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Dresdner Informatiker verwischen Drucker-Fingerabdruck

Anscheinend hinterlässt jeder drucker auf jedem Ausdruck einen geheimen "Fingerabdruck" aus gelben Punkten. Abb.: TUD

Anscheinend hinterlässt jeder Drucker auf jedem Ausdruck einen geheimen „Fingerabdruck“ aus gelben Punkten. Abb.: TUD

Jeder Drucker hinterlässt ein geheimes gelbes Punktmuster – nun ist ein Kraut dagegen gewachsen

Dresden, 21. Juni 2018. Informatiker der Technischen Universität Dresden (TUD) haben ein Verfahren entwickelt, um den fast unsichtbaren digitalen „Fingerabdruck“ aus gelben Punkten, den jeder Drucker insgeheim auf Papier hinterlässt, auszumerzen. Das hat heute die Dresdner Uni mitgeteilt.

141 Druckern von 18 Herstellern analysiert

Für ihre Untersuchung hatten Timo Richter und Stephan Escher vom TUD-Lehrstuhl für Datenschutz und Datensicherheit unter Leitung von Prof. Thorsten Strufe insgesamt 286 Seiten von 141 Druckern 18 verschiedener Hersteller analysiert. Dabei entdeckten sie immer wieder gelbe Punktmuster, die einem kundigen Auswerter die eindeutige Seriennummer des Druckers, den Druckertyp oder das Druckdatum mit der Uhrzeit verraten. Danach entwarfen die Dresdner Informatiker ein spezielles Programm. Es zeichnet zahlreiche Zusatzpunkte aufs Papier, so dass der Ausdruck gegen Geheimdienste und Auswerter anonymisiert wird.

Analoge Überwachung

„Wir finden es wichtig, dass die Menschen über die vorhandenen Codes und die damit mögliche Überwachung aufgeklärt werden“, betonte Escher. „Den wenigsten ist bewusst, dass sie auch mit analogen Geräten überwacht werden können.“

Viele reproduktionsgeräte wie Digitalkameras, Drucker und Kopierer enthalten wenig bekannte Besonderheiten, die eine forensische Herkunfts-Analyse ermöglichen. Abb.: TUD

Viele Reproduktionsgeräte wie Digitalkameras, Drucker und Kopierer enthalten wenig bekannte Besonderheiten, die eine forensische Herkunfts-Analyse ermöglichen. Abb.: TUD

Genauer Zweck bis heute ungeklärt

Auf die geheimen „Fingerabdrücke“, die anscheinend jeder Drucker auf jedem Ausdruck hinterlässt, war 2005 erstmals das „Deutsche Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz“ (DFKI) gestoßen. Laut TUD-Angaben haben die großen Druckerhersteller  aber bisher nicht verraten, wozu genau die gelben Punktmuster dienen und in wessen Auftrag sie erzeugt werden. Als sicher gilt aber, dass sie von Geheimdiensten und Polizei eingesetzt werden.

Whistleblowerin durch Punktmuster aufgeflogen

Ein prominentes Beispiel jungen „Whistleblowerin“ Reality Leigh Winner, die vom US-Geheimdienst über Trackingpunkte entdeckt und inhaftiert wurde. Winner soll seit 2016 auf die Hackeraffäre zwischen Russland und den USA bezogene, nachrichtendienstliche Informationen an die Nachrichtenwebseite „The Intercept“ weitergeleitet haben. Überführt wurde sie durch die Trackingpunkte auf den Ausdrucken.

App für Profis gratis freigegeben

Seine Erkenntnisse und die Anonymisierungs-App will Timo Richter auf der internationalen Tagung „ACM Information Hiding and Multimedia Security 2018“ (21.-22. Juni 2018) in Innsbruck vorstellen. Die App selbst hat er zum kostenlosen Download unter der Adresse dfd.inf.tu-dresden.de zugänglich gemacht – sie richtet sich allerdings eher an Informatiker denn an Laien. Bereits in der Vergangenheit hatten sich Dresdner Informatiker als Vorreiter von Antispionage-Software fürs Internet hervorgetan. Sie hatten unter anderem das Anonymisierungs-Programm JAP entwickelt, das Datenspuren im Netz verschleiert.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt