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Lebensverlängerung für Flugzeuge am Fließband

EFW-Chef Jordi Boto. Foto: Heiko Weckbrodt

EFW-Chef Jordi Boto. Foto: Heiko Weckbrodt

Elbe-Flugzeugwerke setzen auf parallelisierte und standardisierte Arbeitsschritte, um gegen internationale Konkurrenz zu bestehen

Dresden, 11. Juli 2023. Um bei der Umrüstung von Passagierflugzeugen in fliegende Frachter anderen, internationalen Standorten mit niedrigeren Lohnkosten Paroli zu bieten, setzen die Elbe-Flugzeugwerke (EFW) auf beschleunigte Umbautechnologien. Dazu zählen parallele, standardisierte, möglichst genau getaktete Verfahren für die Demontage des alten Innenlebens und die Montage der neuen Einbauten. Das hat EFW-Chef Jordi Boto erklärt. „So können wir auch in Deutschland wettbewerbsfähig bleiben.“

Blick in einen umgerüsteten Airbus: Anstelle der Sitzreihen können hier nun Container verankert werden. Foto: Heiko Weckbrodt

Blick in einen umgerüsteten Airbus: Anstelle der Sitzreihen können hier nun Container verankert werden. Foto: Heiko Weckbrodt

55 Millionen Euro für eine ganze Halle als Taktstraße

So habe das Unternehmen beispielsweise rund 55 Millionen Euro investiert, um eine der Hangarhallen am Flughafen in eine Art riesige Taktstraße für 330er-Airbusse zu verwandeln. In dieser Linie konzentriert sich jedes Team an jeder Station auf möglichst weit standardisierte Arbeitsschritte: Die Einen bringen jeden angelieferten Ex-Passagierflieger in eine feste Standposition, Andere demontieren die Sitze, wieder andere die Kabel – und nach jedem Takt rückt das Flugzeug eine Position weiter. Für andere Flugzeugtypen haben die EFW-Ingenieure ein besonderes Stahlgerüst entwickelt, das in Anspielung auf eine bekannte Dresdner Elbbrücke den Spitznamen „Blaues Wunder“ trägt. Dort hängen die Arbeiter bereits demontierte Flugzeug-Teile für so ein, dass Lagerreihen aus immer denselben Komponenten entstehen. Das soll die Weiterverarbeitung beschleunigen und viele aufwendige und anstrengende manuelle Umbau-Arbeitsschritte im Flugzeugrumpf sparen.

Die Taktstraßen-Halle der EFW im Dresdner Norden ist ganz auf standardisierte und parallelisierte Arbeitsschritte beim Umrüsten ausgerichtet. Foto: Heiko Weckbrodt

Die Taktstraßen-Halle der EFW im Dresdner Norden ist ganz auf standardisierte und parallelisierte Arbeitsschritte beim Umrüsten ausgerichtet. Foto: Heiko Weckbrodt

EFW will Belegschaft um 300 Leute aufstocken

Mit diesen und anderen Ansätzen sind die EFW, die allein in Dresden vier Hallen am Flughafen betreiben, gewachsen: Laut eigenen Angaben ist der Dresdner Betrieb längst weltweit der größte Airbus-Umrüster mit rund 2000 Mitarbeitern in Sachsen, Singapur, China, der Türkei und den USA. Das Hauptquartier ist in Dresden, hier arbeitet mit rund 1800 Beschäftigten auch das Gros der Belegschaft. Allein in diesem Jahr will die Flugzeugwerft noch mal 300 neue Mitarbeiter gewinnen. Ein Schwerpunkt ist die Umrüstung von Airbussen. Daneben betreut die Werft aber auch Militär-Hubschrauber und -Flugzeuge und entwickelt Leichtbau-Komponenten für verschiedene Flugzeuge, Eisenbahnen und Schiffe.

Flugzeugleben um Dekaden verlängern

Sowohl der Leichtbau wie auch die Umrüstarbeiten haben nach Einschätzung von EFW-Chef Boto auch eine ökologische Dimension: Wenn nämlich eine Fluggesellschaft einen Airbus für den Linienverkehr ausmustert, kann der nach einem Umbau in Dresden durchaus noch einige Dekaden als fliegender Lastesel dienen, bevor er wirklich verschrottet werden muss. „Mit unserer Arbeit verlängern wir ein Flugzeugleben noch einmal um 30 bis 35 Jahre“, sagt Boto. Allein in diesem Jahr stehen über 40 solcher „Lebensverlängerungen“ an allen EFW-Standorten an, darunter neun in Dresden. In naher Zukunft vollen die Flugzeugwerker auf 60 Flugzeug-Umrüstungen pro Jahr kommen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Vor-Ort-Besuch EFW, Auskünfte Jordi Boto (GF) und Anke Lemke (Sprecherin)

 

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt