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McKinsey für mehr Kernkraft für den Umweltschutz

Bedienpult im DDR-Kernkraftwerk nahe Greifswald. Foto: Dr. Gabriele Barkleit

Bedienpult im DDR-Kernkraftwerk bei Greifswald. Foto: Dr. Gabriele Barkleit

Analysten: Wir sollten öffentliches und privates Kapital aggressiv in den Nuklearsektor umverteilen

New York, 28. Mai 2023. Während Deutschland seine letzten Atomkraftwerke abschaltet, weht in anderen Ländern ein ganz andere Wind in puncto Kernkraft und Umweltschutz: Staat und Privatwirtschaft sollten mehr Geld in den Bau von Kernkraftwerken investieren, um die Wende hin zu einer abgasfreien Energie-Erzeugung zu schaffen, hat beispielsweise nun die Unternehmensberatung „McKinsey“ aus New York plädiert.

Zuverlässiger Energielieferant bei wenig Flächenverbrauch

„Kernenergie kann rund um die Uhr zuverlässig Strom liefern und verbraucht dabei weniger Land als Wind- oder Solaranlagen“, argumentieren die „McKinsey“-Analysten Daniel Pacthod, Humayun Tai Chad Cramer und Bill Lacivita in ihrem Aufsatz „Yes, nuclear can help answer the climate and energy security challenge“. „Wir glauben, dass Kernenergie ein wichtiger Weg sein kann, die Lücken auf dem gewünschten Weg in eine sichere, erschwingliche und saubere Energiezukunft zu schließen. „Kernkraft erzeugt keine Emissionen, ist eine etablierte Technologie, kann skalieren und Energiequellen wie Solar und Wind gut ergänzen.“

Vor allem in Asien entstehen neue Kernkraftwerke

Als bewährte und sichere Technologie liefere die Kernkraft rund zehn Prozent der weltweiten Stromerzeugung. Auch sei sie die einzige CO2-freie Option, die für industrielle Hochtemperaturprozesse wie die Stahl- oder Zementproduktion funktioniere. Allerdings herrsche in Europa und Japan, teils auch in den USA eine öffentliche Skepsis gegen die Atomkraft. Daher habe die Branche in diesen Ländern und Regionen auch ein Fachkräfteproblem. Und neue Kernkraftwerke würden vor allem in Asien gebaut, insbesondere in China, Indien, Korea, aber auch Russland und in der Türkei.

Prognose: 400 bis 800 Gigawatt mehr Atomkraft nötig für emissionsfreie Energie-Erzeugung

Die „McKinsey“-Autoren gehen davon aus, „dass mindestens 400 Gigawatt (GW) neue Kernkapazität – oder möglicherweise sogar 800 GW – erforderlich sein könnten“, um bis 2050 eine emissionsfreie Energie-Erzeugung zu erreichen. Die aktuelle Kapazität der derzeit aktiven Atomkraftwerke beziffern die Analysten mit 413 Gigawatt.

Branche hat allerdings Ruf- und Fachkräfteprobleme

Um diesen Ausbau zu schaffen, müsse sich aber das Image der Kernkraftbranche verbessern. Und es müsse „öffentliches und privates Kapital aggressiv in den Nuklearsektor umverteilt“ werden. Außerdem sei es nötig, neue Kernenergie-Technologien zu fördern und weltweit bis 2050 rund fünf Millionen Fachkräfte für den Einsatz in Atomkraftwerken auszubilden. Zudem gelte es, drohende Lieferengpässe zu vermeiden, zum Beispiel bei schwere Schmiedeteilen für Reaktordruckbehälter, Instrumenten – und Steuerungssystemen sowie Spezialventilen. „Von der Regierung unterstützte Neubauprogramme könnten das Vertrauen der Investoren in den Ausbau der Lieferketten für diese Komponenten stärken“, fordert McKinsey.

Kernkraft-Gegner verweisen allerdings darauf, dass das Betriebsrisiko von Atomkraftwerken zu hoch sei und bis heute keine nachhaltige Lösung für den strahlenden Betriebsabfall dieser Kraftwerke gefunden sei. In Konsequenz aus zwei katastrophalen Betriebsunfällen in den Kernkraftwerken Tschernobyl und Fukushima hatte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den deutschen Ausstieg an der Atomkraft durchgesetzt – der vor wenigen Wochen nun auch final vollzogen wurde.

Autor: hw

Quelle: McKinsey

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt