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Forscherin aus Dresden erfindet UV-Schutzmode

Jetzt kann die Sonne eigentlich losstrahlen: Modedesign-Studentin Alrike Gutsche (21) trägt einen Schnorchel-Anzug aus der neuen atmungsaktiven UV-Schutz-Textilie, Politologie-Student Aaron Wieland (20) zeigt die Radler-Klamotten aus dem 3D-Stoff. Foto: Heiko Weckbrodt Foto: Heiko WeckbrodtJetzt kann die Sonne eigentlich losstrahlen: Modedesign-Studentin Alrike Gutsche (21) trägt einen Schnorchel-Anzug aus der neuen atmungsaktiven UV-Schutz-Textilie, Politologie-Student Aaron Wieland (20) zeigt die Radler-Klamotten aus dem 3D-Stoff. Foto: Heiko Weckbrodt Foto: Heiko Weckbrodt

Jetzt kann die Sonne eigentlich losstrahlen: Modedesign-Studentin Alrike Gutsche (21) trägt einen Schnorchel-Anzug aus der neuen atmungsaktiven UV-Schutz-Textilie, Politologie-Student Aaron Wieland (20) zeigt die Radler-Klamotten aus dem 3D-Stoff. Foto: Heiko Weckbrodt

Professorin Machova will mit raffinierten 3D-Textilien Radler, Schnorchler und Kinder vor Sonnenbrand und Schwitzerei schützen

Dresden/Limbach-Oberfrohna, 26. Februar 2016. Durchgeröstete Kinder am Badestrand und rote Rücken nach der Schorchelei könnten dank der Erfindung einer tschechischen Sächsin schon bald der Vergangenheit angehören: Die Textilforscherin Prof. Katerina Machova von der privaten Fachhochschule Dresden (FHD) und die sächsische Designerin Steffi Barth haben neuartige Sport-Klamotten entwickelt, die gegen schädliche Ultraviolett-Strahlung schützen und doch so luftdurchlässig sind, so dass Freizeitsportler darin nicht schwitzen. Die Erfinderinnen lassen sich ihre weltweit einmaligen 3D-Textilien gerade patentieren. Westsächsische Unternehmen werden die UV-geschützten Schwimmanzüge, Radler-Shirts und Sporthosen nun produzieren. Etwa ab Ende Mai können Freizeitsportler die UV-Schutzmode kaufen.

Weniger Sonnenbrand-Gefahr für Radler und Schorchler

„Ich war im Urlaub auf Mallorca und habe dort beobachtet, wie Radler bei 30 Grad in der Sonne umhergefahren sind“, erzählt Prof. Katerina Machova. Ihr sei gleich klar gewesen, wie schnell sich die Freizeitsportler auf Malle einen Sonnenbrand einfangen konnten. Da habe sie an ihre frühere Promotion über 3D-Textilien im tschechischen Liberec gedacht. Zurück in Dresden machte sie sich gleich ans Werk und konzipierte einen dreidimensional (3D) strukturierten Textilstoff. Dafür kombinierte sie zwei hauchdünne Schutzschichten übereinander, die jeweils winzig kleine Löcher enthalten, die aber in den beiden Textilebenen zueinander etwas verschoben sind. Dadurch lässt der Stoff lässt die Luft zur Haut durch, fängt aber rund 80 Prozent des UV-Lichts ab. Zum Vergleich: Auch heute gibt es zwar schon UV-Schutzkleidung für Sportler. Die schirmt aber laut FHD-Angaben nur etwa 60 % der UV-Strahlen ab und ist auch nicht atmungsaktiv.

Erfinderin Prof. Katerina Machova von der FHD in Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Erfinderin Prof. Katerina Machova von der FHD in Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Designerin näht für Kinder Auftriebsbojen ein

Designerin Steffi Barth von der sächsischen Textilfirma „Biehler Sportswear“ aus Limbach-Oberfrohna begeisterte sich für die neue 3D-Textile von Professorin Machova. Sie entwarf daraus eine ganze UV-Schutz-Sportkollektion: einen Schnorchler-Anzug zum Beispiel, Hosen und Shirts für Radler, aber auch ganz besondere Strand-Kleider für kleine Kinder. Diese Zwei- bis Vierjährigen können meist noch nicht schwimmen und deshalb passieren am Meeresstrand und an Pools besonders viele Unfälle mit Kindern dieser Altersgruppe. Steffi Barth nähte in die UV-Strandkleider deshalb auch gleich noch ein paar unkaputtbare Auftriebsbojen ein. Die sollen dafür sorgen, dass der Kopf des Kindes immer über Wasser bleibt, wenn es zum Beispiel in ein Schwimmerbecken fällt oder zu tief ins Meer rennt. „Und durch die besonderen Textilien von Prof. Machova sind sie auch vor Sonnenbränden geschützt. Außerdem trocknen diese neuen Stoffe ganz schnell von selbst und sind auch angenehmer zu tragen als heutige Strandmode“, betonte die Designerin.

Professorin nach Selbstversuch überzeugt

Auch Professorin Machova hat die neuen Sportsachen, die aus ihren 3D-Textilien geschneidert wurden, schon mal in der Praxis ausprobiert: „Ich bin bei 32 Grad mit dem Fahrrad nahe von Dresden damit viel durch die Gegend geradelt“, erzählt sie. „Das Trikot trug sich sehr angenehm. Ich habe hinterher auch nicht gefroren, wie das sonst oft passiert, wenn man geschwitzt hat und dann stehenbleibt.“

Wertschöpfungskette in Sachsen

Für die FHD kommt der Forschungserfolg gerade recht: Die private Fachhochschule versucht sich gerade neu zu profilieren und feilt an ihrem Ruf. Und auch hiesigen Wirtschaftspolitikern dürfte die neue UV-Schutzkleidung gefallen: Erfunden in Dresden, wird der 3D-Stoff nun in der Fabrik St. Micheln im westsächsischen Mülsen produziert und bei „Biehler Sportswear“ in Limbach-Oberfrohna zu Sport- und Schwimmbekleidung weiterverarbeitet – eine ganze Wertschöpfungskette in Sachsen also.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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