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Jedes dritte deutsche Unternehmen nutzt Rechnerwolken

Die Gaia-X-Gründer haben sich eine Art digitalen Weltenbaum als Sinnbild für ihre europäische Cloud gewählt. Szenenfoto aus: Gaia-X - Driver of digital innovation in Europe

Die Gaia-X-Gründer haben sich eine Art digitalen Weltenbaum als Sinnbild für ihre europäische Cloud gewählt. Szenenfoto aus: Gaia-X – Driver of digital innovation in Europe

Cloud-Nutzung hat in Deutschland deutlich zugelegt, nordische Länder aber weiter vorn

Wiesbaden, 21. Mai 2021. Immer mehr Unternehmen setzen Rechnerwolken ein: 2020 nutzten bereits 33 Prozent der deutschen Betriebe Cloud-Dienste – drei Jahre zuvor waren es erst 22 Prozent. Das geht aus einer Erhebung des statistischen Bundesamtes (Destatis) in Wiesbaden hervor.

In Finnland ist Cloud-Nutzung längst Standard

Deutschland bleibt damit allerdings im europäischen Vergleich weiter unterdurchschnittlich. Unternehmen in nordischen Ländern setzen Rechnerwolken weit häufiger ein. In Finnland beispielsweise nutzen 75 Prozent der Unternehmen die Cloud, in Schweden sind es 70 Prozent und in Dänemark 67 Prozent. Der EU-Durchschnitt liegt bei 36 Prozent.

Was ist „Cloud Computing“?

Als Cloud-Services werden alle Dienste verstanden, bei denen der einzelne Nutzer, das Gerät vor Ort oder der einzelne Betrieb nur noch ein Minimum an eigener Computertechnik vor Ort installiert haben. Die eigentliche Rechenlasten, Speicherkapazitäten oder Programmbibliotheken erledigt aber entfernte Rechenzentren (die Cloud), die dann die Anfragen, Ergebnisse und anderen Daten meist per Internet mit dem Nutzer austauschen. Jüngere Kompromissformeln dazu sind Konzepte wie die „Edge Clouds“, bei denen nicht weit entfernte Rechenzentren, sondern kleine, vernetzte, dezentrale Supercomputer die Cloud-Aufgaben übernehmen.

Die Vorteile

Dass diese Konzepte auch in der deutschen Wirtschaft so an Boden gewonnen haben, hat mehrere Gründe: Einerseits wollen Unternehmen die hohen Anschaffungs- und Betriebskosten für eigene Rechenzentren sparen und lieber flexibel je nach Auftragslage nur die gerade benötigte Informationstechnologien zu- oder abbuchen. Anderseits funktionieren viele Programme großer Softwareschmieden gar nicht mehr ohne Cloud-Anbindung. Der Digitalisierungsschub während der Corona-Seuche hat die Nachfrage für solche Cloud-Dienste zudem noch einmal beflügelt.

Speziell gesichertes Cloud-Rechenzentrum der T-Systems. Foto: Telekom

Speziell gesichertes Cloud-Rechenzentrum von T-Systems. Foto: Telekom

Die Nachteile

Allerdings gibt es auch Argumente gegen die Cloud: Vor allem Mittelständler aus der Industrie fürchten Industriespionage, wenn sie ihre Daten auf den US-amerikanischen Servern von Google, Amazon, Microsoft und anderen führenden Cloud-Anbietern ablegen würden. Eine besonders geschützte europäische Cloud „GaiaX“ ist zwar in Arbeit, hat bisher aber den großen Durchbruch bisher nicht schaffen können.

Aber auch unter Umweltaspekten ist der Cloud-Boom umstritten: Die dafür benötigten Rechenzentren treiben den weltweiten Stromverbrauch nach oben. Zentrale Entwürfe können zwar auch für energie-effizientere Lösungen sorgen – aber die Verwertung der Computerabwärme für Büroheizungen, wie es etwa „Cloud & Heat“ in Dresden konzipiert hat, ist dadurch nicht immer sinnvoll möglich.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Destatis, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt