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Indien rüstet sich mit Robotern auf

Die TU-Ausgründung Anybrid hat Roboter im Leichtbau-Validierungszentrum Leiv in Dresden mit ihren mobilen Spritzgießmaschinen ausgestattet. Die C-förmigen roten Spritzgießer sind besonders leicht konstruiert. Foto: Heiko Weckbrodt

 Foto: Heiko Weckbrodt

Land präsentiert sich dem Westen als hochtechnologische und „freundliche China-Alternative“

Frankfurt am Main / Neu Delhi, 3. Mai 2023. Nach China schwenkt auch Indien immer mehr auf die Hochtechnologie-Überholspur ein: Dort nämlich hat ein regelrechter Roboter-Boom eingesetzt, berichtet die Internationale Robotikförderation IFR in Frankfurt am Main: Mit 4.945 installierten Einheiten habe das Land einen neuen Rekord erzielt, dies entspreche einem Zuwachs um 54 Prozent zum Vorjahr.

Die Ausstattung mit Industrierobotern wächst in Indien rasch. Grafik: IFR

Die Ausstattung mit Industrierobotern wächst in Indien rasch. Grafik: IFR

Dynamisches Wachstum

„Indien zählt zu den am schnellsten wachsenden Industrie-Nationen weltweit“, betonte IFR-Präsidentin Marina Bill. „Innerhalb von fünf Jahren hat sich der operative Bestand an Industrie-Robotern mehr als verdoppelt und erreichte im Jahr 2021 insgesamt 33.220 Einheiten. Seit 2016 entspricht das einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 16 %.“

Vor allem Autoindustrie setzt auf Automatisierung

Vor allem die Automobilindustrie rüstet sich derzeit stark mit Robotern aus, aber auch die Metall-, Kunststoff- und Elektronikindustrie. Dies dürfte als Indiz dafür zu werten sein, welche indischen Branchen demnächst besonders stark Wettbewerbsvorteile gewinnen und womöglich auch in internationale Exporte ummünzen werden.

Vergleich zu China vor 10 Jahren drängt sich auf

Womöglich steht Indien derzeit vor einem ähnlichen Entwicklungsschub wie das Reich der Mitte vor einer Dekade: Noch 2010 lag Chinas Roboterdichte bei 131 Einheiten und stieg bis 2021 auf 772 Einheiten sprunghaft an. Zum Vergleich: Indiens Roboterdichte in der Automobil-Industrie, also die Anzahl der Industrie-Roboter pro 10.000 Beschäftigte, erreichte im Jahr 2021 insgesamt 148 Einheiten – und ist auf einem steilen Wachstumspfad.

Resilienz-Debatten rücken Indien in den westlichen Fokus

Die dynamische Entwicklung in Indien wird offensichtlich auch durch die jüngsten Resilienz- und Lieferketten-Diskussionen in Europa und den USA beflügelt: „Nach den Erfahrungen mit den jüngsten Unterbrechungen internationaler Lieferketten überdenken Unternehmen ihre Nearshoring-Strategien in Südostasien“, erklärt IFR-Präsidentin Bill. „Indien ist dabei traditionell ein beliebtes Ziel für Nearshoring im Fertigungsbereich. Die indische Regierung verfolgt das Ziel, von ausländischen Firmen für neue Diversifizierungsoptionen in Betracht gezogen zu werden, beispielsweise als Partner im sogenannten ‚Friendshoring‘ als ein Land, das ähnliche Werte und Interessen teilt.“ Und die Regierung fördert diese Entwicklung auch mit massiven Beihilfeprogrammen: Sie subventioniert Unternehmen, die in Indien Produktionskapazitäten in Abnehmerbranchen für Robotik schaffen. Dazu zählen beispielsweise die Automobil-, Metall-, Pharma- und Lebensmittelindustrie.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quelle: IFR

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt