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Sachsens Kleinverlage bauen eigene Vertriebskanäle aus

Katharina Salomo und Autor Jens-Uwe Sommerschuh in der Indie-Buchhandlung "Shakespeares Enkel" in Dresden-Pieschen. Foto: Heiko Weckbrodt

Katharina Salomo und Autor Jens-Uwe Sommerschuh in der Indie-Buchhandlung „Shakespeares Enkel“ in Dresden-Pieschen. Foto: Heiko Weckbrodt

Dresdner Indie-Allianz „Shakespeares Enkel“ um Katharina Salomo wächst

Dresden, 20. Februar 2019. Rund 50 Kleinverlage aus Sachsen und anderen teilen Deutschlands wollen sich von großen Vertriebsketten und Konzernen wie Amazon unabhängiger machen. Sie bauen daher eigene Vertriebskanäle für ihre Bücher auf und aus. Dafür wollen sie die Aktivitäten der genossenschaftlichen Buchhandlung „Shakespeares Enkel“, die 33 von ihnen im August 2018 gegründet hatten, ausweiten. Das hat die Dresdner Verlegerin Katharina Salomo angekündigt, die zu den Initiatorinnen des Projektes gehört.

Eigener Internetladen und „Enkel“-Tische geplant

„Wir wollen beispielsweise im Sommer einen Online-Shop starten“, teilte Salomo mit. Auch sei geplant, einen eigenen Direktvertrieb für die unabhängigen Kleinverlage aufzubauen, die am Verbund beteiligt sind. Sie wollen etablierten Buchhandlungen sogenannte „Enkel“-Thementische auf Kommissionsbasis anbieten. Gedacht sei zum Beispiel an Tische mit Kinderliteratur oder mit Fantasy-Romanen, die in den Partner-Läden aufgestellt werden sollen, um dort als Zusatzangebot die Bücher aus den Kleinverlagen zu vertreiben.

Barbara Miklaw (Mirabilis Verlag), Sigrid Kraft und Tobias Fahnauer (Fahnauer-Verlag), Petra Sprenger (Opernmouth), Jens Korch (Edition Wannenbuch), Frank Elstner (Palisander-Verlag), Natascha Sturm (Neissufer-Verlag) und Katharina Salomo (Dresdner Buchverlag/Salomo Publishing) zeigen in der neuen Buchhandlung "Shakespeares Enkel" an der Weimarischen Straße in Dresden ihre Werke. Foto: Heiko Weckbrodt

Archivaufnahme von der Gründung der genossenschaftlichen Buchhandlung: Barbara Miklaw (Mirabilis Verlag), Sigrid Kraft und Tobias Fahnauer (Fahnauer-Verlag), Petra Sprenger (Opernmouth), Jens Korch (Edition Wannenbuch), Frank Elstner (Palisander-Verlag), Natascha Sturm (Neissufer-Verlag) und Katharina Salomo (Dresdner Buchverlag/Salomo Publishing) zeigten im August 2018 in der Buchhandlung „Shakespeares Enkel“ an der Weimarischen Straße in Dresden ihre Werke. Foto: Heiko Weckbrodt

Zweite Indie-Buchhandlung entsteht in historischer Papeterie „Brück“ in Meißen

Außerdem haben „Shakespeares Enkel“ vor, im April eine weitere eigene Buchhandlung in der Papeterie „Brück & Sohn“ in Meißen zu eröffnen. In den Räumen des traditionsreichen, aber inzwischen geschlossenen Kunstverlages möchten die Indie-Verleger auch ein Museums-Café einrichten, das an die „Brück & Sohn“-Historie erinnert. Auch ist geplant, den bisher noch als GbR organisierten Verbund „Shakespeares Enkel“ zum Jahresende 2019 auch formal in eine Genossenschaft umzuwandeln, kündigt Salomo an.

Antwort auf KNV-Pleite

Letzter Auslöser für diese Expansionspläne der sächsischen Indie-Verleger war auch die Insolvenz des Buchgroßhändlers „Koch, Neff & Volckmar Gmbh“ (KNV) aus Stuttgart und Erfurt. Der Wegfall dieses wichtigen Vertriebskanals hatte auch den „Kleinen“ in der Branche deutlich gemacht, wie abhängig sie eben doch von großen Unternehmen sind, um ihre Bücher in Mengen verkaufen zu können, die über homöopathische Dosen hinausgehen. Und mit Amazon will sich kaum einer ins Bett legen: Bei solchen großen Vertriebsplattformen seien hohe Provisionen fällig – bei den ohnehin niedrigen Margen bleibe da für den Kleinverleger kaum etwas übrig, betont Salomo: Im konkreten Beispiel bekomme der Autor zehn Prozent, weitere zehn Prozent erhalte der Verlag, 57 Prozent kassiere Amazon, der Rest sind Druck- und andere Kosten. Und wenn die Auflage dann nur bei ein paar Hundert Büchern liegt, wie gar nicht so selten bei Kleinunternehmen, bleibt für den Verleger in absoluten Zahlen kaum etwas übrig.

Rund 100.000 Bücher in zehn Jahren

Und dabei gehört Katahrina Salomos Verlag durchaus schon zu den „größeren Kleinen“: Im März 2009, mitten in der Finanzkrise, gegründet und mit einem Mikrodarlehen der Sächsischen Aufbaubank (SAB) grundkapitalisiert, hat „Salomo Publishing“ seitdem rund 1000 Titel auf den Markt gebracht und in Summe etwa 100.000 Bücher gedruckt: Krimis wie „Mimi“, anspruchsvolle Science Fiction wie „Die Schwärmer“, aber auch Kurzprosa. Lokalbelletristik und Regionalgeschichte. Auch der „Dresdner Buchverlag“, „Zwiebook“ und die anderen Teilverlage von Salomo waren von der KNV-Insolvenz betroffen, haben dadurch Geld verloren – wenn auch nicht in existenziellen Ausmaßen. Das sei bei manch Indieverlag anders, berichtet Salomo – einige hätten dadurch fünfstellige Beträge und wesentliche Teile des Weihnachtsgeschäftes eingebüßt. Abzuwarten sei insofern, ob die Pleite des Großhändlers noch Dominoeffekte nach sich ziehe. „Wir werden auf jeden Fall unseren eigenen Direktvertrieb stärken.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt