Mikroelektronik-Zentrum zieht auch Großaufträge aus Autoindustrie an Land
Dresden, 11. Juli 2014: In der vieldiskutierten Datenbrille „Google Glass“ des US-Suchmaschinen-Konzerns „Google“ steckt auch sächsische Technologie, nämlich Sensor-Chips des Dresdner Mikroelektronikzentrums „ZMDi“. Das verlautete aus Branchenkreisen. Die Google-Datenbrillen ähneln äußerlich normalen Brillen, sind aber mit Sensoren und Rechentechnik bestückt, um für den Träger die Sicht auf seine reale Umgebung mit virtuellen Informationen zu verknüpfen. Darüber hinaus ist es laut unseren Informationen den Dresdnern auch gelungen, mit ihren Spezial-Halbleitern als Zulieferer zum Beispiel für Computertelefone (Smartphones) des südkoreanischen LG-Konzerns und für Computeruhren von Casio (Japan) Fuß zu fassen.
Auftragsbücher prall gefüllt
Damit beginnt sich anscheinend die neue Strategie des ZMDi auszuzahlen, seine Erfahrungen mit Auto- und Industrie-Chips auch im Endkonsumenten-Markt einzusetzen. In diesen Sektor liefert das Zentrum beispielsweise Sensortechnik für die Bildschirm-Steuerung, Feuchtigkeits-, Licht- und Wetter-Erfassung. Derweil hat das Dresdner Unternehmen laut eigenen Angaben jetzt auch neue Großaufträge aus dem Automobilsektor akquiriert, so dass die ZMDi-Bücher mit Aufträgen gefüllt, die insgesamt einen „dreistelligen Millionenbetrag“ ausmachen. „ZMDI ist auf Kurs und hat im ersten Halbjahr 2014 große Fortschritte gemacht“, schätzte Geschäftsführer Thilo von Selchow ein. „Die neuen Großaufträge sichern die langfristige Weiterentwicklung ab.“
Neue Jobs, raus aus den Miesen
Dies zahlt sich auch in Jobs und Geschäftszahlen aus: In den vergangenen anderthalb Jahren entstanden 40 neue Stellen, damit beschäftigt das Unternehmen nun weltweit reichlich 360 Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr hatte ZMDi rund 59 Millionen Euro Umsatz realisiert. Für dieses und das nächste Jahr rechnet von Selchow mit Zuwächsen von jeweils fünf bis zehn Prozent. Genaue Gewinnangaben machte das Unternehmen nicht, die Rede ist aber von einem „positiven Ergebnis“.
DDR-Chipzentrum einst nur durch Sachsen-Einstieg gerettet
Das war nicht immer so: Nach der politischen Wende war das ehemalige DDR-Zentrum für Mikroelektronikforschung hochdefizitär und wurde nur durch einen Einstieg des Freistaats gerettet. Das ZMD (heute: „ZMDi“) trennte sich nach und nach von immer mehr Abteilungen, verkaufte seine Fabrik an die Erfurter „X-Fab“ und profilierte sich schließlich zum reinen Chipdesigner, der seine Entwürfe bei X-Fab und anderen Auftragsfertigern („Foundries“) produzieren lässt. Spezialisiert ist das ZMDi insbesondere auf besonders energieeffiziente gemischt analog-digitale Schaltkreise in Kombination mit Sensoren, die zum Beispiel in der Autoindustrie und nun auch in der Mobilelektronik eingesetzt werden. Autor: Heiko Weckbrodt
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