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Gravitationswellen kymatisch visualisiert

Kymatisch visualisierte Gravitationswellen-Muster. Repro: Alexander Hamilton, Distil Ennui Studio, http://distilennui.com/

Kymatisch visualisierte Gravitationswellen-Muster. Repro: Alexander Hamilton, Distil Ennui Studio

Britischer Künstler Hamilton hat Einsteins raumzeit-formende Schwerkraftwellen auf eine ganz eigene Art sichtbar gemacht

London, 23. Juli 2023. Immer wenn sich Planeten, Sterne, Schwarze Löcher, Pulsare oder andere große Objekte im All annähern, senden sie Schwerkraft-Wellen aus. Diese unsichtbaren Gravitationswellen durchwabern wohl das ganze Universum und modeln ständig die Raumzeit um. Was Albert Einstein einst prognostizierte, galt lange als bloße Theorie, bis ab 2015 riesige Spezialdetektoren solche Wellen erstmals nachweisen konnten.

Digitale Authentifizierungsetiketten

Diese besonderen raumzeit-formenden Kraftvermittler im All haben auch den britischen Künstler Alexander James Hamilton inspiriert: Er hat in seinem „Distil Ennui Studio“ die von den Observatorien Ligo in den USA und Virgo in Italien aufgefangenen Boten ferner kosmischer Gravitations-Ereignisse mit kymatischen und fotografischen Methoden in Bilder transformiert. Diese assoziativen Werke hat Hamilton dann auf Bambus-Konservierungspapier fixiert und mit verschlüsselten digitalen Authentifizierungsetiketten versehen, die die Einzigartigkeit dieser Bilder betonen sollen.

Kymatisch visualisierte Gravitationswellen-Muster. Repro: Alexander Hamilton, Distil Ennui Studio, http://distilennui.com/

Kymatisch visualisierte Gravitationswellen-Muster. Repro: Alexander Hamilton, Distil Ennui Studio

Von Interaktion der Wellen fasziniert

„Was ich erforsche, ist die Sichtbarmachung der Wellen im Laufe der Zeit, indem ich die komplizierten Verformungen der Wellen beobachte, wenn sie miteinander interagieren, genau wie im Raum“, erklärte Hamilton. „Für mich faszinierend…“

Was ist Kymatik?

Zum Hintergrund: Der 1967 in London geborene Künstler hat kymatische Techniken eingesetzt, um Gravitationswellen auf eine ganze eigene Art und Weise sichtbar zu machen. Die Konzepte dafür – freilich damals eher für Schall und anderen Wellen und noch nicht Gravitation – hatte unter anderem der Schweizer Naturforscher Hans Jenny (1904-1972) entwickelt. Eine Methode ist beispielsweise, Schall auf ein dünnes Blech zu leiten, das mit einem feinen Pulver bestreut ist. Das Pulver bildet durch die Wellen dann ganz eigene Muster, die sich abfotografieren lassen. Hamilton wiederum setzt dafür unter anderem 3D-gedruckte Petrischalen mit speziell geformten Facettenkanten ein.

Wie ein sich in Frequenz, Amplitude und Richtung kräuselndes Meer

Welcher wissenschaftliche Erkenntnisgewinn sich damit erzielen lässt, sei einmal dahingestellt. Meist aber entstehen dabei originelle künstlichere Werke – so wie nun eben bei Hamilton. „Gravitationswellen und zymatische Wellen weisen große Parallelen in ihrer Bewegung und ihrem Aussehen auf“, meint der Künstler. Er zieht Vergleiche mit einer Meeresoberfläche, die sich in Frequenz, Amplitude und Richtung auf eine faszinierende Art kräusele.

Autor: hw

Quelle: Auskünfte Hamilton, Distil Ennui Studio, Wikipedia

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt