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„Britt-Marie war hier“: Ergraute Ordnungsfanatikerin wird Fußball-Trainerin

Britt-Marie nimmt einen Trainer-Job in der verschlafenen schwedischen Kleinstadt Borg an, wo selbst viele Eltern nicht an ihre Kinder glauben. Szenenfoto: Prokino

Britt-Marie nimmt einen Trainer-Job in der verschlafenen schwedischen Kleinstadt Borg an, wo selbst viele Eltern nicht an ihre Kinder glauben. Das kleine Problem dabei: Die Seniorin hat keine Ahnung von Fußball. Szenenfoto: Prokino

Auf DVD und Stream: Komödiendrama über eine schwedische Seniorin, deren Leben aus den Fugen gerät

Was passiert, wenn Du 40 Jahre tagtäglich den selben Trott hattest – und plötzlich wirft Dich Untreue völlig aus der Bahn? Genau darüber erzählt „Britt-Marie war hier“ – eine schwedische Komödie mit dramatischem Einschlag, die nun fürs Heimkino verfügbar ist.

Die Story: Gatte geht Fremd, Gattin flüchtet in die schwedische Pampa

Es mag scher fallen, die in Jahrzehnten ergraute Britt-Marie (Pernilla August) anders als pedantisch und ihr Leben als monoton zu nennen. Aber das war schon seit Teenager-Tagen ihre Krux: Schon bei den Eltern schrubbte und schuftete sie sich freiwillig durch den Haushalt, in der vergeblichen Hoffnung, dadurch Anerkennung und Aufmerksamkeit zu gewinnen. Und nach der Hochzeit verstetigte sich diese Routine zum immerendenden Alltagstrott. Wirklich nimmer? Wohl doch nicht: Eines Tages kreuzt die Geliebte ihres Gatten ihre Wege – und Britt-Marie kann nicht mehr so tun, als ob sie von den Seitensprüngen ihres Mannes nichts wüsste. Und so kehrt sie ihrem glanzgewienerten Heim den Rücken und nimmt die nächstbesten Stelle an, die das schwedische Arbeitsamt einer 63-jährigen Dauerhausfrau anzubieten hat: Britt-Marie, die noch nicht mal Manchester United kennt, wird Fußballtrainerin für eine Kindermannschaft in einem Provinzkaff. Dieser Job erweist sich als Nagelprobe: nicht nur für ihre Eignung als Kinder-Coach, sondern auch für ihre Fähigkeit, ihrem so festgefahrenen Leben doch noch eine neue Wendung zu geben.

Britt-Marie (Pernilla August) trainiert Kapitänin Vega (Stella Oyoko Bengtsson , 3. von rechts) und deren Kindermannschaft nach einem Handbuch, das sie bei ihrer Vermieterin geklaut hat. Szenenfoto: Prokino

Britt-Marie (Pernilla August) trainiert Kapitänin Vega (Stella Oyoko Bengtsson , 3. von rechts) und deren Kindermannschaft nach einem Handbuch, das sie bei ihrer Vermieterin geklaut hat. Szenenfoto: Prokino

Amerikanische „Kämpf für Deinen Traum“-Zutaten

All dies inszeniert Regisseurin Tuva Novotny mit viel Sympathie vor allem für ihre Akteurinnen, mal mit einem Augenzwinkern, dann wieder mit einer Träne im Augenwinkel. Und wie von den Schweden nicht anders gewohnt, agiert hier ein starkes Schauspieler-Ensemble, allen voran eine sehr überzeugende, vielschichtige Pernilla August (die Darth-Vader-Mutti aus „Starwars“) in der Hauptrolle. Woran „Britt-Marie war hier“ schwächelt, ist das amerikanische Vorbild, dem die Skandinavier hier folgen: Ähnlich wie in den gängigen „Coming of Age“-Filmen vom Hollywood-Fließband folgt Britt-Marie recht geradlinig und voraussehbar dem sattsam bekannten US-Motto: Du musst für deinen Traum nur lange genug kämpfen, dann wird er auch wahr. Dann kannst Du dich auch mit einem „Ich war hier“-Spruch auf der Wand verewigen. Da ist man aus dem schwedischen Kino eigentlich mehr Nuancen, mehr Alltags- und Realitätssinn gewohnt.

Fazit: Nett, aber voraussehbar

Trotz der letztlich wenig überraschenden Story-Entwicklung ist „Britt-Marie war hier“ nette Familienunterhaltung, die vor allem durch die Leistung von Pernilla August eine starke Note bekommt.

Hülle von Britt-Marie war hier“. Abb.: Prokino

Hülle von Britt-Marie war hier“. Abb.: Prokino

Kurzüberblick:

  • Titel: „Britt-Marie war hier“
  • Genre: Komödie mit dramatischen Noten
  • Roman-Vorlage: Fredrik Backman
  • Produktionsland und -Jahr: Schweden 2019
  • Regie: Tuva Novotny
  • Darsteller: Pernilla August, Peter Haber, Anders Mossling, Stella Oyoko Bengtsson u. a.
  • Laufzeit: 97 Minuten
  • Alterseinstufung: FSK 0
  • Preis: DVD 15 Euro, Videostrom: 12 Euro (Leihen: 5 Euro)

 

Autor der Rezension: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt