit-Bildanalyse

Möglich wird dies durch deutliche Fortschritte bei der computergestützten Bilderkennung: KIs können heute Kamera-Aufnahmen zum Beispiel aus Lagerhäusern oder Fabrikhallen in Echtzeit samt 3D- und Tiefenformationen analysieren, wie es früher nur Menschen vermochten. Dadurch erkennen sie beispielsweise automatisch übermüdete Mitarbeiter, drohende Unfälle, Waren-Staus, sich anbahnende Produktions-Engpässe und dergleichen mit wachsender Genauigkeit. Solche Systeme können, wenn sie serienmäßig und automatisch eingesetzt werden, beispielsweise für eine optimale Beladung von Frachtflugzeugen, Schiffen oder Paket-Transportern sorgen, den Arbeitsschutz erhöhen, aber auch bei der Montage neuer Anlagen oder der vorausschauenden Wartung bereits installierter Maschinen helfen.

Auch zur Optimierung von Lagerung und Transport von Paketen könnte "Computer Vision" dienen. Visualisierung: DHL

Auch zur Optimierung von Lagerung und Transport von Paketen könnte „Computer Vision“ dienen. Visualisierung: DHL

Die KI als Werkschutz?

„In der Logistikbranche sehen wir die ersten Anwendungsfälle, die den Wert von Computer Vision demonstrieren“, betont DHL-Innovationsleiter Klaus Dohrmann. „Dazu zählen verschiedene Gesundheits- und Sicherheitsanwendungen sowie die Dimensionierung von Sendungen. Mit den technologischen Fortschritten bei der Tiefenwahrnehmung, der 3D-Rekonstruktion und der Interpretation von dunklen und unscharfen Bildern wird Computer Vision bald viele weitere Möglichkeiten eröffnen und den Logistikunternehmen zusätzliche Vorteile bringen.“ Dazu gehören zum Beispiel auch Aufgaben, die bisher der Werkschutz erledigt hat – zum Beispiel die automatische Erkennung von Eindringlingen in Warenlagern.

Prognose: Umsätze mit „Computer Vision“ vervierfachen sich

Das Marktpotenzial dürfte groß sein: Die Umsätze mit „Computer Vision“ werden sich laut Expertenschätzungen von 8,8 Milliarden Euro im Jahr 2020 auf 38,76 Milliarden Euro im Jahr 2030 vervierfachen.

Akzeptanzprobleme für Nonstop-Überwachung absehbar

Allerdings sehen die DHL-Analysten auch Risiken und Herausforderungen bei Einsatz dieser Technologie: „Dazu gehört die Akzeptanz in der Öffentlichkeit, vor allem bei Menschen, die eine ständige Überwachung befürchten“, heißt es im Marktbericht. „Cybersicherheit ist in diesem Zusammenhang auch von entscheidender Bedeutung, insbesondere im Hinblick auf die Datenschutzgrundverordnung und andere Datenschutzgesetze.“

Kamera-Überwachung ist zwar per se nichts Neues. Doch durch KI-Technologien könnte künftig eine viel engmaschigere Nonstop-Überwachung in vielen Betrieben zum Standard werden. Denn anders als menschliche Wachleute in einer Kamera-Zentrale wird die große Schwester KI niemals müde.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: DHL, Allied Market Research

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt