Bosch will Straßen mit Erkennungs-Sensoren pflastern
Gerlingen, 29. September 2015. Der durchschnittliche automobilisierte Großstadtmensch in Deutschland verplempert Schätzungen zufolge jährlich rund 100 Stunden wertvolle Lebenszeit mit der Parkplatzsuche – und sorgt mit der nervenden Kurverei auch noch für viel Verkehrsbelastung und Luftverschmutzung in der City. Mit Parkplatz-Navi-Apps gekoppelte intelligente Verkehrsleitsysteme könnten künftig diese Streifzüge des homo urbanus deutlich reduzieren. Dafür haben Bosch-Ingenieure nun besonders flache und preisgünstige Sensoren entwickelt, die massenhaft in die Straßenzüge der Städte eingebaut werden sollen, um freie oder besetzte Parkplätze automatisch weiterzumelden.
Cloud-Rechner fragen in Echtzeit Parkplatz-Lage ab
Dafür wird ein flacher runder Sensor mit 30 Zentimetern Durchmesser auf jede Stellfläche in Parkhäusern und auf öffentlichen Straßen geklebt. Der übermittelt an eine Rechnerwolke, wo welche Parkplätze frei sind. Und diese „Cloud“ dirigiert dann per Smartphone-App die Autofahrer dorthin, wo noch Parkplätze zu haben sind – oder rät gleich dazu, die Fahrt in die Innenstadt lieber mit S-Bahn oder Bus anzutreten, weil ohnehin alle Stellflächen voll sind.
Preisverfall für Sensoren ebnet Weg zu Masseneinsatz
„Technisch waren solche Parkplatz-Erkennungssysteme zwar auch schon vorher möglich, zum Beispiel mit Kameras“, erklärte Bosch-Ingenieur Julian Bartholomeyczik. „Aber jetzt haben wir Sensoren, die so preiswert und stromsparend sind, dass man damit prinzipiell alle Straßen einer Stadt pflastern könnte.“
Ein Drittel des Großstadtverkehrs durch Parkplatzsucherei
Schätzungen besagen, dass derzeit bis zu 30 Prozent des Innenstadt-Verkehrs in großen deutschen Kommunen durch bloße Parkplatzsuche entstehen. Man kann sich daher leicht ausmalen, wieviel Zeit, Stau und Umweltbelastungen sich durch intelligente Parkplatz-Suchsysteme sparen ließen.
Siemens setzt auf Radarlaternen
Aber es gibt auch andere technologische Ansätze, um Echtzeit-Parkplatz-Leitsysteme aufzubauen, die über heutige Anzeigetafeln in den Städten hinausgehen. So hat Siemens jetzt beispielsweise im Zuge eines Pilotprojekte Straßenlaternen in Berlin mit Radarsensoren ausgestattet, die die Parkplatzsituation am Straßenrand wie Taschenlampen kontinuierlich ausleuchten. Auch sie melden ihre Erkenntnisse dann an eine Verkehrsleitzentrale weiter. Später wollen die Projektpartner diese Daten in Echtzeit auch an Entwickler von speziellen Navigations-Apps weiterschleusen, damit die Information, wo wieviele Parkplätze frei sind, direkt die Autofahrer erreichen.
Internet der Dinge lässt grüßen
Die Projekte von Bosch und Siemens sind im Ãœbrigen ein Beispiel dafür, was man sich eben auch unter dem vielbeschworenen Trend „Internet der Dinge“ vorstellen kann: Wenn eben nicht nur einzelne Geräte per Internet vernetzt werden, sondern wie hier Hunderte oder gar Tausende Sensoren Daten austauschen, eröffnen sich eben auch ganz neue digitale Applikationen und Geschäftsmodelle, die vorher so nicht möglich waren. Wieviel sich gerade auch deutsche Unternehmen von diesem Trend versprechen, mag eine Ansage von Bosch-Chef Volkmar Denner verdeutlichen, der das „Internet of Things“ (IoT) immer mehr ins Zentrum der Unternehmens-Strategie rückt: „Vernetzung ist ein allumfassender Trend, der alle Lebensbereiche betreffen wird“, meint er. „Gerade für die starke deutsche Wirtschaft bietet die Vernetzung große geschäftliche Chancen.“ Autor: Heiko Weckbrodt
-> Mikrochip-Abc
Dieses Interview ist in Vorbereitung für das „Mikrochip-Abc“ entstanden. Das „Mikrochip-Abc“ ist ein Handbuch über moderne Mikroelektronik für Schüler ab Klasse 8. Es wird vom Dresdner Unternehmen „3D:it UG“ produziert und demnächst veröffentlicht. Weitere Informationen über dieses Schulbuch sind hier im Internet zu finden: mikrochip-abc.com
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