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Mobile Roboter auf dem Vormarsch

Roboterin im Futurium Berlin. Foto: Heiko Weckbrodt

Roboterin im Futurium Berlin. Foto: Heiko Weckbrodt

Förderation rechnet mit über 30 % Marktwachstum pro Jahr für „autonome mobile Roboter“

Frankfurt am Main/Dresden, 6. August 2021. Mobile Roboter sind zwar bisher immer noch in der Minderzahl gegenüber ihren festverankerten Brüdern und Schwestern, den Industrierobotern. Sie werden in den kommenden Jahren aber ein stark wachsende Rolle in der Logistik, in Fabriken, aber auch im öffentlichen Leben und in Haushalten spielen. Das hat die „Internationale Förderation für Robotik“ (IFR) in Frankfurt am Main prognostiziert. Sie rechnet in diesem Sektor mit über 30 Prozent Umsatzwachstum pro Jahr.

Ein Industrieroboter be- und entlädt in einer Halbleiterfabrik im Schweizerischen Lenzburg einen mobilen Roboter "BlueBotics mini" von ABB. Foto: ABB / IFR

Ein Industrieroboter be- und entlädt in einer Halbleiterfabrik im Schweizerischen Lenzburg einen mobilen Roboter „BlueBotics mini“ von ABB. Foto: ABB / IFR

Immer mehr mobile Robots helfen beim Einkauf, patrouillieren in Parks oder führen durch Museen

Waren „Autonome mobile Roboter“ (AMR) bisher allenfalls in Fabriken und Lagerhallen anzutreffen, um beispielsweise Bauteile zu transportieren und Maschinen zu bestücken, so erobern sie sich nun viel breitete Einsatzfelder: „Heute arbeiten AMRs auch in Anwendungen, bei denen sie sich im öffentlichen Raum bewegen“, betonte Förderationspräsident Milton Guerry. „Dabei informieren die mobilen Helfer Kunden beim Einkauf, liefern Zimmerservice-Bestellungen in Hotels aus oder unterstützen bei polizeilichen Aufgaben, indem sie beispielsweise in städtischen Parks patrouillieren.“ Auch in Museen wie dem „Futurium“ in Berlin oder in den „Technischen Sammlungen Dresden“ sind mobile, humanoide Roboter bereits als Begleiter und Erklärer im Einsatz.

Eine Nao-Roboterin erklärt den Besuchern im Futurium Berlin, wie sie die Zeitmaschine benutzen. Foto: Heiko Weckbrodt

Eine Nao-Roboterin erklärt den Besuchern im Futurium Berlin, wie sie die Zeitmaschine benutzen. Foto: Heiko Weckbrodt

Idee vom mobilen Roboter über 100 Jahre alt

Die Idee, mobile, vielleicht gar menschenähnliche Roboter einzusetzen, ist zwar schon über 100 Jahre alt und gehen bis auf den Roman „R.U.R. von Karel Capek zurück, der seinerzeit namensgebend für die „Roboter“ war. Starken Einfluss auf Konzepte für autonome und mobile Robotik hatte auch der legendäre Science-Fiction-Autor Isaac Asimov.

Isaac Asimov 1965. Abb.: US-Kongressbibliothek/Wikipedia

Ab dem 1950er Jahren gab es dann die ersten Industrieroboter, die aber starr installiert waren und meist nur einfache Arbeiten mit einem Greifarm erledigen konnten. Mobile Roboter, die sich auch mehr oder minder selbstständig in der Welt orientieren können, scheiterten lange Zeit an den Limitationen der verfügbaren Computer- und Batterietechnik. Über spektakuläre Prototypen und Science-Fiction-Auftritte kamen solche Maschinen zunächst kaum hinaus. Ab der Jahrtausendwende machte die Robotik aber große Fortschritte: Humanoide Roboter wie Asimo, Kotaro und Nao oder Roboterhunde wie der „Spot“ von Boston Dynamics sorgten für Schlagzeilen. Parallel dazu entwickelten sich auch industrielle AMRs wie die Systeme von Universal Robots, Asti, Waku, Metralabs oder Fabmatics weiter. Auch Staubsauger- und Rasenmäher-Roboter trugen dazu bei, dass sich mobile Robotik zu einem Massenmarkt entwickelt.

Die Internationale Robotik-Förderation erwartet hohe jähtliche Wachstumsraten in den Teilmärkten für "autonome mobile Roboter" (AMR). Grafik: IFR

Die Internationale Robotik-Förderation erwartet hohe jähtliche Wachstumsraten in den Teilmärkten für „autonome mobile Roboter“ (AMR). Grafik: IFR

„Wir erwarten spannende Fortschritte“

Und das ist wohl erst der Anfang: Laut IFR-Prognose wird beispielsweise der Markt für Saubermach-Roboter bis 2023 um 41 Prozent pro Jahr wachsen, in der Logistikbranche sind 31 Prozent zu erwarten, der Markt für Medizinroboter legt demnach jahresdurchschnittlich um 30 Prozent zu und der für öffentliche Dienstleistungsroboter um 39 Prozent. „Die mobile Robotik ist ein sehr dynamisches Entwicklungsfeld“, schätzte Förderationspräsident Milton Guerry ein. „Wir erwarten hier spannende Fortschritte in den nächsten zehn Jahren.“

In den Dresdner Chipfabriken von Infineon werden viele „Industrie 4.0“-Prinzipien schon heute erprobt – auch das Miteinander von Roboter und Mensch. Foto: Infineon

Auch Sachsen will im Wachstumsmarkt mitmischen

Faszinierende Forschungsprojekte dazu gibt es unter anderem in Sachsen: In Chemnitz arbeiten Forscherinnen um die Uni-Professorin Ulrike Thomas beispielsweise an haptischen Roboterarmen, künstlichen Supermarkt-Assistenten und Schreitrobotern. Das Exzellenzzentrum Ceti in Dresden plant den Aufbau einer Bar, die von Roboter-Barkeepern betrieben wird. Agrartechniker der TU Dresden entwickeln derweil autonome Garten– und Feldroboter.

Die Visualisierung zeigt, wie Feldschwärmkünftig die Äcker bestellen sollen. Visualisierung: TU Dresden TD/AST

Die Visualisierung zeigt, wie Feldschwärmkünftig die Äcker bestellen sollen. Visualisierung: TU Dresden TD/AST

Und Unternehmen wie Wandelbots, Xenon, Fabmatics, Beas Technology, Fusion Systems, Cognitec, Mimetik und Flexivia sind nur einige Beispiele für eine innovative Robotikszene im Freistaat, in der auch mobile Robotik eine wichtige Rolle spielt. Einen Namen haben sich die Sachsen für diesen wachsenden Nukleus auch schon ausgedacht: „Robot Valley Saxony“.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: IFR, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt