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24 Containerschiffe vor Deutschland im Stau

Containerschiff. Foto: Thomas_G, Pixabay https://pixabay.com/de/users/thomas_g-7083/?utm_source=link-attribution&utm_medium=referral&utm_campaign=image&utm_content=56569

Containerschiff. Foto: Thomas_G, Pixabay

IfW Kiel: Handel schrumpft stärker, als es die offiziellen Statistiken zeigen

Kiel, 7. August 2022. Der Welthandel ist im Juni 2022 um 1,7 Prozent geschrumpft. In Deutschland und China lagen die Exportrückgänge sogar fast doppelt so hoch, nämlich bei 3,2 Prozent. Der russische Außenhandel schrumpft dagegen nur unterdurchschnittlich: Dem vom Westen sanktionierten Land gelingt es augenscheinlich immer besser, seine Im- und Exporte auf Asien zu verlagern. Das geht aus Berechnungen des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) Kiel hervor.

Der an Containerschiff-Bewegungen gemessene Welthandels-Index für den Juni 2022 vom IfW Kiel.

Der an Containerschiff-Bewegungen gemessene Welthandels-Index für den Juni 2022 vom IfW Kiel.

Schiffsbewegungen statt Umsätze analysiert

Die Forscher stützten sich für ihre Analyse allerdings nicht auf offizielle Statistiken, die Umsätze beziffern und damit inflationsabhängig sind, sondern auf die Containerschiff-Bewegungen auf den Weltmeeren. So sind die deutschen Exporte im Juni 2022 laut offizieller Statistik sogar um 18 Prozent gestiegen – gang anders als in der IfW-Kalkulation. „Durch die Inflation öffnet sich die Schere zwischen den offiziellen Statistiken ohne Preisbereinigung und den Daten des Kiel Trade Indicator mit Preisbereinigung immer stärker“, erklärte IfW-Forscher Vincent Stamer. Im Juli lag die deutsche Inflationsrate laut vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) in Wiesbaden bei etwa 7,5 Prozent.

Stau vor Schanghai aufgelöst – doch nun hakelt es in der Deutschen Bucht

Wie stark die tatsächlichen Güterströme weiter hakeln, verdeutlicht das Institut an den Staus vor großen Übersee-Häfen: Die Corona-Staus haben sich im wichtigen chinesischen Hafen Schanghai zwar inzwischen aufgelöst. Dafür aber warten mittlerweile 24 Containerschiffe – einige davon schon seit drei Wochen – vor Hamburg und Bremerhaven darauf, endlich abgefertigt zu werden. „Das hat Folgen für den Handel Deutschlands beziehungsweise der EU mit Asien“, warnt das IfW. Auch vor und hinter dem Suezkanal haben sich die Schiffsbewegungen verringert. „Das Frachtvolumen im Roten Meer, der Haupthandelsroute zwischen der EU und Asien, liegt gegenwärtig 21 Prozent niedriger, als unter normalen Umständen zu erwarten wäre.“

Um ukrainischen Getreidestau aufzulösen, wären 570 Schifffahrten nötig

Auch der russische Krieg gegen die Ukraine bremst ganz unmittelbar am Schwarzen Meer die Güterströme aus – vor allem von Getreide. „Dass mit der Razoni nun das erste Frachtschiff seit langem ausgelaufen ist, um Getreide aus den übervollen Speichern abzutransportieren, ist zwar eine sehr positive Nachricht“, argumentierte Vincent Stamer. „Um die verbleibenden 20 Millionen-Tonnen rechtzeitig abzutransportieren, würden in den ukrainischen Häfen aber kurzfristig rund 570 weitere Schiffsladungen abgefertigt werden müssen, was nicht nur angesichts des Krieges illusorisch erscheint.“ Womöglich sei es besser, gleich jetzt verstärkt auf Transporte per Lkw und Zug zu setzen.

Russland lenkt Außenhandel gen Asien um

Derweil habe Russland Fortschritte in seinen Bemühungen gemacht, den ausbleibenden Handel mit der EU durch die Außenwirtschaft mit Asien zu ersetzen. „In den für den Asienhandel zentralen Häfen Wladiwostok und Noworossijsk steigt die Anzahl ankommender Containerschiffe deutlich“, heißt es in der IfW-Analyse.

Insgesamt rechnen die Analysten vorerst mit einer Stagnation im Welthandel: „Ein Absturz droht nicht, allerdings dürfte sich eine Trendwende nach oben und eine Normalisierung der Lieferabläufe auch nicht so bald einstellen.“

Autor: hw

Quellen: IfW Köln, Destatis

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt