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Unheilbar Krebskranke brauchen beizeiten palliative Hilfe

Depression, Trauer, Wolken, Gewitter. Grafik: Heiko Weckbrodt

Grafik: Heiko Weckbrodt

Laut einer Studie der Uni Leipzig ist der seelische Leidensdruck schon kurz nach der Diagnose bei vielen Patienten groß

Leipzig, 27. März 2021. Unheilbar an Krebs Erkrankte benötigen schon kurz nach der Diagnose auch professionelle seelische Hilfe, sprich: palliative Unterstützung. Das hat eine Studie ergeben, die das „Universitäre Krebszentrum Leipzig“ (UCCL) und weitere Institute nun in der Fachzeitschrift „The Oncologist“ publiziert haben. „Die Beobachtungen an 20 Behandlungszentren in ganz Deutschland zeigen, dass die Betroffenen von Beginn an körperlich sowie seelisch stark belastet sind“, heißt es in einer Mitteilung der Uni Leipzig.

Zwei Drittel berichten über Angst und Depressionen gleich nach der fatalen Information

Die Teams um UCCL-Professor Florian Lordick hatten für die Studie 500 Patientinnen und Patienten im Alter zwischen 25 und 89 Jahren ab der ersten Diagnose befragt und begleitet. Zwei Drittel der Patienten, bei denen unheilbarer Krebs diagnostiziert worden war, berichteten über einen sofortigen, erheblichen körperlichen und seelischen Leidensdruck. Ein knappes Drittel berichtete über Angst und Depressionen kurz nach der Diagnose. Viele empfanden auch Energiemangel, Ernährungs- und Verdauungsprobleme sowie Schmerzen.

„Erkrankte hatten ein sehr hohes Interesse an der Befragung“

„Die Erkrankten hatten ein sehr hohes Interesse an der Befragung, obwohl sie sich in einer sehr schwierigen Situation befanden und bei der Studie ihr Inneres ein Stück nach außen kehren mussten“, berichtet Studienleiter Lordick. „Das hat uns gezeigt, dass ihnen dieses Thema sehr wichtig ist.“ Seine Folgerung: Krebszentren sollten generell stationäre und ambulante palliativmedizinische Angebote einrichten – inklusive Ernährungsberatung, Schmerzbehandlung, Physiotherapie und psycho-soziale Unterstützung.

Was ist Palliativmedizin und wo ist sie in Sachsen zu finden?

Die Palliativmedizin zielt nicht auf Heilung, sondern darauf, todkranken Menschen ein möglichst gutes Leben für die letzten Monate, Wochen oder Tage zu ermöglichen. Palliativdienste gibt es in Sachsen unter anderem in den Uniklinika Dresden und Leipzig, im Städtischen Klinikum Dresden, im St. Elisabeth-Krankenhaus Leipzig und im Helios-Vogtland-Klinikum Plauen, aber auch an Standorten in Bautzen, Kamenz, Chemnitz, Breitenbrunn, Aue, Görlitz, Hoyerswerda und weiteren Städten. Etwas anders konzipiert sind die 14 Hospize in Sachsen, in denen Todkranken ihre verbleibende Lebenszeit auch verbringen können. Erst kürzlich war solch ein Hospiz auch in Dresden neben dem St.-Joseph-Stift entstanden. Eine ausführliche Liste mit diesen und ähnlichen Angeboten ist im Internet auf den Seiten des „Landesverbandes für Hospizarbeit und Palliativmedizin“ zu finden.

Autor: hw

Quellen: Uni Leipzig, Landesverband für Hospizarbeit und Palliativmedizin

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt