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Sofia entdeckt Wasser auf Sonnenseite des Mondes

Die Illustration veranschaulicht das fliegende Teleskop Sofia und das im Mondkrater "Clavius" entdeckte Wasser. Grafik: Nasa

Die Illustration veranschaulicht das fliegende Teleskop Sofia und das im Mondkrater „Clavius“ entdeckte Wasser. Grafik: Nasa

Flugzeug-Teleskop findet die Moleküle erstaunlicherweise auf der Sonnenseite des Erdtrabanten

Mond, 26. Oktober 2020. Auf dem Erdtrabanten gibt es anscheinend an mehr Orten als bisher gedacht Wasser – und zwar in flüssiger Form. Über diese Entdeckung des fliegenden Observatoriums „Sofia“ haben nun die Nasa und die Uni Stuttgart berichtet. Demnach gibt es Wassermoleküle nicht nur in der Nähe der Polarregionen, sondern auch in sonnenbeschienenen Gegenden des Mondes.

Wie der Inhalt einer Coca-Dose auf einen Kubikmeter verteilt

Zwar erscheint die Wassermenge, die das in einem Flugzeug untergebrachte „Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie“ nun entdeckt hat, erst mal gering: Sie entspricht etwa dem Inhalt einer Drittelliter-Getränkedose, verteilt in einem Kubikmeter Boden. „Das ist zwar weniger als in den Wüsten unserer Erde“, räumte Ex-Astronaut Reinhold Ewald ein, der heute Professor am Institut für Raumfahrtsysteme (IRS) der Universität Stuttgart ist. „Aber findige Lebenserhaltungssysteme wie wir sie im Bereich Astronautik und Raumstationen am IRS entwickeln und erforschen, könnten daraus einen Teil der Ressourcen produzieren, die wir für zukünftige astronautische Weltraumissionen brauchen werden.“

Kommt der Wassernachschub ständig aus dem All?

Allerdings rätseln die Astrophysiker noch, wie das Wasser auf den Mond gelangen und dort bleiben konnte. Denn die Sonnen-Seite des Mondes wird etwa 230 Grad Celsius warm. „Bei dieser Temperatur ist Wasser gasförmig und sollte verdunsten, da der Mond quasi keine Atmosphäre hat. Trotzdem ist es auf der Oberfläche vorhanden“, betonen die Stuttgarter Forscher. Momentan gebe es zwei Theorien dazu: „Mikrometeoriten, die auf die Mondoberfläche fallen und geringe Mengen Wasser transportieren, könnten die Flüssigkeit durch ihren Aufprall im Gestein ablagern, so dass das Wasser dann in winzigen glasperlenartigen Strukturen im Boden eingeschlossen bleibt. Möglich wäre aber auch ein zweistufiger Prozess, bei dem der Sonnenwind Wasserstoff an die Mondoberfläche liefert, wo er sich mit Hydroxyl (HO) – einem Wasserstoffatom, das an ein Sauerstoffatom gebunden ist – zu Wasser verbindet. Dieses könnte auf der Oberfläche des Mondes versickern und wäre so vor dem Sonnenlicht geschützt.“

Mondwasser soll künftiges Monddorf tränken

Das Sofia-Teleskop ist ein Gemeinschaftsprojekt des „Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt“ (DLR) und der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa. Sofias Wassersuche hat neben Neugier auch einen ganz praktischen Zweck: Sie soll klären, ob genug Wasser auf dem Mond vorhanden ist, um die Bewohner eines möglichen künftigen Mond-Dorfes damit ohne Nachschubraketen von der Erde zu versorgen.

Autor: hw

Quellen: Uni Stuttgart, Nasa

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt