Oigers Wochenendtipp: Schloss Burgk zeigt Sonderausstellung über die Maler Kriegel und Eberl
Inhalt
- 1 Oigers Wochenendtipp: Schloss Burgk zeigt Sonderausstellung über die Maler Kriegel und Eberl
- 2 Nach dem Krieg galt Goebbels-Freund Kriegel als Unperson
- 3 Von Hitler zum Professor ernannt
- 4 Meisterschüler bei Kokoschka
- 5 Hassliebe zu Dix
- 6 Pflanzenaquarelle für Madaus
- 7 Freital übernahm Kriegel-Kollektion vom „unischtbaren“ Sammler Eberl
- 8 Besucherinformationen
- 9 Eintrittspreise
- 10 Kontakt und mehr Infos
Freital, 1. April 2017. Ein Ausflug zum bildschönen und malerisch gelegenen Schloss Burgk lohnt in dieser Jahreszeit im besonderen Maße. Mit einer neuen Sonderausstellung erfreuen zudem die Städtischen Sammlungen Freital seit dem 19. März ihre Besucher: „Willy Kriegel & Willy Eberl – Künstler und Sammler“.
Nach dem Krieg galt Goebbels-Freund Kriegel als Unperson
Es ist nicht die erste Ausstellung mit Werken von Willy Kriegel (1901-1966), aber seit deren letzter sind mittlerweile über zwei Jahrzehnte vergangen. Was wissen wir über den Dresdner Maler Willy Kriegel, was verbindet ihn persönlich, was in seinem Schaffen mit dem Sammler Willy Eberl (1899-1947) der ebenfalls Bemerkenswertes im Bereich der Malerei hinterlassen hat? Wir wissen über Kriegel so gut wie nichts Und dies hat durchaus nachvollziehbare Gründe: Der Künstler Willy Kriegel war ein ziemlich enger Freund von Joseph und Magda Goebbels.
Von Hitler zum Professor ernannt
Er war ab 1937 in allen „Großen Deutschen Kunstausstellungen“ vertreten, wurde 1943 von Hitler zum Professor ernannt, fand 1944 Aufnahme in die sogenannte Gottbegnadetenkiste des NS-Regimes, und schon 1941 hatte der Reichspropagandaminister ihn als „Dürer unserer Zeit“ bezeichnet. Wenn auch ein Dresdner und über Jahrzehnte in Dresden wohnender und wirkender Künstler – das zwischen 1933 und 1945 Geschehene konnte in der DDR nicht als lässlicher Sündenfall durchgehen. Mit einer solchen Biografie mutierte Kriegel zwangsläufig zum NS-Künstler. Allerdings werfen die Biografen ihm nicht vor, NS-Kunst direkt geschaffen zu haben. Es ist kein Bild zur Verherrlichung der Machtstrukturen des NS-Regimes nachweisbar!
Meisterschüler bei Kokoschka
Willy Kriegel wurde am 23. Februar 1901 in Dresden geboren. Er absolviert von 1915 bis 1919 eine Lehre als Musterzeichner in einem kunstgewerblichen Atelier und besucht zeitgleich die Städtische Fach- und Fortbildungsschule. Dem folgt ein zweijähriges Studium an der Staatlichen Akademie für Kunstgewerbe. Anschließend studiert er an der Dresdner Kunstakademie, wird Meisterschüler mit eigenem Atelier bei Professor Otto Kokoschka. Er absolviert den traditionellen, für den Stil der „Dresdner Schule“ charakteristischen Ausbildungsgang, den zwei Generationen Dresdner Künstlergenerationen durchliefen. Einige namhafte Vertreter dieser Dresdner Schule sind Bergander, Dix, Felixmüller, Griebel, Querner und eben auch Kriegel.
