Doppel-Doku beleuchtet, wie und warum die Menschen vor etwa 8000 Jahren in die Monumental-Architektur einstiegen
Steinzeit-Menschen gelten uns in vielen Redensarten heute als Primitivlinge. Tatsächlich aber gelang unseren Vorfahren vor rund 8000 Jahren ein enormer Zivilisations- und Technologiesprung. Davon künden bis heute Steinkreise, Säulen, Palast- und Tempelreste quer durch Europa, deren Zweck wir oft nicht bis zum Letzten verstehen, die uns aber Respekt einflößen: Diese oft viele Tonnen schweren Monolithen und „Hinkelsteine“ zu bewegen und gar übereinander zu wuchten, und das ganz ohne Kran und Traktor, war eine enorme Leistung, die ein gewachsenes Verständnis von Werkzeugen, Hebelkraft und elementarer Physik spiegelt. Auf einer nun erschienenen DVD geht die Filmemacherin Barbara Puskas in zwei Dokumentationsstreifen diesen „Rätseln der Steinzeit“ nach.
Interdisziplinärer Ansatz
Dabei beschränkt sie sich nicht auf das bunte Fragen- und Spekulations-Getöse vieler Dokus auf Privatkanälen, sondern hat echte Experten befragt und interdisziplinär Hintergründe beleuchtet: Die empirische Steinzeit-Arbeit von Experimentalarchäologen zeigen die Filme ebenso wie die Resultate von Bodenradar-Analysen und die neueren Erkenntnisse der historischen Klimaforschung, Anthropologie und Technikgeschichte. Erst dadurch lässt sich zum Beispiel ermessen, welche Rolle die Nahrungsumstellung von Jagdwild auf das Getreide und Nutztierfleisch der sogenannten „Ackerbauer und Viehzüchter“ hatte. Dadurch stieg beispielsweise die Fruchtbarkeit der Frauen, was eine bis heute anhaltende Bevölkerungsexplosion zur Folge hatte. Oder welche Missernten vor rund 5000 Jahren das Ende der Eiszeit und die etwa 100-jährige Pause des Golfstroms im Atlantik ein paar Tausend Kilometer weiter im Nahen Osten auslöste.
Werbevideo (Absolut Medien):
Neugier und nicht Hunger trieb die Menschen weiter und weiter
Zugleich geben die befragten Forscher und die Filmemacher auch offen zu, wenn sie den Sinn recht beeindruckender Überreste wie die kilometerlangen Steinreihen von Carnac eben nicht schlüssig erklären können. Aber auf Zusammenhänge, die man manchmal vergisst, weisen sie deutlich hin. Zum Einen: Nicht Überbevölkerung war es, die die Menschen damals immer weiter durch Europa trieb, sondern ganz offensichtlich Neugier. Und: Die Steinzeitmenschen kannten zwar Fehden, doch keine Kriege. Die begannen erst, als der erste Mensch auf den Trichter kam, Waffen aus Metall zu konstruieren – in der Bronzezeit.
Kurzinfos:
- Titel: „Rätsel der Steinzeit“
- Genre: Wissenschafts-Doku
- Regisseurin: Barbara Puskàs
- Enthält 2 Filme: „Vom Jäger zum Bauern“ und „Zeugen für die Ewigkeit“
- Produktionsland und -Jahr: Deutschland 2017
- Laufzeit: 104 Minuten
- Preis: 15 Euro
- DVD-Verlag: Absolut Medien
- Alterseinstufung: Info
Autor der Rezension: Heiko Weckbrodt
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