Unternehmen wollen schnellere Verfahren für Bau neuer Stromtrassen, Solar- und Windparks
Leipzig, 1. September 2023. Damit die Wasserstoffwirtschaft in Mitteldeutschland schneller wächst, müssen auch die Politiker und Bürokraten mitziehen: Sie sollen neue Solaranlagen, Windkraftparks, Strom- und Gastrassen schneller genehmigen – aber auch klären, mit welchen Subventionen und anderen Hilfen der noch junge Wirtschaftszweig langfristig rechnen kann. Das haben die rund 300 Unternehmer, Forscher und Politiker auf dem „3. Mitteldeutschen Wasserstoffkongress“ in Leipzig mehrheitlich gefordert, teilten der Verbund „Europäische Metropolregion Mitteldeutschland“ und der Wasserstoff-Branchenverband „Hypos“ mit.
Auch Mittelstand formt Dekarbonisierung mit
„Der Kongress hat gezeigt, dass auch viele mittelständische Unternehmen in der Region aktiv an der Dekarbonisierung ihrer Energieversorgung mittels grünes Wasserstoffs arbeiten und diese mit Hilfe dezentraler Lösungen schon in die Tat umsetzen“, betonte Hypos-Geschäftsführer Johannes Wege. „Darüber hinaus bietet der Export von innovativen Wasserstofftechnologien auf internationale Märkte wie die USA, Japan und Korea ein erhebliches Wertschöpfungspotenzial für die mitteldeutsche Wirtschaft, etwa im Anlagenbau.“
Verbandschef sieht vielversprechende Marktsignale für Öko-Wasserstoff
„Mit den Aktivitäten der Energiebörse EEX und des Wasserstoffhändlers Hint.co wird erstmals ein marktbasiertes Preissignal für grünen Wasserstoff in Deutschland realisiert“, meint auch Jörn-Heinrich Tobaben, der den Verbund „Europäische Metropolregion Mitteldeutschland“ leitet. „Unternehmen wie Sunfire und Nikkiso Cryotec skalieren Wasserstofftechnologien in den industriellen Maßstab.“ Zudem plane die Metropolregion gemeinsam mit reichlich 50 Partnern derzeit ein regionales Wasserstoff-Verteilnetzes. Daneben seien es aber auch Impulse aus Politik und Verwaltung nötig: „Wir brauchen mehr Tempo beim Ausbau erneuerbarer Energien und der notwendigen Netzinfrastruktur, um die ambitionierten Ausbauziele zu realisieren.“
Sachsen und Sachsen-Anhalt wollen sich als nationale H2-Standorte positionieren
Hintergrund: Vor allem Sachsen und Sachsen-Anhalt versuchen sich seit geraumer Zeit als wichtiger nationaler Standort für die Wasserstofftechnologien und -wirtschaft zu positionieren. Denn mit dem mitteldeutschen Chemiedreieck, den Stahlwerken in Sachsen, den Kohleausstiegs-Revieren in der Lausitz und anderen Akteuren gibt es hier viele potenzielle Abnehmer für Wasserstoff. Anderseits sind hier auch wichtige Anlagenbauer konzentriert, die sich mit Wasserstoff-Technologien beschäftigen. Die Firma Sunfire in Dresden beispielsweise fährt gerade mit Bundes- und Landeshilfe die Produktion neuartiger Hochtemperatur-Elektrolyseure hoch.
Japaner haben Wurzener Kryotech-Firma übernommen
Die bereits erwähnte Firma „Nikkiso Cryotec“ wiederum ist durch die Übernahme eines Wurzener Anlagenbauers durch das japanisch-amerikanische Unternehmen „Nikkiso“ vor einem halben Jahr zustande gekommen. Die Wurzener sind unter anderem auf Luftzerlegungs- und Verflüssigungsanlagen sowie Kältetechnik für Wasserstoff-Speicher und -Tankstellen spezialisiert. Sondermaschinenbauer wie Xenon in Dresden entwickeln derweil Anlagen, mit denen sich die Kernkomponenten für Elektrolyseure und Brennstoffzellen hochautomatisiert und mit hohem Tempo fertigen lassen. Im Energiepark Bad Lauchstädt entsteht unterdessen der weltweit erste Wasserstoffspeicher unter Tage.
Neben diesen und weiteren H2-Aktivitäten in der mitteldeutschen Wirtschaft bemühen sich auch die Politiker in Sachsen und Sachsen-Anhalt, ihre Bundesländer an nationale und europäische Wasserstoffnetze anzuschließen. Auch fördern sie mit Millionenbeträgen Wasserstoffforschungen und „Wichtige Projekte von gemeinsamem europäischen Interesse“ (Ipcei) in diesem Sektor.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Metropolregion Mitteldeutschland, Hypos, Oiger-Archiv
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