Hassliebe zu Dix
Kriegel absolviert Studienreisen nach Italien, ist ab 1925 bis zu seinem Tode als freier Künstler tätig. Sein Schaffen ist durch Kokoschka und dessen Kreis beeinflusst. Als charakteristisch für seine Malweise werden fortan die äußerst sorgfältig geplanten und ausgeführten Hintergründe der Bilder genannt, die das eigentliche Subjekt des Bildes hervorheben. Auch von der Nähe zu Otto Dix sollen seine Werke geprägt sein. Das Verhältnis zwischen Kriegel und Dix ist unscharf, die Rede ist von einer Hassliebe zwischen beiden.
Kriegel heiratet 1926 eine offenbar bemittelte, geschiedene Amerikanerin, gründet mit ihr eine Familie und lebt am Pillnitzer Wohnsitz offenbar über Jahre hinweg recht unbeschwert, bis sich die Vermögensverhältnisse seiner Frau 1931 dramatisch verschlechtern. Erst als ein Dresdner Galerist ihm den Bezug einer Atelierwohnung am Neumarkt ermöglicht, endet die akute Notlage.
Pflanzenaquarelle für Madaus
Erheblichen Einfluss auf Kriegels Schaffen bringt die 1934 entstandene Freundschaft mit dem bekannten Radebeuler Pharmaziefabrikanten Gerhard Madaus. Er stellt für Madaus Pflanzen botanisch richtig dar, ohne in fotografischen Realismus zu verfallen. Es entstehen bemerkenswerte über 400 Pflanzenaquarelle. Die Freundschaft zu Madaus besteht fort bis zu Kriegels Tod.
Bereits 1942 hatten die Kriegels im Schwarzwald eine neue Heimat gefunden, sie kehrten nie nach Sachsen zurück. Nach 1953 wurden seine Bilder auf Ausstellungen in Düsseldorf, München, und in Köln gezeigt. Am 20. März 1965 stirbt Kriegel in Sternberg an Krebs.
Freital übernahm Kriegel-Kollektion vom „unischtbaren“ Sammler Eberl
Der am 11. Dezember 1899 in Grumbach geborene Willy Eberl war ein eifriger Kunstsammler, trat aber als Sammler öffentlich nicht auf. Daher wurde viel von der unsichtbaren Sammlung gesprochen. Eberl besuchte wie Kriegel die Akademie für Kunstgewerbe in Dresden. Dort dürften sie sich auch kennengelernt haben. Eberl wurde bald Freitaler Bürger. Ab 1929 war er erfolgreicher selbstständiger Zeichner. Dies ermöglichte ihm zahlreiche Reisen. Eberl hat der freien künstlerischen Betätigung nie das Primat eingeräumt, er orientierte sich auf das handwerklich-künstlerische Gewerbe. Die freie Malerei hat er nur nebenbei betrieben.
Wann exakt seine Sammeltätigkeit einsetzte, ist nicht bekannt. Seine künstlerischen Favoriten waren Dix und eben Willy Kriegel. In seiner Sammlung fanden sich neun Gemälde von Dix, von Kriegel sogar 18 Werke. Nach seinem Freitod am 9. Dezember 1947 blieb seine Sammlung weiter unbekannt. Die Stadt Freital konnte sie von der Witwe gegen Zahlung einer Lebensrente offenbar günstig erwerben. Zu sehen sind Eberls Werke neben denen von Kriegel nun in der Sonderausstellung auf Schloss Burgk.
Autor: Peter Weckbrodt
Besucherinformationen
Was?
Sonderausstellung „Willy Kriegel & Willy Eberl – Künstler und Sammler“
Wo?
Städtische Sammlungen Freital auf Schloss Burgk, Altburgk 61, 01705 Freital
Wann?
Vom 19. März bis 7. Mai 2017
Öffnungszeiten
Di bis Fr 13-16, Sa, So u. feiertags 10-17 Uhr
Eintrittspreise
Tageskarte für alle Sammlungen 4, 00 Euro, Familien 10,00 Euro.
Kontakt und mehr Infos
Hier im Internet: freital.de/museum
Tel.: 0351- 64 91 562
1 Kommentare