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Apogepha schwört auf Pflanzen

Eine Apogepha-Laborantin simuliert die Medikamenten-Wirkung im menschlichen Körper, zum Beispiel in der Speiseröhre oder im Magen. Foto: Heiko Weckbrodt

Apogepha-Laborantin Maren Polster simuliert die Medikamenten-Wirkung im menschlichen Körper, zum Beispiel in der Speiseröhre oder im Magen. Foto: Heiko Weckbrodt

Familien-Unternehmen will durch neue Urologie-Produkte unabhängiger von Preisdiktaten werden

Dresden, 21. September 2016. Das Dresdner Pharma-Unternehmen Apogepha wird in Zukunft neben neuen verschreibungspflichtigen Urologie-Medikamenten zunehmend auch frei verkäufliche pflanzliche Mittel entwickeln und anbieten. Das hat Sprecherin Steffi Liebig angekündigt.

Abfüllanlage bei Apogepha Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Abfüllanlage bei Apogepha Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

„Zusätzlich zu verschreibungspflichtigen Medikamenten wollen wir unser Sortiment im Bereich nicht-verschreibungspflichtiger Produkte ausbauen und setzen dabei auf die arztgestützte Selbstmedikation“, sagte sie. Dazu gehören zum Beispiel pflanzliche Präparate gegen Reizblasen und Prostatabeschwerden.

Viel hängt an einem Wirkstoff, der zu DDR-Zeiten entwickelt wurde

Das Familien-Unternehmen wolle sich damit unabhängiger von der Preisregulierung durch die gesetzlichen Krankenkassen machen, erklärte Liebig. Denn derzeit hängt ein Großteil des Umsatzes von der Medikamenten-Familie „Mictonorm“ gegen Harn-Inkontinenz ab. Deren Basis-Wirkstoff hatte der Betrieb noch zu DDR-Zeiten entwickelt. Durch neue Preisregeln sinken hier die Umsätze.

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Apogepha im Kurzporträt

Neuentwicklung würde heute halbe Milliarde kosten

Die Entwicklung ganz neuer Wirkstoffe überfordere aber heutzutage ein mittelständisches Unternehmen wie Apogepha, betonte die Sprecherin. Angesichts der nötigen Studien und der hohen Entwicklungsrisiken kalkulieren Pharma-Konzerne mittlerweile Kosten in Höhe von 500 bis 700 Millionen Euro für die Entwicklung eines neuen Wirkstoffs – weit mehr, als ein Mittelständler aufbringen kann.

Die Pharmakanten Sandra Krause und Markus Ließmann machen eine der Düsen an der Pellet-Anlage im Apogepha-Werk Dresden-Lockwitz frei. Foto: Heiko Weckbrodt

Die Pharmakanten Sandra Krause und Markus Ließmann machen eine der Düsen an der Pellet-Anlage im Apogepha-Werk Dresden-Lockwitz frei. Foto: Heiko Weckbrodt

Apogepha seit der Wende auf Urologie-Präparate spezialisiert

War Apogepha zu DDR-Zeiten noch auf ein recht breites Medikamenten-Spektrum orientiert, spezialisierte sich die Firma bald nach der Reprivatisierung 1991 ganz auf urologische Produkte. Seitdem entwickelt der Betrieb vor allem neue, gut verträgliche Arzneiformen seiner Urologie-Medikamente, lizenziert aber auch verwandte Präparate anderer Unternehmen, um das eigene Produkt-Angebot zu erweitern. „Für die großen Konzerne in der Branche ist die Urologie oft ein zu kleiner Markt“, erläuterte Liebig. „Deshalb lizenzieren sie ihre Neuentwicklungen dann auch an uns, weil sie wissen, dass wir auf die Urologie spezialisiert sind.“ Zu den Lizenzprodukten gehören beispielsweise Mittel gegen Prostata-Krebs.

Pellets und fertige Dragees. Foto: Heiko WeckbrodtPellets und fertige Dragees. Foto: Heiko Weckbrodt

Pellets und fertige Dragees. Foto: Heiko Weckbrodt

Stabilität statt schnelle Gewinn-Maximierung

Insofern hat der Betrieb im hart umkämpften und kapitalintensiven Pharma-Markt eine Nische gefunden und besetzt. Die wirft zwar keine Riesenprofite ab, sichert aber Jobs und Wertschöpfung in Dresden. Apogepha werde seit Jahrzehnten – mit wenigen Unterbrechungen – von der Familie Starke geführt, sagte Liebig. „Für die Eignerfamilie steht langfristige Stabilität statt kurzfristiger Gewinnmaximierung im Vordergrund.“

Familienunternehmen setzt auf Familien-Freundlichkeit

Dazu gehört auch das Selbstverständnis als familienfreundliches Unternehmen: Apogepha hat eine eigene kleine Kita, zahlt Eltern Betreuungs-Zuschüsse und hat ein Sozialzimmer eingerichtet, in das Mitarbeiterinnen ihre Kinder mitbringen können, wenn sich kurzfristig ein Betreuungs-Notstand ergeben hat. Auch eine kleine Variante des aus DDR-Zeiten bekannten Haushaltstages gibt es: Mitarbeiter mit Vorschulkinder bekommen 2,5 bezahlte Stunden „Familienfreizeit“ pro Woche gewährt. Und diese Instrumente der Mitarbeiter-Bindung kommen gut an, sagt Steffi Liebig: „Die Fluktuation in unserer Belegschaft ist niedrig, die Betriebs-Zugehörigkeitszeiten sind dafür sehr lang.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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