Viele gemäßigte Republikaner werden gar nicht wählen gehen, prognostiziert der Leipziger Religionssoziologe
Leipzig, 27. Oktober 2020. US-Präsident Donald Trump wird keine zweite Amtszeit bekommen und bei den bevorstehenden Wahlen knapp verlieren. Das hat der Religionssoziologe Prof. Gert Pickel von der Universität Leipzig prognostiziert.
Geringe Wahlbeteiligung aus eigenem Lager könnte Problem für Trump werden
Trump sei es zuletzt zwar gelungen, viele ultrakonservative Christen für sich zu gewinnen, argumentiert der Professor. Doch viele gemäßigte Republikaner werden der Wahlurne fernbleiben, weil Trump ihnen zu radikal ist, glaubt Pickel. Eine zu geringe Wahlbeteiligung aus dem eigenen Lager könne den Präsidenten aber den Wahlsieg kosten.
Evangelische Christen sind in USA weit konservativer als in Deutschland
Allerdings habe Trump auch viele aus dem Lager der Evangelikalen gewonnen, die immerhin fast jeden vierten Wähler in den USA stellen: „Die amerikanischen Evangelikalen sind nicht vergleichbar mit den moderaten Christen, die wir aus Deutschland kennen“, betonte der Leipziger Religionssoziologe in einem Uni-Interview. „Sie sind sehr konservativ. Meistens sind sie gegen Migration, gegen Abtreibung und gegen ,zu viel’ Modernisierung – vor allem, was sogenannte klassische Geschlechterrollen angeht.“
Viele Evangelikale haben Trump dessen Lebensstil verziehen
Zwar habe Trump vor seiner ersten Kandidatur viele dieser Evangelikalen gegen sich aufgebracht, weil er keinen sehr religiösen Lebensstil führt, ein geschiedener Mann ist, der sein Geld unter anderem mit Casinos verdient hat, ein öffentlich bekannt gewordenes Verhältnis zu einem Pornostar hatte und früher für Abtreibung war. „Allerdings hat Trump Evangelikalen seitdem viele Angebote gemacht“, betonte Pickel. „Er zeigt sich nun öfter mit einer Bibel, trat auf den Demonstrationen von Abtreibungsgegnern auf, und vor allem nominierte er mit Amy Coney Barrett eine strenge Katholikin für den Obersten Gerichtshof der USA. Streng christliche Wähler sehen also, dass sie etwas bekommen, wenn sie ihn wählen – anders als bei Joe Biden.“
Autor: hw
Quelle: Uni Leipzig
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