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Russland hat für Sachsen als Handelspartner an Gewicht verloren

Für die DDR war Russland bzw. die Sowjetunion ein alles überragender Handelspartner - vor allem wegen der Erdgas- und Öl-Lieferungen. Hier eine DDR-Briefmarke von der Druschba-Trasse. An der Pipline bauten viele Ostdeutsche mit, so erkaufte sich die DDR letztlich Bezugsrechte an den russischen Rohstoffen. Repro: Nightflyer (talk), Wikipedia

Für die DDR war Russland bzw. die Sowjetunion ein alles überragender Handelspartner – vor allem wegen der Erdgas- und Öl-Lieferungen. Hier eine DDR-Briefmarke von der Druschba-Trasse. An der Pipline bauten viele Ostdeutsche mit, so erkaufte sich die DDR letztlich Bezugsrechte an den russischen Rohstoffen. Auch für Robotron und andere Kombinate in und um Dresden war die SU einst der primäre Handelspartner. Doch mittlerweile ist Russland sogar aus der Liste der 20 wichtigsten Handelspartner für Sachsen herausgefallen. Repro: Nightflyer (talk), Wikipedia

IHK Dresden: Mögliche Russland-Sanktionen würden Wirtschaft im Freistaat nicht mehr so hart treffen wie früher

Dresden/Kamenz, 24. Februar 2022. Für Sachsen wären die Folgen eines harten EU-Embargos – wie es nach dem russischen Angriff auf die Ukraine nun zu erwarten ist – nicht mehr ganz so gravierend wie noch vor einigen Jahren: Die Rolle Russlands als Handelspartner hat für die sächsischen Unternehmen in den vergangenen Jahren abgenommen. Das hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Dresden auf Oiger-Anfrage eingeschätzt. Dies deckt sich auch mit Erhebungen des Statischen Landesamtes in Kamenz hervor. 2020 exportierte der Freistaat demnach nur noch Waren für eine reichliche halbe Milliarde Euro nach Russland, damit gehört das Land nicht mal zu den zehn wichtigsten Zielländern für die sächsischen Exporte. Die sächsischen Importe aus Russland sind bis 2020 sogar auf 153 Millionen Euro gesunken.

Nicht mehr in der Top 20: Wirtschaftsbeziehungen haben sich schon seit 2014 stark abgekühlt

Diese Abkühlung in den einst so wichtigen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Sachsen und Russland hat auch mit der politischen Großwetterlage zu tun, die sich bereits nach der Annektierung der Krim durch Russland schon verschlechtert hatte. Darauf weist die für Ostsachsen zuständige IHK Dresden hin „Seit Beginn der Sanktionen 2014 hat sich das Außenhandelsvolumen Sachsens mit Russland bekanntlich stark reduziert“, erläuterte IHK-Sprecher Lars Fiehler. „Bis zum Beginn der Sanktionen belegte Russland mit einem Anteil von 4,2 Prozent der Ausfuhren noch den siebten Platz der sächsischen Exportstatistik. Mittlerweile ist der Markt mit einem Anteil von 1,3 Prozent aus den Top-20 Zielländern herausgefallen.“

Lars Fiehler. Foto: IHK Dresden

Lars Fiehler. Foto: IHK Dresden

70 ostsächsische Unternehmen exportieren in die Ukraine

In den ersten neun Monaten des Jahres 2021 haben laut Angaben von Landesstatistikern sich die Exporte nach Russland ein Volumen von 440 Millionen Euro erreicht, in die Ukraine kamen die sächsischen Ausfuhren auf 92 Millionen Euro. Allerdings sei es „in letzter Zeit zu einer Art Konsolidierung gekommen“, berichtet Lars Fiehler. Ostsächsische Unternehmen hätten zuletzt wieder vermehrt ihr Interesse am russischen Markt signalisiert. Insgesamt exportieren laut IHK-Informationen 144 Unternehmen aus dem Kammerbezirk Dresden nach Russland, 30 Betriebe beziehen Importe von dort. In die Ukraine exportieren 70 Firmen, 18 beziehen Produkte und Leistungen.

Derzeit keine „Alarmstimmung“ im Kammerbezirk

„In Anbetracht der aktuellen Situation und des Risikos weiterer Ausfuhrbeschränkungen, möglicher Gegenreaktionen der russischen Seite, Problemen russischer Geschäftspartner bei der Kapitalversorgung oder anderer Unwägbarkeiten zeichnen sich wohl am ehesten bei Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau neue Sorgenfalten ab“, schätzte der Kammersprecher ein. Allerdings lasse sich der Umfang der Probleme momentan noch nicht seriös quantifizieren. Mit Blick auf die bereits deutlich gesunkenen Anteile der Ausfuhren nach Russland am gesamten Exportgeschäft der Unternehmen könne aber nicht von einer „allgemeinen Alarmstimmung“ die Rede sein. „Diese herrscht vielmehr aufgrund der massiv gestiegenen Energie-, Kraft- und Rohstoffpreise vor. Aber genau bei diesen Punkten könnte es natürlich zu weiteren Teuerungen beziehungsweise auch Versorgungsproblemen kommen.“

Autor: hw

Quellen: IHK Dresden, Stat. LA Kamenz

Zum Weiterlesen:

IfW Kiel: Gas- und Ölembargo würde Russland stärker treffen als Deutschland  

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt