
Biene auf einem Blütenzweig eines Manuka-Baums in Neuseeland. Foto: Avenue, Wikipedia, GNU- und CC3-Lizenz
Dresdner TU-Professor Henle: Allgemeine Wundheilung ist inzwischen recht gut belegt – Wirkung im Magen ist denkbar, aber umstritten
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Dresden, 19. April 2016. Der neuseeländische Manuka-Honig kann äußerliche Wunden heilen und Bakterien abtöten. Dagegen konnten Biologen und Chemiker viele andere Wirkungen, die Manuka-Fans dem neuseeländischen Honig oft und gern zuschreiben, bisher nicht bestätigen. So fanden sich kaum echte Nachweise, dass Manuka-Honig im Darm, in Ohren und Nase oder im Magen antibakteriell wirke oder das menschliche Immunsystem generell stärke. Das hat Prof. Thomas Henle von der Lebensmittelchemie der TU Dresden heute in einem Exzellenz-Vortrag der Volkshochschule Dresden eingeschätzt.
Metastudie über bisher bekannte Behandlungserfolge
Henle hatte im Vorfeld die Studien und Fallbeschreibungen über die Manuka-Wirkungen ausgewertet, die bisher international erschienen sind. Inzwischen ist er der Meinung: Möglicherweise könnte der Super-Honig aus Neuseeland in Zukunft endlich zu einem effektiven Heilmittel gegen „Helicobacter pylori“ führen. Dieses Bakterium gilt als ein Auslöser für Magengeschwüre und Magenkrebs.
MGO blieb im experimentellen Kunst-Magen intakt
Zwar seien entsprechende Manuka-Wirkungen noch keineswegs nachgewiesen, betonte der Lebensmittelchemiker. Aber in Experimenten sei den Dresdner Forschern der Nachweis gelungen, dass der Manuka-Wirkstoff Methylglyoxal im Magen wahrscheinlich kaum zersetzt wird, sondern erst im Darm.
Helicobacter durchlöchert Magen
Damit könnte der Honig prinzipiell imstande sein, auch gegen die schwer behandelbare Bakterie „Helicobacter pylori“ vorzugehen. Die trägt etwa jeder zweite Mensch – meist undiagnostiziert – in sich. Dieser Erreger gräbt sich in die Magenschleimhaut ein und durchlöchert sie. Die meisten Betroffenen spüren davon nichts. Andere bekommen davon jedoch Magengeschwüre. Auch gilt das Bakterium als möglicher Krebs-Auslöser.

Das Magen-Bakterium Helicobacter pylori unterm Elektronenmikroskop.
Abb. (bearbeitet): Yutaka Tsutsumi, Wikipedia, freie Nutzung
Anbieter lassen sich Honig oft vergolden
Den Manuka-Honig wiederum erzeugen Bienen in Neuseeland aus dem Nektar der Südsee-Myrte, der „Manuka“. Er gilt seit jeher als heilsam und wird entsprechend teuer gehandelt: Für die meisten Sorten zwischen 30 und 130 Euro pro Pfund üblich. „Die Online-Händler verlangen teils absurd hohe Preise“, sagte Professor Henle. Die Manuka-Wirkung als natürliches Antibiotikum konnten Wissenschaftler zunächst unter Laborbedingungen nachweisen.
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Dresdner Doktorandin entdeckte Wirkstoff MGO
Vor zehn Jahren entschlüsselte dann die Lebensmittel-Chemnikerin Elvira Mavric an der TU Dresden als weltweit erste „Methylglyoxal“ (MGO) als den entscheidenden antibakteriellen Wirkstoff. Dieser Kohlenwasserstoff kommt zwar zum Beispiel auch in Kaffee, Wein und normalem Waldhonig vor, ist aber im Manuka-Honig mehr als hundertfach konzentriert (bis zu 734 Milligramm je Kilogramm), wies sie in ihrer Dissertation nach, die damals von Henle betreut wurde.
Autor: Heiko Weckbrodt
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