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IfW: Deutschland sollte CO2-Speicherung nicht abtun

Das Kraftwerk Boxdorf: Statt Kohle zu verfeuern, soll der Standort künftig Carbonfasern für Autos und Flugzeuge entwickeln. Foto: Leag

Wie sinnvoll ist es, CO2 direkt aus Energie- und Industrieprozessen abzuscheiden und unterirdisch zu speichern? Die Diskussion darüber ist in Deutschland neu entfacht. Hier ein Foto vom Kraftwerk Boxdorf. Foto: Leag

Klimaforscherin warnt, dass deutsche Klimaziele ohne CCS nicht erreicht werden können

Kiel/Dresden, 22. Februar 2023. Deutschland sollte Kohlendioxid (CO2) auch künstlich einspeichern und diesen Technologiepfad des „Carbon Capture and Storage“ (CCS) nicht kategorisch ausschließen, wie es viele Politiker der Bundesampel lange Zeit getan haben. Dafür hat die Klimaökonomin Dr. Christine Merk vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel (IfW Kiel) plädiert.

Längst überfällige Debatte über CCS

„Es ist höchste Zeit, dass im Bundestag die überfällige Debatte über CCS geführt wird“, fordert Merk. „Denn es ist klar, dass die deutschen Klimaziele ohne CCS nicht erreicht werden können – auch nicht europäische oder globale.“

Inzwischen sei ein Umdenken zu erkennen: „Die politische Diskussion zum Thema CCS in Deutschland wendet sich derzeit atemberaubend schnell“, schätzt die Forscherin ein. „Neben der Politik überdenken auch führende Umweltverbände ihre lange kritische Position gegenüber der Technologie. Dazu dürfte auch der Druck der Europäischen Union und skandinavischer Länder beigetragen haben, die dem Thema CCS deutlich sachlicher und pragmatischer begegnen, als es in Deutschland der Fall ist.“

65 bis 80 % des CO2 neutralisierbar

Beim CCS wird das CO2 zum Beispiel aus Kraftwerks- oder anderen Betriebsabgasen konzentriert, abgeschieden und dann entweder chemisch gebunden oder direkt unter die Erde gepumpt. Eine Speicherung ist in ausgebeuteten Gas- oder Erdöllagerstätten, in salinen Aquiferen oder im Meeresuntergrund möglich“, heißt es dazu vom Bundesumweltamt. „Wissenschaftler gehen davon aus, dass durch die Abscheidung von CO2 bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe und einer anschließenden unterirdischen Speicherung 65 bis 80 Prozent des CO2 dauerhaft aus der Atmosphäre ferngehalten werden können.“ Allerdings sei nicht erwiesen, ob CCS diese Versprechen großtechnisch in der Praxis einhalten könne. Es gibt zudem auch Überlegungen zum Beispiel in der Baubranche, CO2 aus Industrieprozessen für die Zementproduktion nutzbar zu machen.

Auch Forschungen in Sachsen

Auch in Sachsen arbeiten Ingenieure an Verfahren, um CO2 aus Prozessabgasen abzuscheiden, um es chemisch wiederzuverwenden, für die Produktion von Synthese-Kraftstoff zu verwenden oder zu speichern. Dazu gab und gibt es unter anderem Forschungsprojekte am privaten „Institut für Luft- und Kältetechnik“ (ILK) Dresden sowie am Lehrstuhl für Energieverfahrenstechnik der TU Dresden.

Autor: hw

Quellen: IfW Kiel, TUD, Umweltbundesamt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt