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Deutsche Technologie für Onkel Ho

"Onkel Ho" mag immer noch omnipräsent sein - wie hier in Ho-Chi-Minh-Stadt alias Saigon - , doch Vietnam öffnet sich immer mehr dem Westen. Und viele Vietnamesen haben ganz speziell Deutschland entweder besucht oder dort gearbeitet. Foto: Heiko Weckbrodt

„Onkel Ho“ mag immer noch omnipräsent sein – wie hier in Ho-Chi-Minh-Stadt alias Saigon – , doch Vietnam öffnet sich immer mehr dem Westen. Und viele Vietnamesen haben ganz speziell Deutschland entweder besucht oder dort gearbeitet. Foto: Heiko Weckbrodt

Vietnam und Deutschland wollen wirtschaftlich enger kooperieren

Berlin/Dresden/Hanoi, 20. März 2019. Deutschland und Vietnam wollen künftig wieder enger zusammenarbeiten. Das haben Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und der Vietnams Außenminister Pham Binh Minh bei einem Besuch Phams (KP Vietnam) in Berlin vereinbart.

  Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und der stellvertretende Premierminister und Außenminister Vietnams Pham Binh Minh. Foto:  BMWi/Susanne Eriksson


Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und der stellvertretende Premierminister und Außenminister Vietnams Pham Binh Minh. Foto: BMWi/Susanne Eriksson

Altmaier plant Gegenbesuch

„Vietnam ist für Deutschland ein zentraler Wirtschaftspartner in der ASEAN-Region“, betonte Altmaier. „Deutsche Unternehmen sind teilweise seit vielen Jahren in Vietnam aktiv. Sie tragen zur Modernisierung der Wirtschaft bei und schaffen Arbeits- und Ausbildungsplätze.“ Altmaier will daher dieses Jahr mit einer Wirtschaftsdelegation zu politischen Gesprächen nach Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt reisen.

Freihandelsabkommen könnte für enormen Schub sorgen

Beide Seiten knüpfen einige Erwartungen an das Freihandelsabkommen zwischen EU und Vietnam, das voraussichtlich Mitte 2019 unterzeichnet werden und dann stufenweise in Kraft treten soll. Zuletzt hatte sich das besondere Verhältnis zwischen Deutschland und Vietnam allerdings getrübt, nachdem mutmaßlich der vietnamesische Geheimdienst einen abtrünnigen vietnamesischen Wirtschaftsfunktionär auf offener Straße in Berlin entführt hatte, um ihn wegen Korruption in Vietnam vor ein Gericht zu stellen. Daraufhin hatte die Bundesregierung einen Teil der bilateralen Kooperationen auf Eis gelegt.

Vietnam ist längst kein Entwicklungsland mehr

Vietnam ist heute nicht mehr das gleiche Land, das Ho Chi Minh („Onkel Ho“) vor über 40 Jahren zum Kommunismus und zum Sieg über Südvietnam und die US-Truppen geführt hatte. Der Staat zieht sich seit Beginn der Öffnungspolitik („Đổi mới“) 1986 immer mehr aus der Wirtschaft zurück, politisch behält aber weiter die KP die Zügel allein in der Hand. Vietnam gilt inzwischen als aufstrebendes Schwellenland mit stark wachsender Bevölkerung (mittlerweile schätzungsweise 97 Millionen Einwohner) und boomender Wirtschaft – 2018 lag das Wirtschaftswachstum bei etwa 6,8 Prozent.

Vietnamesen finden deutsche Produkte topp – aber als zu teuer

Die Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern sind allerdings in der Tat noch ausbaufähig: Deutschland importierte 2018 Waren für 9,7 Milliarden Euro aus Vietnam, umgekehrt bezog das Land von Onkel Ho deutsche Produkte für 4,1 Milliarden Euro. In Vietnamesen haben deutsche Waren einen guten Ruf, gelten allerdings als zu teuer. Aktive Auslandsinvestoren sind daher eher Korea, China und Japan. Die deutsche Wirtschaft hofft allerdings auf einen besseren Marktzugang, wenn das neue Freihandelsabkommen in Kraft getreten ist. Neben Produkten versuchen die Deutschen auch Konzepte zu exportieren, unter anderem das duale Berufsausfbildungs-System. Umgekehrt haben insbesondere deutsche Pflegedienste starkes Interesse an vietnamesischen Arbeitskräften – auch in Sachsen sind dazu Ausbildungs- und Kooperationsprojekte mit jungen Vietnamesen angelaufen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt